Freitag, 15. März 2013

Von Benedikt zu Franziskus...

Einverstanden! Ich hätte noch andere Ideen gehabt, aber in diesen Tagen einen Post für den Blog zu schreiben, da kommt einer ja fast nicht dran vorbei. Wobei auch das Motto: „es ist zwar schon alles gesagt worden, aber noch nicht von jedem“ gelten könnte.

Benedikt von Nursia hat in einer unruhigen Zeit (Völkerwanderung) mit seinen Klöstern ein festigendes, Ruhe gebendes Element entwickelt. Und viele Klöster betrieben Landwirtschaft, rodeten gleichsam Urwald und pflanzten Nützliches und Nahrhaftes an. Ganz abgesehen von anderen Kulturleistungen der Mönche, die bis heute Europa und die Welt prägen.

Franz von Assisi war im eigentlichen und besten Sinn ein Kirchenreformer. „Zurück zum Evangelium“ war seine Devise. In einer Kirche, in der sich manch Nebensächliches in den Vordergrund geschoben hatte. Konkreten Ausdruck fand Franziskus Haltung vor allem in der Betonung und im Leben der Armut.

Nach dem großen Papst Benedikt XVI. beginnt nun Papst Franziskus seinen Dienst als Papst. Welche Gedanken kamen mir, als er zum ersten Mal die Loggia des Petersdomes betrat und die Leute grüßte?

Er grüßte mit: „buona sera“ - guten Abend. Ein Papst hätte auch mit „laudetur Jesus Christus“ - „gelobt sei Jesus Christus“, grüßen können. Und damit nicht mehr alle Anwesenden und vielmehr über Bildschirme Zusehenden angesprochen. Für den liturgischen Gebrauch mag das ein passender Gruß sein – für den Anlass auf dem Balkon war „buona sera“ die offenere Grußformel.

Was Papst Franziskus nicht daran hinderte, gleich hinterher zum Beten (für seinen Vorgänger) einzuladen. Hier zeigte er eindeutig Profil: der Papst kann, ja, er muss zum Beten einladen!

In den folgenden Worten beschwor er beinahe die „fratellanza“, die „Geschwisterlichkeit“ - das ist wieder offen und greift die am wenigsten verwirklichte Forderung der französischen Revolution und einen viele Menschen verbindenden Traum auf. „Liberte, egalite, fraternite“ - Freiheit und Gleichheit sind weit fortgeschritten, mit der weltweiten Geschwisterlichkeit hapert es noch.
Und in diesen Zusammenhang hinein stellte Papst Franziskus dann auch die Evangelisierung. Damit Gedanken aufgreifend, welche sein Vorgänger Papst Benedikt in seiner letzten Generalaudienz geäußert hatte.

Vor dem Segen lud er dann die Menschen ein, für ihn zu beten und beugte sich demütig an der Balustrade des Balkons. Großartig! Er bittet um das Gebet der Menschen und weist sie damit gleichsam auf ihren Part hin. Und stiftet damit gleichzeitig eine ganz tiefe Beziehung.
Als Form wählt er dieses Mal das schweigende Gebet. Faszinierend, wie es auf dem eben noch lärmigen Petersplatz still wird und die Leute seine Einladung wirklich ernst nehmen – auch wir vor dem Bildschirm taten es. Ob nicht das wiederum ein sehr segensreicher Dienst des Papstes heute ist, die Leute in dieser geschwätzigen Welt zum Schweigen einzuladen? Das kann die „Live-Ticker“ ganz schön aus dem Konzept bringen, wenn es Bruchteile einer Minute still ist und kein Programm mehr gibt.

Eine andere Sache verstand ich erst im Nachhinein: beim Zusehen hatte ich den Eindruck, Papst Franziskus betont über die Maßen seinen Dienst als Bischof von Rom und erwähnt überhaupt nicht die weltweite Dimension des Papstamtes. Was, wenn das gezielt geschah? Als Botschaft der Kollegialität. Der Papst zeigt sich als einer der Bischöfe. Und macht den Leuten deutlich, dass sie als Katholiken in einer Ortskirche zu Hause sind, nicht nur in der großen Weltkirche. Es ist ja bekanntlich leichter, die weiter entfernten Nächsten zu lieben als die der unmittelbaren Umgebung. Es ist dies auch eine Geste gegen einen übermäßigen Zentralismus: die Musik spielt nicht nur in Rom, sondern auch bei Dir zu Hause. Höre dorthin und spiele dort mit!

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