Unter den Neuerscheinungen auf dem religiösen Buchmarkt in
der letzten Zeit fielen mir zwei Titel auf: „Herzensbildung“ von Klaus Mertes,
dem leidenschaftlichen Pädagogen. Untertitel: „Für eine Kultur der
Menschlichkeit“. (Eine Rezension zum Buch z.B. hier: https://sinnundgesellschaft.de/herzensbildung/).
Und kurz darauf „Herzschlag“ des Hildesheimer Bischofs (und Herz-Jesu-Priesters)
Heiner Wilmer. Untertitel: „Etty Hillesum – eine Begegnung“. (Auch hierzu ein
Tipp: https://www.herder.de/communio/spiritualitaet/bischof-heiner-wilmer-begegnet-der-in-auschwitz-ermordeten-tagebuchschreiberin-etty-hillesum-herzschlag/).
Beide Bücher sind bei Herzer, pardon Herder, erschienen. Schon die Tagebücher
Etty Hillesums, mit der Heiner Wilmer gleichsam ins Gespräch tritt, tragen den Titel
„Das denkende Herz (der Baracke)“.
Die
beiden Bücher schienen mir beinahe wie eine Vorbereitung eines anderen
„Herzenstextes“. Bereits im Juni vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus
seine Enzyklika zur Herz-Jesu-Verehrung angekündigt und am 24. Oktober wurde
sie nun veröffentlicht. Ein erstes Mal habe ich sie gelesen, und sie scheint
mir zu dicht und tief, um schnell, jetzt gleich, auf der Stelle, einen
Kommentar abzugeben. Ich möchte den Text zur (langsamen) Lektüre, zur
Meditation empfehlen. Mit ein wenig heimlicher Freude habe ich mich daran
erinnert, dass uns während des Studiums der damalige Assistent im Fachbereich
Altes Testament an der Uni Salzburg, Prof. Dr. Friedrich Vinzenz Reiterer,
darauf hingewiesen hat, dass die liturgischen Texte am Herz-Jesu-Fest
eigentlich Kostbar-Blut-Texte seien. Immerhin zitiert Papst Franziskus in
seiner Enzyklika den spanischen Theologen Olegario
González de Cardedal (Nr, 63), der „die Spiritualität des kostbaren Blutes, die
Verehrung des Herzens Jesu, die eucharistischen Frömmigkeitsformen“ in dieser
Reihenfolge nacheinander nennt. Wobei das nicht das Wichtigste ist!
Beim Lesen und
Nachdenken erinnerte ich mich noch an zwei andere „Herz-Bücher“, die ich mit
Gewinn gelesen habe und weiterempfehlen kann. Das eine stammt vom Geigenbauer
Martin Schleske, „Herztöne“. Mit dem Untertitel: „Lauschen auf den Klang des
Lebens“. (Martin Schleskes erstes Buch „Der Klang – vom unerhörten Sinn des
Lebens“ hat 12 Auflagen und 100.000 Exemplare erreicht und ist in mehrere
Sprachen übersetzt worden).
Und schließlich: „Dein
Herz an Gottes Ohr. Einübung ins Gebet“, eine wunderbare Gebetsschule des
früheren Aachener Bischofs Klaus Hemmerle.
„Der Mensch von heute ist
oft zerstreut, gespalten, fast ohne ein inneres Prinzip, das in seinem Denken und
Handeln Einheit und Harmonie schafft. Vielverbreitete Verhaltensmodelle
verschärfen die technologisch-rationelle oder, umgekehrt, triebmäßige Dimension«, zitiert Franziskus in seiner
Enzyklika (Nr. 9) seinen Vorgänger Johannes Paul II und fährt fort: „Es fehlt das Herz.“ Hier fiel mir ein, dass ich einmal
gehört habe, Martin Buber habe das „mit ganzem Herzen“ in Dtn 6,5 mit „mit
geeintem Herzen“ übersetzt. Eben: nicht zerrissen, zerstreut…
„Es fehlt das
Herz“. Ich meine, diese Diagnose stimmt und ist bedenkenswert. Beim Blick in
die täglichen Nachrichten erschüttert außer der ganz offensichtlichen
Grausamkeit an vielen Orten dieser Erde der Widerspruch zwischen einer
technisch hoch entwickelten Menschheit einerseits und dem nicht gelingenden
Zusammenleben auf so vielen Ebenen auf der anderen Seite. Papst Franziskus legt
eine für viele vermutlich unerwartete Hilfestellung vor.
Ich wünsche uns „ein hörendes Herz“, worum der junge König Salomo Gott bittet (1 Kön 3,9), um gut unterscheiden zu können.
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