Unsere Telefonanlage ist in die Jahre gekommen. Nach vielen Unterschriften unter Verträgen – ich habe das Kleingedruckte nicht gelesen, ich gebe es offen zu – sind die ersten Maßnahmen im Hinblick auf eine neue Anlage in Gang gekommen. Handwerker im Haus!
Zuerst kamen zwei junge Männer, so um die Mitte 20. Sympathische Kerle. Der eine musste noch einmal in die Zentrale zurück, um etwas zu holen oder einzustellen, so genau habe ich es nicht verstanden. Der andere arbeitete weiter bei uns im Haus – und schwitzte. So dass ich ihn fragte, ob er etwas trinken wolle. „Ein Glas Wasser, bitte!“ Freudestrahlend nahm er dieses entgegen und fragte mich, woher ich sei und was wir hier im Haus tun. Als ich ihm geantwortet hatte, erzählte er: „ich mache nächstens eine Wallfahrt nach Cascia“. Etwas verdutzt schaute ich ihn an und er erzählte mit Begeisterung von der tollen Jugendarbeit des Neokatechumenats in seiner Pfarrei. „Wir sind 200 junge Leute!“.
Nach dieser ersten Maßnahme im Hinblick auf eine neue Telefonanlage kamen Wochen später zwei andere Männer, von einer anderen Firma. Der eine bemerkte gleich beim Hineinkommen ins Haus die Kapelle und fragte nach. Und erzählte dann voller Stolz: „ich gehöre zu einem Chor, der für den Papst gesungen hat, als dieser in Albano war“. Als er am nächsten Tag wieder ins Haus kam, grüßte er mit „Gelobt sei Jesus Christus“. Jetzt fragte ich nach. Der Mann stammt aus Rumänien und lebt seit 17 Jahren in Italien. In seiner Heimat hat er noch die Ceausescu- Zeit erlebt. Sein Vater hatte einen Antrag gestellt, dass im Privathaus die Messe gefeiert werden durfte. „Ohne diesen wärst du erschossen worden“, sagt der Telekom-Mitarbeiter. Und er war damals Ministrant und hat sich auch ein wenig auf einer kleinen Orgel versucht.
Noch einmal kommt er ins Haus, es ist Montag. Und auf seinem Smartphone zeigt er mir Fotos von der Feier des Festes Kreuzerhöhung in seiner Heimat. Vom „weltlichen Teil“: die Menschen sitzen an Tischen, auf den viele Getränkeflaschen stehen. Irgendwo ist der Pfarrer unter den Leuten zu sehen. Und natürlich die Verwandten, Mutter, Schwestern, Neffen unseres Telefonleitungsmonteurs.
„Eigentlich ist ja heute das Fest, aber zu Hause haben sie es am Sonntag vorgefeiert“, erklärt er mir.
„Und Sie, sind Sie auch in der Kirche gewesen, gestern am Sonntag?“. „Nein“, grinst er mich an: „ich war beim Angeln“. „Er hat wenigstens nicht gelogen“, sagt Sr. Elisabeth nachher.
Apropos Sr. Elisabeth: sie war gerade im Urlaub zu Hause, in der Gegend von Białystok in Polen. Und etwas, wovon sie mit sichtbarem Ärger erzählte, war, dass von den Kommunionkindern in ihrer Heimatpfarrei ein paar kurz nach der Erstkommunion nicht mehr zu sehen waren bei der Katechese, die dort nach der Erstkommunion weiter geht. Sr. Elisabeth hat das unmittelbar mit bekommen, weil auch in ihrer Heimat aufgrund der Corona-Pandemie die Erstkommunion vom Frühjahr in den Spätsommer verschoben worden war.
Einblicke in Glaubens- und Kirchenleben in Italien, Rumänien, Polen...
Natürlich habe ich mich gehütet, Sr. Elisabeth zu sagen, dass die jungen Leute vielleicht ein Gespür haben für das, was stimmt. Wir merken, dass gewohnheitsmäßige Riten nicht mehr tragen – so hilfreich sie vielleicht auch einmal gewesen sein mögen. Die Vorschläge zum konkreten Umgang mit der Situation sind ganz verschieden – teilweise lässt sich daran das „kirchenpolitische Lager“ erkennen, aus dem jemand kommt.
Ich plädiere zunächst einmal für ein genaues Hinschauen und ein liebevolles Wahrnehmen der Menschen und ihrer Lebenssituation. Denn da ist ja eine Suche da, gerade in unseren Corona-Zeiten...
Und inzwischen wird draußen der Asphalt aufgerissen: wir sollen ans Glasfasernetz angeschlossen werden, damit wir noch schneller telefonieren bzw. im Internet surfen können...
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