Am Donnerstag Abend ist in Egelhofen
Messe. Und jeweils am letzten Donnerstag vor den Sommerferien machen
die Egelhofer eine Radwallfahrt. Anstatt in der Kirche zu Hause die
Messe zu feiern, machen sie sich gemeinsam per Fahrrad auf den Weg zu
einer nahe gelegenen Kapelle oder Kirche, feiern dort die Messe und
kehren hinterher miteinander ein.
In diesem Jahr war unser Ziel die
Kapelle der Hl. Geist-Stiftung in Mindelheim, eine halbe Stunde per
Fahrrad von Egelhofen entfernt. Damit auch die Kinder mit fahren
können. Und sie fuhren mit, zwei Buben, Benedikt und Lukas, sogar
jeweils im Fahrradanhänger ihrer Mama. Der eine mit cooler
Sonnenbrille, der andere mit nicht weniger coolem Strohhut.
Wir trafen uns wie abgemacht in der
Dorfmitte und ich war zunächst ein wenig enttäuscht, weil da nicht
so viele zusammen gekommen waren. Kurz nach der vereinbarten Zeit
machten wir uns auf den Weg und trafen beim Neubaugebiet am
Ortsausgang eine weitere Gruppe. Darunter war dann sogar Besuch aus
Kanada: eine Egelhofenerin hat einen Kandadier geheiratet und mit
Familie ist sie zu Besuch in der Heimat. Der Mann und eine Tochter
radelten ebenfalls mit.
Nachdem alle irgendeinen Stellplatz für
ihr Fahrrad gefunden hatten, begaben wir uns in die Kapelle und
bekamen dort zunächst eine Einführung von Olli Hirle, dem „lebenden
Mindelheimer Lexikon“, nächstes Jahr wird sie 90 Jahre alt. 500
Jahre sei die Kapelle des ehemaligen Mindelheimer Altenheims alt,
erzählte sie. Und täglich geöffnet. Immer wenn man tagsüber
herein komme, sei irgendjemand am beten. Das ist so ein Ort, um
zwischendurch einen Halt zu machen, meinte Frau Hirle und wies auch
auf die Möglichkeiten hin, Geld in die ein oder andere Kasse zu
werfen.
Auf die plastische Silhouette der Stadt
Mindelheim zu Füßen der Josefsstatue wies das Mesnerehepaar später
noch hin. Das Bild des Barmherzigen Jesus und ein Foto des heiligen
Johannes Paul II. erinnern daran, dass auch der polnischsprachige
Gottesdienst regelmäßig in dieser Kapelle stattfindet.
Nachdem wir miteinander gebetet und
gesungen hatten, machte sich der größere Teil der Mitfeiernden auf
den Weg zum Gastgarten eines nahe gelegenen Lokals und dort saßen
wir dann noch eine Weile miteinander an diesem lauen Sommerabend.
In den letzten Jahren hat diese
Radwallfahrt immer der Kirchenpfleger organisiert: Auswahl eines
Ziels, Absprachen bezüglich Gottesdienstort und Gasthaus treffen
etc. Der Kirchenpfleger verunglückte leider im vergangenen September
tödlich. Und seine Nachfolgerin hat einerseits keine Erfahrung und
ist andererseits beruflich mehr als eingespannt. So dass die Witwe
des Kirchenpflegers die Organisation übernommen hatte. Und es hat
alles bestens geklappt.
Es war gerade 22.00 Uhr, als die Leute
aufbrachen. Ich hatte zwei Angebote, mich mit dem Auto nach Hause zu
bringen, ausgeschlagen. So machte ich mich mit dem Fahrrad auf den
Heimweg, nicht mit den anderen zuerst nach Egelhofen, sondern auf dem
direkten Weg. Das heißt, auf eher unbefahrenen Nebenstraßen.
Dankbar und zufrieden kam ich um 23.00 Uhr zu Hause an.
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