Die (Adoptiv-)Mutter des entführten
Kindes kniet, die Ellenbogen auf dem Bett abgestützt, die Hände
gefaltet. Der Kriminal--Ermittler kommt und macht irgendeine
Bemerkung über Menschen, die sich Pferdebilder machen, um sich in
ihren Nöten an diese zu wenden. Eine Szene aus einem Fernsehkrimi
(„Professor T.“).
Tags darauf die Kabarett-Sendung im
Radio. Ein Lied der Preisträger eines europäischen Kabarettpreises,
wobei das Publikum zum Mitsingen eingeladen wird: „es gibt nicht
Gott“ oder „es gibt keinen Gott“, ich erinnere mich nicht mehr
genau an den Text.
Was ist das? Aggression? Hilflosigkeit?
Kundenfang? Publikumsanbiederung?
Mich haben die Szene im Fernsehen und
das Lied im Radio aufgewühlt. Muss das sein? Was erlauben die Leute
sich? Soll ich irgendwie reagieren? Protestieren?
Gleichzeitig lese ich ein spannendes
Buch von Gerhard Gäde: „Christus in den Religionen. Der
christliche Glaube und die Wahrheit der Religionen“. Einmal ganz
abgesehen von den Fragen des interreligiösen Dialogs lässt mich
dies Buch neu sensibel werden für das Reden über Gott ganz
allgemein. Natürlich werde ich mich für solches Reden nicht jeweils
zuerst mit einer stundenlangen Reflexion über seine Möglichkeit
überhaupt beschäftigen. Es käme keine Predigt mehr zustande.
Und doch wird mir bewusst, wie
unbedarft mein, unser Reden über Gott oft ist. Das Reden von und mit
ihm. Manches „(fromme) Gerede“ wirkt ja so, als hätte jemand den
lieben Gott ziemlich für sich vereinnahmt. Sozusagen zum
„Hosentaschen-Gott“ gemacht, „degradiert“. Wenn ich anfange,
das ein oder andere Reden über Gott denkerisch zu analysieren, dann
wird es fragwürdig: was weiß der oder die nicht alles über den
letztlich doch unbegreiflichen Gott!
Und dann sehe ich die anfangs
beschriebenen Szenen wieder in einem anderen Licht. Kann es sein,
dass so etwas auch Reaktion auf „frommes Gerede“ ist? Dadurch
ausgelöst bzw. als Abwehr oder Gegenwehr entstanden?
So möchte ich im etwaigen Gespräch
mit Menschen nicht nur meinen Schmerz deutlich machen, sondern auch
hinterfragen, wieso wohl der andere zu Formulierungen und
Vorstellungen kommt, die mich eben so schmerzen.
Und gleichzeitig will ich neu über die
Unbegreiflichkeit Gottes ins Staunen kommen und mir der
Unangemessenheit all meines Redens über ihn bewusst werden. Welch
hilfloses Gestammel, welch unpassendes Geschwätz im Hinblick auf
den, für den kein Wort je reicht!
So passt Pfingsten, das Fest, welches
wir jetzt feiern. Auf dass es uns nicht dazu diene, den
Unbegreiflichen unsererseits falsch zu vereinnahmen, sondern eher
dazu, uns in unseren Selbstverständlichkeiten stören, irritieren,
beunruhigen zu lassen.
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