Die Fußballeuropameisterschaft ist vorbei. Noch nie in
meinem Leben habe ich so viele Spiele einer Europameisterschaft gesehen wie bei
dieser. Was mich über mich selbst staunen und mich nachdenklich werden lässt.
Warum war/ist das denn so?
Zum einen hat es sicher damit zu tun, dass es zu den ersten
drei Spielen mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft Einladungen zum
gemeinsamen Schauen gab. Der sehr sympathische Botschafter der Bundesrepublik
Deutschland beim Heiligen Stuhl ist Fußballfan. So gab es zum Eröffnungsspiel
Deutschland – Schottland eine gemeinsame Einladung des deutschen und des
schottischen Vatikan-Botschafters in die Residenz des deutschen Botschafters.
Ich hatte den Eindruck, dass mehr Schotten als Deutsche gekommen waren. Beim
Singen der Nationalhymnen – alle im Raum erhoben sich von ihren Plätzen – waren
sie auf jeden Fall lauter. Natürlich war auch für Bewirtung gesorgt.
Zugegebenermaßen freue ich mich bei verschiedenen Anlässen in der Deutschen
Botschaft auf das Bier vom Fass, diesmal gab es dann auch noch schottischen
Whisky. Einmal stand der schottische Botschafter während des Spiels auf und
animierte lachend seine Landsleute, doch die eigene Mannschaft anzufeuern. Eine
frohe, bisweilen fast ausgelassene Stimmung.
Zum zweiten Spiel hatten der deutsche und der ungarische
Botschafter gemeinsam eingeladen und es gab unter anderem ein ungarisches süßes
Gebäck. An einer Stelle des Spiels hatte ich mich wohl zu offensichtlich
gefreut, so dass mich meine ungarische Nachbarn lächelnd ansprach: „wohl eine
andere Migrationsgeschichte?“ Beide lachten wir.
Das dritte Spiel der deutschen Nationalmannschaft war
schließlich noch einmal etwas Besonderes. Diesmal hatten der deutsche
Botschafter gemeinsam mit dem Colonel der Schweizer Garde zum Schauen in die
Kaserne der Schweizer Garde eingeladen. Vermutlich kamen allein wegen des
Veranstaltungsortes noch mehr Leute. Im Innenhof der Kaserne der Garde waren
eine Riesen-Leinwand und Bierzeltgarnituren aufgebaut und dieses (fast)
„Public-Viewing“ an einem römischen Sommerabend war einfach schön. Ich freute
mich auch an den Schweizer Gardisten: natürlich weiß ich, dass sie jung sind.
Aber ohne ihre tolle Uniform, in ihren roten T-Shirts an diesem Abend, die
eigene Mannschaft lautstark unterstützend, wirkten sie für mich fast wie
Abiturienten bei irgendeiner Feier.
Da meine beiden Mitbrüder während dieser Zeit ausgeflogen
waren, genoss ich es schlicht, mich mit anderen zum gemeinsamen Fußball-Schauen
zu treffen. Und auch wenn einen ein beklemmendes Gefühl befallen kann, wenn in
den Fernsehnachrichten Kriegsbilder und Fußballergebnisse nebeneinanderstehen,
empfand ich die gemeinsamen Fußballabende irgendwie als völkerverbindend und
damit im gewissen Sinn ja auch friedensfördernd. Trotz gewaltbereiter Fans,
Hooligans – leider. Bei zwei der beschriebenen drei Abende sah ich übrigens
auch den ukrainischen Botschafter beim Heiligen Stuhl als Gast.
Auf jeden Fall war
ich nach den ersten drei Spielen auf den Geschmack gekommen und schaute mir
viele weiteren, auch ohne „deutsche Beteiligung“, dann zu Hause vor dem Bildschirm
an, an einem Tag sogar zwei hintereinander. Wie gesagt: so kannte ich mich
selbst bisher nicht. Aber jetzt ist es auch gut, dass es vorbei ist.
Juan als Chilene war verständlicherweise gedanklich mehr mit der „Copa América“ beschäftigt, die zeitgleich stattfand.
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