In den USA wird Fronleichnam wie in vielen anderen Ländern auch am Sonntag nach dem Donnerstag gefeiert, an welchem in Österreich und manchen Teilen Deutschlands der Feiertag ist. So waren wir also am Sonntag zur Fronleichnamsmesse in einer St. Jakobus-Kirche in Chicago. Der Pfarrer predigte unter anderem darüber, dass Jesus, indem er sagte: „das ist mein Leib für euch“, das Medium der Speise, des Essens wählte, um den Seinen nahe zu sein. Und das sei ja tatsächlich etwas für uns Nachvollziehbares. An dieser Stelle schauten und lächelten Bill und ich uns an. Bill hatte ein paar Mal in den vergangenen Tagen für uns Gäste gekocht, ausgezeichnet übrigens. Im Deutschen denken wir an „Liebe geht durch den Magen“.
Neu fühlte ich mich bestätigt darin, das gemeinsame Essen und letztlich auch die Lebensmittel selbst als etwas „Heiliges“ zu betrachten.
Vor diesem Hintergrund höre und lese ich dann auch die Nachrichten über Nahrungsmittelkrisen, weil z.B. in der Ukraine gelagertes Getreide nicht weiter transportiert wird. Und deswegen Menschen zu verhungern drohen.
Vor und nach dem USA-Aufenthalt war ich in Salzburg und traf dort unter anderem Mitarbeiterinnen der „Pfarrquelle“ der Pfarrei Salzburg-Parsch. Seit einigen Jahren existiert diese Einrichtung. Die Mitarbeiterinnen bekommen Lebensmittel von drei Geschäften bzw. Supermärkten und geben diese an einkommensschwache bzw. bedürftige Menschen weiter. Sie erzählten mir, dass die Angestellten im Supermarkt schlicht keine Zeit haben, um bei Gemüse und Obst auszusortieren. Wenn da an einer Stelle etwas zu faulen beginnt, ein Salatblatt braun wird oder eine Tomate matschig, dann wird schlicht der ganze Salat oder das ganze Körbchen Tomaten weggeworfen. Da treten dann die Pfarrquellen-Mitarbeiterinnen auf den Plan, sortieren aus, waschen Gemüse und Obst und können es weitergeben. Aber auch anderes, z.B. Brot.
Wir wissen ja, dass die weltweit produzierten Lebensmittel reichten, um die gesamte Weltbevölkerung satt zu machen. Es scheitert an der Verteilung. Was angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten schon unvorstellbar scheint, nicht zu glauben ist...
Vor kurzem habe ich eine Petition unterzeichnet, auf die ich in einem Rundbrief einer Einrichtung der Jesuiten gestoßen war, deren Forderung heißt: „Lebensmittel auf den Teller und nicht in den Tank“. Das ist ja eine weitere merkwürdige Praxis...
Und bei Jesuiten fällt mir der deutsche Jesuit Jörg Alt ein, der beim „Containern“ erwischt, dann angezeigt und auch wieder freigesprochen wurde. Wie gut, dass ein „Kirchenmann“ auf den un- bzw. irrsinnigen Umgang mit Lebensmitteln hinweist. Unverdorbene Lebensmittel landen im Container, weil z.B. das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Sich aus dem Container zu bedienen ist jedoch verboten.
Eine Petition unterzeichnen, gesellschaftlich oder politisch Stellung beziehen ist das eine. Wozu ich Dich, der Du das liest, einladen möchte ist, verantwortlich zu konsumieren. Tatsächlich sorgsam mit Lebensmitteln umzugehen und nichts weg zu werfen. Ich erinnere mich, wie wir zu Hause alt gewordenes Brot an die Enten am See verfütterten, was damals noch erlaubt war. Und es kam ja ohnehin selten vor. Bis heute tut es mir innerlich weh, wenn ich weggeworfenes Brot sehe. Das geht einfach nicht.
Die Mitbrüder am Wallfahrtsort Maria Baumgärtle, wo viele Leute zur Beichte kommen, erzählen mir, dass die Zahl derjenigen zugenommen hat, die in der Beichte einen „unachtsamen Umgang mit Lebensmitteln“ bekennen. Ob da ein neues Bewusstsein wächst?
Regelmäßige Leser*innen meines Blogs wissen, dass ich hin und wieder einmal faste. Auch diese Praxis kann zur Bewusstseinsbildung beitragen. Zum einen verbinde ich mich beim Fasten mit Menschen, die Hunger leiden. Die sich nicht zum Fasten entschieden, sondern keine andere Wahl haben. Jeweils neu wird mir das bewusst. Zum anderen ist eine Mahlzeit nach einem Fasttag oder einer Fastenwoche eine andere Erfahrung. Es ist nicht selbstverständlich, etwas zu essen zu haben.
Glücklich die Kinder, die zu Hause lernen, vor dem Essen zu beten und für die Gaben der Schöpfung zu danken. Auch diese Praxis hat ihren guten Praxis im Gefüge eines guten, verantworten Umgangs mit Nahrungsmitteln.... natürlich nicht nur für Kinder!
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