Sonntag Abend. Ich gehe zu einer
monatlich einmal stattfindenden Veranstaltung, „Stille am Sonntag“.
Wir sind eine kleine Gruppe von Menschen, die es genießen, sich
darüber freuen, miteinander eine Stunde schweigend in der Gegenwart
Gottes zu verbringen.
Auf dem Weg zum Pfarrheim höre ich
Musik. Da scheint ein Chor zu üben, vermutlich für die Messe in der
Kirche nachher. Gospels? Es klingt nicht schlecht. Wobei ich hoffe,
dass unser Schweigen dadurch nicht gestört werden wird... Beim
Heimgehen sehe ich die Autos und Fahrräder derer, die zur Abendmesse
gekommen sind. Und höre wieder die schwungvolle Musik, diesmal aus
der Kirche.
Montag drauf. Diesmal bin ich in einem
anderen Pfarrheim, in einer Nachbarstadt. Wir treffen uns zu einer
Fortbildung. Menschen, die regelmäßig im lokalen Radio ein „Wort
in den Tag“ sprechen. Wie nutzt man die zur Verfügung stehenden
anderthalb Minuten möglichst gut? Immerhin sind wir in der Stunde am
Tag zu hören, welche laut Erhebung und Statistik die meisten Hörer
hat, mehr als 10.000. An diesem Montag-Abend sind wir zwei
evangelische und elf katholische Christen, die sich, angeleitet von
zwei guten Referenten, mit diesen Themen befassen. Wir sind nicht die
einzigen im Pfarrheim. Schon beim Betreten des Pfarrheims hatte ich
Pizza-Duft in die Nase bekommen und begegnete dann im ersten Stock
auch einigen Jugendlichen mit Pizza-Kartons.
Zwei aufeinander folgende Abende, die
mir bestätigen, was ich eigentlich weiß: es geschieht unheimlich
viel Tolles unter kirchlichen Dächern! Und das möchte ich schlicht
einmal betonen, weil das Negative, das unter kirchlichen Dächern
leider auch vorkommt, meist mehr Aufsehen erregt.
In manchen Pfarrheimen ist es ganz
schön schwierig, einen Raum zu bekommen, weil scheinbar jeden Tag
eine andere Gruppe die Zimmer und den Saal belegt, eine andere
Veranstaltung statt findet. Wie viel Einsatz engagierter Leute gibt
es da!
Als sich vor kurzem unser zukünftiger
Pfarrer vorgestellt hat, der in eines der Pfarrhäuser unserer
Pfarreiengemeinschaft mit neun Pfarreien einziehen wird, fragte eine
junge Frau auch gleich, wie das denn mit den bisher in eben diesem
Pfarrhaus benutzten Räumen sein würde. Können sich die
Mutter-Kind-Gruppen weiterhin wie gewohnt treffen? Klar, meinte der
Pfarrer.
Was mich an meine eigene Zeit als
Pfarrer denken ließ: bei uns war praktisch jeden Tag eine andere
Mutter-Kind-Gruppe im großen Pfarrsaal, in welchem dann abends zum
Teil irgendwelche Bildungswerk-Veranstaltungen waren. Die Matratzen
und Spielgeräte auf die Seite geräumt und schon ging es los. Und
ich habe mich gefreut, wenn die Spielgeräte auch am Abend noch zu
sehen waren. Und das junge Gesicht der Kirche deutlich machten.
Noch einmal: in unseren Gemeinden
landauf landab gibt es unheimlich viel Leben! Ausnahmen bestätigen
die Regel. Das muss gewürdigt und geschätzt werden, ohne sich auf
irgendwelchen Lorbeeren auszuruhen. Aber auch in digitalisierten
Zeiten werden Möglichkeiten der persönlichen Begegnung weiter
gesucht und genutzt werden, vielleicht noch mehr als vorher. Auch
wenn die Jugendlichen, die da zusammen kommen, unter Umständen
zeitweise mehr mit ihren Smartphones beschäftigt zu sein scheinen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen