Sonntag, 28. Februar 2021

Fasten und Freiheit

„Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten.“ (Mt 9,14f.) Als wir am Freitag nach dem Aschermittwoch dieses Geschichte aus dem Evangelium hörten, fiel mir eine andere Geschichte wieder ein.

Vor einigen Jahren feierten wir den 77. Geburtstag von P. Bruno. Er fiel in besagtem Jahr auf den Karfreitag. Scherzhaft sagte ich: „77 ist eine Schnapszahl. Wir müssten eigentlich einen Schnaps auf Deinen Geburtstag trinken!“ Wobei ich nicht im Ernst daran gedacht hätte, das dann auch zu tun! Aber siehe da: kaum hatte ich es ausgesprochen, ging P. Hermann – ausgerechnet Hermann! - zum Schrank und holte eine Flasche Hochprozentigen heraus – und wir stießen an. Hoffentlich stößt sich jetzt kein frommer Mensch daran. Ich selbst wollte ja zunächst auch nicht glauben, was da geschah: Schnaps am strengen „Fast- und Abstinenztag“. Aber dann staunte und freute ich mich über die Freiheit meiner Mitbrüder, einfach beeindruckend. Freiheit! Um die geht es...

Noch weiter zurück liegt die Geschichte mit Alfred, einem wunderbaren Menschen in der Pfarrei, in der ich als Kaplan gearbeitet habe. Völlig zerknirscht kam er an einem Karfreitag-Abend zu mir und sagte: „stell Dir vor, was mir passiert ist. Ich war mit Sabine (seine kleine Tochter) in der Stadt und habe ihr eine Leberkässemmel gekauft! Ich hatte total vergessen, dass Karfreitag ist“. In Österreich sind die Geschäfte geöffnet, also konnte dieser Vorfall sich ereignen. Einigermaßen gelang es mir, Alfred zu beruhigen.

Fasten und Freiheit. Fasten will nicht Freiheit einschränken, sondern (neu) möglich machen.

Unvergessen bleibt für mich, wie der 2011 verstorbene Elmar Gruber, Priester und Schriftsteller, erzählte, was er wiederholt jungen Eltern empfohlen hatte. Er arbeitete im Fachbereich Religionspädagogik der Erzdiözese München, hielt unter anderem Fortbildungen für Erzieherinnen. „Gehen Sie“, so Gruber zu den jungen Eltern, „gehen Sie mit ihrem Kind in den Supermarkt, ohne etwas einzukaufen!“ Wahrscheinlich hat die eine oder der andere von Euch und Ihnen schon ein quengelndes Kind (und seine genervte Mutter/seinen genervten Vater) im Geschäft erlebt, das unbedingt dieses und jenes möchte. Irgendwo schreibt Gruber: „wohl dem Kind, dem nicht alle Wünsche sofort erfüllt werden!“. Freiheitstraining. Okay, vielleicht rümpft jetzt mancher auch die Nase! Man muss ja nicht extra in den Supermarkt gehen, um nichts zu kaufen, einverstanden.

Wie schrieb Dietrich Bonhoeffer – und das im Gefängnis: „Es gibt erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche“.

Schon der alte Sokrates (oder war es Aristoteles?) soll beim Schlendern über den Markt gestaunt und gesagt haben: „was gibt es nicht alles, das ich nicht brauche!“

Ich schreibe diese Zeilen am Ende meiner diesjährigen Fastenwoche, langjährige Blog-Leser/innen kennen das ja schon. Fasten nach Mayr, mit Milch und Semmeln. Lustig waren die sich abwechselnden Reaktionen meiner Mitbrüder. Zuerst waren sie besorgt um mich und es beruhigte sie eigentlich vor allem meine Bestätigung, dass ich eine derartige Fastenwoche schon öfter praktiziert habe. Sie ließen mir auch einen gewissen Freiraum. Der Bitte des einen, ihn beim wöchentlichen Einkauf zu vertreten, konnte ich am Mittwoch schon gut nachkommen, da war der schwierige Anfang (Kopfschmerzen am ersten Tag) hinter mir. So fuhr ich mit Sr. Malwina zum Einkaufen und wir beluden zwei große Einkaufswagen mit Lebensmitteln... Gegen Ende der Woche wurde aus der anfänglichen Sorge meiner Mitbrüder fast so etwas wie Staunen oder Anerkennung. Und ich merke, dass sie das Fastenerlebnis wohl in Zukunft mir mir verbinden werden. Auch wichtig! Oft einmal achte ich sehr auf das Gemeinsame und passe mich an. Hin und wieder fördert jedoch gerade das Betonen des Eigenen die Gemeinschaft. Ein Lernprozess... Fasten und Freiheit!

Montag, 15. Februar 2021

Zum Mitlachen am Rosenmontag (und danach)...

Oh nein! Wenn der Tag (ein Tag im Januar) schon so anfängt...

Ich wohne zur Zeit nicht in meinem Zimmer im ersten Stock, da hat´s nämlich von oben getropft, also genauer im Badezimmer aus einem von oben kommenden Rohr. Als die Tropfen Spuren auf der Wand hinterließen, schien es Zeit für die Handwerker. Und die sind jetzt am arbeiten, im zweiten und im ersten Stock. Um ihnen und mir das Leben zu erleichtern, bin ich in ein Zimmer im Erdgeschoss umgezogen. Aber eben: auch dort hat das Bad eigene Tücken! Schon gleich zu Beginn bemerkte ich, dass die Tür des Spiegelschranks über dem Waschbecken sich nur schwer öffnen lässt. Und heute morgen: ich zog etwas fester und der ganze Spiegelschrank kam mir entgegen. Offensichtlich doch schon einigermaßen wach fing ich zwei Dinge auf, die aus der geöffneten Tür heraus mir entgegen fielen, eine Cremetube und eine Rolle Klopapier, um genau zu sein, und drückte gleichzeitig den Schrank gegen die Wand. Wow! Gar nicht schlecht für diese Morgenstunde. Aber was jetzt? Ich nehme den an zwei Haken (einer davon sitzt eben sehr locker!) aufgehängten Schrank von der Wand und stelle ihn aufs Fensterbrett. Nach dem Frühstück werde ich mich darum kümmern.

Nach diesem ersten morgendlichen Geschicklichkeits-Test begebe ich mich Richtung Kühlschrank, hole die Milch heraus und marschiere zum Esszimmer. Wie jeden Morgen will ich in der Mikrowelle eine Tasse Milch erhitzen, um diese dann über das Müsli zu gießen. Damit das bis nach der Messe „ziehen“ kann. Aber was ist heute los? Irgendwie schaffe ich es, die Tasse so zu halten, dass die sich öffnende Tür der Mikrowelle dagegen schlägt. Zwar halte ich die Tasse so, dass sie nicht herunter fällt. Aber die Hälfte der Milch schwappt eben doch heraus, in die Mikrowelle hinein und auf das Schränkchen darunter und den Fußboden. Oh nein! Also: Milch auffüllen und aufwischen, bevor die Aktion richtig starten kann.

Noch ein paar Hintergrund-Infos zu unserem Haus gefällig?

Es wurde vor ca. 70 Jahren gebaut und danach relativ wenig daran getan. Eigentlich müssten alle Wasserleitungen erneuert werden. Woran wir momentan denken, das ist das Austauschen der Fenster. Auch das eine größere Maßnahme, aber wir hoffen auf staatliche Zuschüsse („Öko-Bonus“). Unsere Fenster sind so dicht, dass sich bei geschlossenen Fenstern manchmal die Vorhänge bewegen, wenn draußen ein wenig der Wind weht. Und man spürt schon auch den Luftzug.

Dass ich unter den Heizkörper in meinem Arbeitszimmer einen kleinen Blumentopfunterteller stellen musste, weil es beim Ventil ein wenig tropft, das kenne ich hingegen schon aus Baumgärtle. Dort habe ich das auf Empfehlung des Installateurs getan, den ich auf das Problem aufmerksam machte.

Apropos Heizung: die fällt auch hin und wieder aus.

Auch an einem der Tage, die ich im Erdgeschosszimmer verbrachte. Ich suchte und fand eine zweite Decke für die Nacht und hoffte, dass am nächsten Morgen die Heizung wieder „anspringen“ würde. Dem war aber nicht so und so entschied ich mich, meine Meditation „aus Gesundheitsgründen“ im Bett liegend zu machen. Und stellte sicherheitshalber den Wecker eine halbe Stunde später. Eingeschlafen bin ich zwar nicht mehr, Meditation habe ich aber auch keine zustande gebracht.

Also aufgestanden und nach ein wenig Gymnastik ins Badezimmer – wo sich dann die anfangs geschilderten Erlebnisse ereigneten...

Mit welchem Bibelwort wollte ich diesen Monat noch einmal unterwegs sein: „Bleibt in meiner Liebe... (Joh 15,5) – okay, das passt. Auch wenn alles daneben geht! Was wird noch alles kommen heute?