Neben der schlichten Pfarrkirche in Klagenfurt-Annabichl, dort begann ich nach der Priesterweihe 1991 meinen Dienst, wurde in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Pfarrzentrum gebaut, darin ein Saal und verschiedene Räume für pfarrliche Aktivitäten.
Während meiner Zeit in Klagenfurt hörte ich, hoffentlich habe ich das richtig in Erinnerung behalten, dass der frühere Bischof Köstner bei der Einweihung des Pfarrzentrums den Menschen der Pfarre sagte: „aber vergesst nicht, dass die Kirche das eigentliche Zentrum der Pfarre ist!“.
In unseren Tagen, in welchen zumindest Diözesen im deutschsprachigen Raum kritisch ihren Immobilienbestand prüfen, fiel mir die Geschichte von damals wieder ein. Es gab eine Phase, in welcher viele Pfarr- und Gemeindezentren gebaut wurden. Sicherlich hängt das damit zusammen, dass „aus der Pfarrei eine Gemeinde werden“ sollte und der Kirchenraum als liturgischer Ort für diesen Zweck nicht genügend Möglichkeiten zu bieten schien. Heute werden viele kirchlichen Gebäude, seien es die Kirchen selbst oder eben die Pfarr- und Gemeindezentren schlicht nicht mehr gebraucht bzw. scheinen die finanziellen Möglichkeiten es nahezulegen, sich von dem ein oder anderen Bau zu trennen.
Das tut (vielen) weh und ich bin weit davon entfernt, diesbezüglich etwas schönreden zu wollen. Und doch: vielleicht hilft es uns, einen Schritt zurück zu treten und nachzudenken.
Könnte es sein, dass die Gemeinde- und Pfarrzentren in gewisser Weise ein „Schnellschuss“, ein Fehler, um nicht gar von „Sündenfall“ zu sprechen, waren? Klar: hinterher weiß man es immer besser. In „nachkonziliarer Euphorie“ konnten kaum Zweifel am Bau eines Gemeindezentrums aufkommen, im Gegenteil, es war geradezu Ausdruck eines neuen, gewandelten Selbstverständnisses der Gemeinde vor Ort.
Heute reden wir von „Kirche im Sozialraum“ und versuchen als Kirche mit verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren zusammen zu arbeiten, uns bestmöglich zu vernetzen, z.B. im Sozialbereich oder im Einsatz für ökologische Fragen. Vielleicht kann es in diesem Zusammenhang auch als Chance gesehen werden, wenn sich die ein oder andere kirchliche Gruppe für ihre Treffen auf „Raumsuche“ begeben muss. Das neue Miteinander sieht völlig anders aus als in den Jahren vor der Existenz von Pfarr- und Gemeindezentren, in welcher die Menschen (zumindest diejenigen männlichen Geschlechts) nach der Liturgiefeier zum Frühschoppen ins (Dorf-)Wirtshaus gingen. Diese Form von „Kirche im Sozialraum“, in welcher Kirche noch ein wichtiger „Player“ war, ist vorbei. Heute kann die Kontaktaufnahme mit „Nicht-Kirchgängern“ vielleicht in dem ein oder anderen Fall tatsächlich mit der Anfrage um einen Raum beginnen, bzw. eine sich für irgendein Anliegen gebildete Gruppe sucht gemeinsam danach.
Wo es allerdings noch kirchlichen Gebäudebestand gibt, sollte abgesehen von Verkaufsüberlegungen die Nutzung desselben kritisch hinterfragt werden. Wie zugänglich sind die Räume, wie verfügbar? Was ich immer wieder erlebt habe ist die Vermietung von Gemeinderäumen für z.B. Familienfeiern oder andere private Feste. Eine Win-Win-Situation: die Gruppe hat einen geeigneten Raum, die Pfarrei ein wenig Einkommen.
Ein anderes Projekt, das ich selbst erlebt habe: in unserer (Missionare vom Kostbaren Blut) ehemaligen Pfarrei Hl. Kreuz in Traunstein wohnte für einige Zeit ein ökologisch engagierter Priester, der auf unserem Grundstück einen „Schöpfungsgarten“ angelegt hat und mit ganz verschiedenen Menschen in diesem Garten arbeitete. Dieses Projekt geht weiter auch nach dem Wegzug des Priesters. Und die „Schöpfungsgärtner“ treffen sich für die ein oder andere Besprechung im Pfarrhaus, wo ihnen unser ehemaliges großes Esszimmer mit der Küche nebenan zur Verfügung steht.
Mich selbst schmerzte es, dass ich bei meinen Mitbewohner/innen keinen Rückhalt fand, um eine Anfrage einer Nachbarin positiv zu beantworten, die unseren Garten für die Feier eines Kindergeburtstags nutzen wollte. Viele Bedenken: „könnte ein Präzedenzfall werden. Und wenn etwas passiert, Versicherungsfragen…“, welche das Projekt letztlich nicht zustande kommen ließen.