Montag in der Karwoche. In der Lateranbasilika findet ein
geistliches Konzert statt: Josef Haydn, Die sieben letzten Worte unseres
Erlösers am Kreuz. Fabio Rosini, der zu jedem der Worte einen kleinen Impuls
gibt, vermutet, dass dieses Werk zum ersten Mal in der Lateranbasilika
aufgeführt wird. Die Kirche ist brechend voll, die im Mittelschiff
aufgestellten Stühle reichen bei weitem nicht, ich schätze, dass mindestens 200
Menschen an den Seiten stehen. Mir gefällt Rosinis Stil: er ist Bibelexperte,
weist schon einmal auf eine Verbform im griechischen Urtext hin, ist aber
gleichzeitig in seiner Sprach- und Bildwelt ganz nahe bei heutigen Menschen. Und
das in Verbindung mit wunderbarer Musik von Chor (mit guten Solist/inn/en) und
Streichorchester.
Auch bei einem anderen Angebot während der Fastenzeit war Rosini beteiligt. Jeweils am Mittwoch in den Wochen der österlichen Bußzeit hielt Franco Nembrini einen Vortrag zu – Pinocchio. Eine geistliche Lektüre Pinocchios! Nembrini ist von Haus aus Pädagoge und ein qualifizierter Vermittler von Literatur. (Bereits in den vergangenen Jahren gab es solche Vortragsreihen mit ihm während der Fastenzeit, z.B. einmal zu Dante, ein anderes Mal zu Leopardi.) Die Abende liefen jeweils gleich ab. Fabio Rosini führte kurz ein, danach hielt Nembrini seinen Vortrag, spannend und rhetorisch brillant, und den Abschluss machte Kardinal Angelo De Donatis, für die Diözese Rom zuständiger Kardinalvikar. (Er hat Papst Franziskus auch beim diesjährigen Kreuzweg am Kolosseum vertreten). Der Kardinal sagte ein paar Worte und betete dann einen zum von Nembrini behandelten Thema passenden Psalm.
Diese Abende wurden auf dem YouTube-Kanal der Diözese Rom
und auch von Telepace, einem katholischen Fernsehsender übertragen (dort habe
ich sie angesehen) und sind noch in der Mediathek abrufbar.
Am Dienstag in der Karwoche luden die Diözese Rom und die
Gemeinschaft Sant’Egidio in die Basilika San Bartolomeo auf der römischen
Tiberinsel ein, um der Märtyrer unserer Tage, konkret der vergangenen Jahre zu
gedenken. Stühle standen auch in der Vorhalle und auf dem Platz vor der Kirche.
Viele Namen neuerer Märtyrer wurden genannt: von solchen, die in Europa ihr
Leben für das Evangelium gaben, im Mittleren Osten und in Asien, in Amerika und
in Afrika. Immer wieder sangen wir Kyrie eleison nach einem oder mehreren
Namen. Und natürlich wurde die Erinnerung an die Märtyrer auch mit dem Gebet um
den Frieden verbunden.
Am Gründonnerstag hatte ich mich entschieden, zur
Chrisammesse in den Petersdom zu gehen, dort hatte ich diese bisher noch nicht
mitgefeiert. In dieser Messe werden nicht nur die heiligen Öle, das
Katechumenen- und das Krankenöl, sowie das Chrisam geweiht, sondern die
anwesenden Priester erneuern auch ihr bei der Priesterweihe gegebenes
Versprechen. Es war durchaus beeindruckend, dies in einer Gemeinschaft von
geschätzten 1800 Priestern aus aller Welt zu tun. Und einmal mehr fesselte mich
die Predigt von Papst Franziskus in ihrer Eindringlichkeit, aber auch in ihrer
sprachlichen Schönheit.
Dafür ging es in den kommenden Tagen schlichter zu und mit
weniger Menschen: in der kleinen Kapelle der Klarissen feierte ich die
Gottesdienste mit und war am Karfreitag und Karsamstag zum Morgenlob bei den
Franziskanerinnen, ein paar Meter davon entfernt.
Ostersonntag dagegen wieder auf dem Petersplatz. Der Schweizer Gardist, der mir die Eintrittskarten gab, empfahl, rechtzeitig da zu sein, da sehr viele Menschen erwartet werden…
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