Wieder ein Foto. Im Mai – klassisch „der Marienmonat“ - ein
Marienbild und jetzt für den Juni – „Herz-Jesu-Monat“ – das Foto einer
Herz-Jesu-Statute. Anfang des vergangenen Dezembers habe ich sie in Putignano
in Apulien fotografiert, wo wir bei den Mitbrüdern zu Besuch waren – weil mir
dieses „Stillleben der besonderen Art“ einfach gefiel. Offensichtlich hatte
einer der jüngeren Mitbrüder dort seine Turnschuhe gewaschen und zum Trocknen
in die Sonne gestellt – unter den Schutz des Herzens Jesu sozusagen. Bevor mir
jetzt jemand blasphemische Gedanken unterstellt: das Fotomotiv, welches mich
zunächst schmunzeln ließ, brachte mich im zweiten Schritt tatsächlich zum
ernsthaften Nachdenken.
Das hängt wohl auch mit für mich unvergesslichen Exerzitien
vor inzwischen 25 Jahren zusammen, bei denen P. Andreas Falkner SJ eines Tages
über die Szene der Fußwaschung „laut nachdachte“. Tatsächlich fühlte ich mich
dem Geschehen ganz nahe, als Pater Falkner etwa Folgendes sagte: „Jesus hat die
Füße seiner Jünger in seine Hände genommen. Er wird sie sich genau angeschaut
haben, die Füße derer, die er ja später ausgesandt hat, als seine Boten in alle
Welt. Es braucht ein gutes Fußwerk, wenn man viel unterwegs ist“. Ich erinnere
mich auch noch daran, wie Falkner davon erzählte, während seiner Zeit als
Rektor der Jesuitenresidenz in Innsbruck die Pediküre bei einem älteren
Mitbruder ausgeübt zu haben.
Vielleicht ist das also gar kein schlechter Platz für die
Laufschuhe des Missionars, vor dem Herzen Jesu. Respekt vor den Füßen! Haben
sie es nicht verdient, nach einem langen Wandertag etwa mit Hirschtalg
behandelt zu werden? Auch damit verbinde ich eine Erinnerung. Ein Ehepaar
erzählte, wie genau das zu seiner Abendroutine auf dem gemeinsam gegangenen Jakobsweg
gehörte, sich am Abend eines Tages gegenseitig die Füße zu massieren und mit
Hirschtalg zu salben.
Zwei Monate vor dem Besuch in Putignano, bei dem obiges Foto
entstand, waren wir zu Besuch bei unseren Mitbrüdern in Polen, im Oktober also.
In diesen Monat fällt das Fest unseres Ordensgründers Gaspare del Bufalo, das
wir gleich an mehreren Orten begingen. Für den Gedenktag ist als Lesung ein
Text aus dem Buch des Propheten Jesaja ausgewählt (52,7-10). Auf Deutsch
beginnt das so: „Wie willkommen sind auf den Bergen / die Schritte des
Freudenboten, der Frieden ankündigt, / der eine frohe Botschaft bringt und Heil
verheißt…“ Und wo es im Deutschen „Schritte“ heißt, da verwendet das
Italienische „piedi“ – Füße. „Wir schön sind auf den Bergen die Füße des
Boten…“ P. Emanuele, Italiener, begann seine Predigt in einer kleinen Kirche in
Schlesien auf Englisch auch mit den „piedi“-Füßen-„feet“. Und die Übersetzerin,
die ihn vom Englischen ins Polnische übersetzte, konnte wohl mit den so banalen
Füßen nichts anfangen und machte aus „feet“-Füße „faith“-Glaube. Natürlich
musste sie anschließend etwas improvisieren. Ich saß schmunzelnd und dann auch
wieder nachdenklich in der Kirche. So geht das, wenn wir dem scheinbar Banalen
nicht genug Aufmerksamkeit schenken und es würdigen.
Ein guter Platz für die Sportschuhe, vor dem Herzen Jesu!
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