So heißt die Sparte, in der ich seit Anfang September offiziell und mit Auftrag tätig bin. Was verbirgt sich denn dahinter? Meine Schwägerin fragte schon konkreter: „machst Du also jetzt so etwas wie `Personal-recruting´“? Eine andere junge Dame lächelte mich an: „head – hunting“?
Es wäre ja gelogen, wenn nicht die Sorge aufgrund der geringer werdenden Mitgliederzahlen unserer Ordensgemeinschaft mich zu meiner neuen Aufgabe gebracht hätte. Auf der anderen Seite kann es aber nicht allein um „Personal – recruting“ gehen. Das „recruting“ erinnert mich an eine verwandte Situation. In Deutschland bleiben sie ja nun auch aus, die Rekruten, nach der Aussetzung der Wehrpflicht und der Umgestaltung der Bundeswehr zu einer Freiwilligenarmee. Ist es das? So wie die einen versuchen, ihre Kasernen irgendwie voll zu bekommen, soll ich versuchen, unsere Missionshäuser wieder zu füllen? Das andere kenne ich ja auch schon, wenn Kasernen und militärisches Gelände verkauft und umfunktioniert werden, das gibt’s mit Kloster- und Missionshausgebäuden und – geländen ebenfalls...
Also noch einmal: worum geht es? Ich habe die ehrenvolle und zweifelsohne auch herausfordernde Aufgabe, etwas deutlich zu machen, was Kirchenmenschen ab und zu allzu leicht von den Lippen kommt. Gott liebt jeden Menschen – und zwar persönlich. Was uns ja bei inzwischen sieben Milliarden Exemplaren unvorstellbar ist. „Berufung“ ist praktischer Ausdruck davon: Du Mensch bist Gott nicht wurscht und egal, sondern er hat mit Dir und für Dich etwas vor! Hier muss ich kritische Nachfragen aushalten. Die Zigtausende, welche in Somalia und in anderen Ländern Ostafrikas verhungern belegen nicht das Gegenteil, sondern nehmen die Satten in die Pflicht.
Mit jeder und jedem hat er etwas vor! Und eines dieser göttlichen Vorhaben kann für männliche Wesen heißen, seine persönliche Erfüllung im Leben als Missionar vom Kostbaren Blut zu finden. Nachdem ich für mich persönlich dies durchaus so empfinde, will ich das weiter geben. Für unseren Gründer, Gaspare del Bufalo, verdichtet sich in der wiederum manche Menschen zunächst abstoßenden Rede vom „Blut Jesu Christi“ das Wesentliche des Christseins. Das geht natürlich nicht nur Profis und Berufsmissionare an... Letztere sind aber wohl vonnöten, damit diese Botschaft fortdauernd weiter gegeben werden kann. Nicht als Alleinvertreter braucht es sie/uns, aber es braucht sie/uns! Mit vielen anderen gemeinsam...
Erste Reaktionen: noch in meiner früheren Tätigkeit als Pfarrvikar hatte ich im Rahmen der Firmvorbereitung mit 14jährigen Jugendlichen zu tun. Die Mutter eines dieser Jungen bekam es wohl mit der Angst zu tun, weil sie – ob berechtigt oder nicht, sei einmal dahin gestellt – den Eindruck bekam, ihr Sohn könnte Priester werden wollen. Die eingangs erwähnte „head – hunting“ - Dame kommentierte dieses mein Erlebnis so: „manche Eltern haben Angst, dass ihre Kinder Drogen nehmen, andere, dass ihre Kinder ins Kloster gehen!“ Fairerweise muss man unbedarften Eltern nach den Ereignissen und Enthüllungen der Kirchenszene der letzten zwei Jahre ja zugute halten, dass sie wirklich aus Sorge um ihre Kinder Vorbehalte haben.
Fast schon lustig dagegen fand ich, was mir eine andere Mutter erzählte: als ihr Sohn sich über die Ministrantenzeit hinaus gerne in der Kirche aufhielt und dort mit half, bekam sie es ebenfalls mit der Angst zu tun: „was, wenn er Priester werden möchte?“ Wobei ihrem Erzählen eher zu entnehmen war, dass sie sich um sich selbst Sorgen machte: „dann müsste ich mich ja ändern, frommer werden, mehr in die Kirche gehen etc.“. Gott sei Dank fand ihr Sohn dann während des Studiums eine Freundin, auch wenn diese Beziehung leider nicht hielt.
Berufungspastoral: unaufdringlich und gleichzeitig entschieden Menschen dabei begleiten, zu entdecken, dass und wie sehr Gott sie liebt und bei den je existentiellen Antworten der einzelnen darauf vielleicht manchmal einen entdecken, der als Missionar vom Kostbaren Blut antworten möchte – wieso nicht?
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