Samstag, 15. Juli 2023

Schienenersatzverkehr

Während meiner Ferien hatte ich keinen Post geschrieben – danke für das Verständnis. Bzw. danke auch für die Nachfragen („schon wieder kein Post!“). Heute erzähle ich zum „Wiedereinstieg“ von meiner gestrigen Rückreise nach Rom, zumindest von deren Beginn.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte Sturmtief Ronson auch in Bayern gewütet, so dass auf manchen Strecken kein Zugverkehr möglich war. Bereits am Donnerstag früh hatte P. Ferdinand deswegen einen Mitbruder von Baumgärtle mit dem Auto nach München gefahren, damit dieser dort seinen Zug nach Salzburg erreichte.

Meine Rückfahrt von Baumgärtle aus war für Freitag geplant und natürlich hatte ich einen „Supersparpreis“ der Deutschen Bahn von München bis Bologna und wollte die Karte nicht verfallen lassen.

Die Auskünfte im Internet am Donnerstagnachmittag ließen jedoch wenig Hoffnung aufkommen: der Zugverkehr war immer noch blockiert und außerdem hieß es dort, dass auf die Schnelle nicht genügend Busse bzw. Taxis für einen Schienenersatzverkehr aufzutreiben waren. Oh je! Muss auch ich jemanden bitten, mich nach München zu fahren? P. Ferdinand meinte, es wäre möglich, mit der Bahn über Augsburg nach München zu gelangen. Weil aber nicht jeder Zug fuhr (auch zwischen Lindau und Buchloe gab es ja Probleme), bat ich P. Georg, mich mit dem Auto bis Buchloe zu bringen (von Baumgärtle aus eine halbe Stunde Fahrzeit). Ich wollte den Zug um 7.23 nach Augsburg nehmen, um dort einen Anschluss Richtung München zu erwischen, um auf jeden Fall den Euro-City München-Rimini (Abfahrt 9.34 in München) zu erreichen.

Als ich mich also in Buchloe Richtung Bahnsteig bewegte, stand dort eine Mitarbeiterin der Deutschen Bahn und wies auf einen Schienenersatzverkehr-Bus hin, der um 7.16 nach München fahren würde. Freudig ging ich in Richtung Bus und fragte den Fahrer, dem Aussehen nach vielleicht ein Eritreer, wann er wohl am Hauptbahnhof in München ankommen würde. „8.46, natürlich kann ich es nicht ganz genau sagen“. Okay, das müsste reichen. Ich stieg in den langen („Ziehharmonika“-)Bus ein, wir waren zwei Fahrgäste. Zum ersten Mal verfuhr sich der Fahrer in Buchloe und wendete dann, um zur Autobahn zu kommen. Er fuhr dann auch die anderen Bahnhöfe an, bei welchen der Zug Halt gemacht hätte. Zunächst Kaufering. Dort sind zurzeit Baustellen, man muss eine Autobahnausfahrt früher nehmen, das klappte. Und dann bewunderte ich den Fahrer, wie er den langen Bus durch ein enges Sträßchen zum Kauferinger Bahnhof steuerte. Beim Weiterfahren allerdings verfuhr er sich wieder, mir schien, er verließ sich auf sein Navigationsgerät, was aufgrund allerhand Baustellen verfänglich war. Spätestens als wir auf das HILTI-Betriebsgelände einfuhren, merkte der Busfahrer, dass da etwas nicht stimmte und drehte wieder um.

Weiter also nach Geltendorf. Und oh Schreck: wieder Baustelle mit Umleitung. Welche der Busfahrer nicht beachtete, er fuhr geradeaus anstatt nach links. Zwei Mädchen kam das gelegen, sie fragten, ob sie aussteigen könnten, weil ihre Schule ganz in der Nähe sei. (Vermutlich mussten sie zum Gymnasium nach St. Ottilien). In einem Kreisverkehr zwischen Eresing und St. Ottilien blieb der Bus dann stehen und der Busfahrer rief fragend, dabei in den Rückspiegel schauend: „Geltendorf?“ Ich ging zu ihm hin und er fügte hinzu: „ich kenne mich nicht aus!“. Also sagte ich ihm, dass er zurückfahren und die Umleitung nehmen müsse. Was dann geschah – und wir kamen in Geltendorf an. Auf dem Display neben seinem Fahrersitz hatte ich die Verspätungszeit gelesen, sie betrug bereits mehr als 20 Minuten. So entschied ich mich, in Geltendorf zur S-Bahn zu wechseln. Und die S 4 stand auch abfahrbereit da. Geplante Ankunft in München Hauptbahnhof 9.19 – das müsste reichen. Oder soll ich in Pasing noch einmal umsteigen, um weitere Zwischenhalte zu umgehen? Nein, wer weiß…

Mit etwa fünf Minuten Verspätung kam die S-Bahn am Hauptbahnhof an, so dass ich noch Zeit hatte, am Gleis 11 weit nach vorne zu gehen und dort einen nicht reservierten Sitzplatz zu finden, glücklich und dankbar!