Sonntag, 31. März 2019

eine Fastenwoche

„Du hast zugenommen!“, so sagte mir ein Onkel, der mich längere Zeit nicht gesehen hatte. Um gleich darauf nachzusetzen: „wann wirst Du denn jetzt Prälat? Die Statur hättest Du!“ Ganz schön offen, nicht wahr? „Du hast zugenommen!“ hörte ich eine Woche später auch von einem Mitbruder. Herausfordernd, aber irgendwie auch schön, diese Offenheit...

Und ja, ich wusste es ja selbst. Nicht nur deswegen hatte ich schon vor Wochen eine strenge Fastenwoche in der Fastenzeit geplant, mit der „Mayr-Kur“, die ich in meiner Zeit im Exerzitienhaus in Kufstein kennen gelernt und seitdem immer wieder einmal gemacht hatte.
Im Normalfall füge ich ja keine Fotos in einen Post ein. Auch diesmal halte ich mich daran. Zuerst hatte ich überlegt: soll ich den Zettel mit den Strichen für die getrunkenen Wassergläser fotografieren? Der hilft, sich an das Trinken zu erinnern. Ist wichtig beim Fasten. Und ich habe es eigentlich immer getan. Und trotzdem hin und wieder unter heftigen Kopfschmerzen gelitten. Davor blieb ich diesmal verschont. Ich hätte natürlich auch die Waage fotografieren können, womöglich noch mit einem „Vorher-Nachher“-Bild. Oder das Bild einer typischen Mahlzeit: eine Tasse Milch und eine trockene Semmel. Sr. Teresa hatte eigens welche für mich gebacken. Ich hatte ihr mein Grundlagen-Handbuch für die Fastenkur gegeben, damit sie weiß, was ich da tue in dieser Woche. Und die Angaben zur „Kursemmel“ haben sie durcheinander gebracht. Als sie in der Bäckerei nach einer „körnerfreien Dinkelsemmel“ fragte, sagte man ihr, so etwas gebe es nicht. Also buk sie selbst mit Dinkelmehl. Und hatte dann doch gegen Ende meiner Woche Sorge um mich. Ob das wohl noch gesund sei?

Tatsächlich habe ich aber keinen Hunger gelitten. Wie das beim richtigen Fasten ja auch sein soll.
Und ich hatte ja unter „erschwerten Bedingungen“ gefastet. Öfter einmal saß ich früher allein am Tisch oder habe mit anderen zusammen gefastet. Dieses Mal saß ich mit den Mitbrüdern zusammen, die normal gegessen haben. Und da standen die duftenden Speisen, welche von den anderen mit Genuss verspeist wurden, während ich an meiner trockenen Semmel kaute. Ging gut!

Ein wenig Sorge hatte ich auch, zu Hause zu fasten. Woanders, in einer anderen Umgebung, geht es leichter. Weil ich jedoch die Woche zuvor schon unterwegs gewesen war, wollte ich nicht schon wieder weg sein. Weil ich Gott sei Dank rechtzeitig geplant hatte, konnte ich es so einrichten, wenige Termine zu Hause und schon gar keinen Auswärts-Termin zu haben. Das war gut. Und ich leistete mir den Luxus, schon am Vormittag mal einen Spaziergang zu machen. Und früh schlafen zu gehen.
Apropos „frühe Planung“: tatsächlich hatte ich mich auf die Fastenwoche im Vorfeld richtiggehend gefreut.

Genau so wie ich mich nach einer Woche Milch und Semmeln auch auf den gedünsteten Apfel am Mittag des letzten Fastentages gefreut habe. Welch ein Genuss, welch ein Geschmacksempfinden. Beschämend bewusst geworden ist mir wieder einmal, mit wie wenig sich doch auskommen lässt. Und welchen Luxus das für jemanden wie mich bedeutet, auf diese Weise zu fasten. Woanders können sich Menschen nicht mit so etwas Elitärem beschäftigen, weil sie schlicht hungern.

Das war mir dann auch noch wichtig: wenn wir gemeinsam gefastet haben, dann haben wir immer am Schluss für irgendein Projekt gespendet. Man braucht ja weniger beim Fasten und spart deswegen. Und es ist schön, das Ersparte zu teilen. Das fiel jetzt bei mir nicht so ins Gewicht, weil ich ja zu Hause war. Trotzdem habe ich die Gelegenheit genutzt, etwas für die Opfer des Zyklons Idai in Ostafrika zu überweisen. Ich habe den Eindruck, dass diese nur sehr wenig Raum in der Medienberichterstattung finden. Da haben sich schnell andere Themen in den Vordergrund gedrängt.

Wer sich jetzt Sorgen machen sollte: nein, ich bin nicht völlig vom Fleisch gefallen. Im Gegenteil, da könnten schon noch ein paar Pfunde purzeln. Aber die Gewichtsabnahme ist ja nicht das einzige Ziel der Fastenübung. Jemand meinte einmal, die Krise der Buße in der Kirche hänge auch mit der Krise des Fastens zusammen. Vielleicht ist da was dran...

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