Klischees? Mag ich nicht wirklich! Und
tatsächlich bin ich auch schon in Wohnungen von „Männer-WGs“
gewesen, denen ihre Junggesellen-Bewohner nicht sofort anzusehen
waren. Auch da gibt es geschmackvolle Details und Accessoires. Ohne
dass eine weibliche Hand ordnend oder schmückend eingegriffen hätte.
Und doch...
Unser Senior war neulich zehn Tage im
Krankenhaus. Ein – wie sich herausstellte – Schlaganfall,
verbunden mit einer Blutung im Hirn. Früher hat dieser Mitbruder
unermüdlich in unserem Garten gearbeitet und vor allem viele Rosen
gepflanzt. Diese blühen zwar noch nicht, aber doch andere Blumen,
erste gelbe Frühlingsboten. Als wir den Patienten im Krankenhaus
besuchen wollten, hatte ich mir fest vorgenommen, ihm von den
blühenden Blumen in „seinem“ Garten zu erzählen, um ihn auch zu
motivieren, Lust auf zu Hause zu machen. Fast beschämt war ich, als
die Schwestern sich mit einem Gläschen, in welches sie einige eben
dieser Blumen gestellt hatten, zum Krankenbesuch aufmachten. Ich
hätte „nur erzählt“, die Schwestern handelten und nahmen Blumen
mit, welche unser Kranker sofort an die nächste Krankenschwester
weiter schenken wollte, die sein Zimmer betrat. Die Geschichte mit
den Blumen geht mir noch aus einem anderen Grund nach. Wieso ich
diese Verbindung herstelle, ist mir gar nicht ganz klar. Jedenfalls
kam sie mir... Ist das nicht auch mit meiner „Verkündigung“
manchmal so? Dass ich Geschichten erzähle und hoffe, dass sie den
zuhörenden Menschen gefallen? Und könnte es nicht das ein oder
andere Mal möglich sein, die gute Nachricht handgreiflich erfahrbar
zu machen, und dadurch eindrücklicher, als es die Worte einer
Geschichte vermögen? Es ist etwas anderes, von „kleinen gelben
Blumen“ zu hören, oder das Gelb leuchten zu sehen und vielleicht
sogar einen „Geruchstest“ zu machen...
Inzwischen ist unser Senior wieder nach
Hause zurück gekehrt. Am Mittwoch vor einer Woche habe ich ihn vom
Krankenhaus abgeholt, nachdem er sich am Dienstag Abend bereits
einmal unangemeldeterweise selbst auf den Weg gemacht und dadurch für
etwas Hektik im Krankenhaus gesorgt hatte.
Und wieder: Schwester Ewa fragte, ob
sie etwas Besonderes vorbereiten, kochen solle, um dem Heimkehrer
einen gebührenden Empfang zu bereiten. Und sie ließ nicht locker,
als mir auf die Schnelle keine großartigen Ideen kamen.
Schlussendlich gab es ein Eis zum Nachtisch...
Ein weiteres Detail, hier würde das
spanische „detalle“ fast besser passen, weil es eben nicht nur
„Detail“ bedeutet, sondern auch „nette Geste“, eines meiner
spanischen Lieblingswörter: während wir Mitbrüder darauf achten,
dass unser Senior-Mitbruder zu den Mahlzeiten kommt, dabei etwas isst
und auch nicht vergisst, seine Medikamente einzunehmen, bereitet ihm
eine Schwester auch einen Teller mit Obst für sein Zimmer. Und der
Apfel wird dabei auch geschält und geschnitten. Und er bekommt auch
den ein oder anderen Joghurt-Becher, weil er das offensichtlich gerne
isst.
Gott sei Dank gibt es neben uns
praktisch denkenden und agierenden Männern auch noch die Schwestern,
die Zusätzliches tun und unternehmen...
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