Von 20.-23. August fand in Lindau die
10. Weltversammlung von Religions for Peace statt. Einiges davon ließ
sich über Internet im Live-Stream verfolgen. Und ich hatte mich ein
paar Mal eingeklinkt. Dies und die Berichterstattung über die
Veranstaltung bewogen mich dann auch, zu einem der „öffentlichen
Anlässe“ während dieser Tagung nach Lindau zu fahren.
Am Mittwoch Abend gab es eine „Tafel
der Lindauer Gemeinden, am Marktplatz zwischen den Kirchen“.
Tatsächlich liegen evangelische und katholische Kirche auf der Insel
in unmittelbarer Nachbarschaft und der Platz zwischen den Kirchen bot
sich regelrecht an.
Die Lindauer Bevölkerung war
eingeladen, „zu zweit zu kommen und Essen für fünf mitzubringen“.
So war auf dem Platz eine lange Tafel aufgebaut, die wirklich voll
beladen war mit vielen Köstlichkeiten. Eine Vorgabe war, auf
Schweinefleisch zu verzichten.
Denn eingeladen zur Tafel an diesem
Abend waren die 900 Delegierten der Weltversammlung, Vertreter
verschiedener Religionen aus aller Welt und eben die Lindauer
Bevölkerung. Das Wetter spielte mit und der Abend war wunderbar!
Natürlich schon das bunte Bild der
Menschen aus aller Welt in ihren bunten Gewändern. Der Pfarrer der
evangelischen Gemeinde begrüßte auf Englisch, der katholische
Pfarrer auf Deutsch und dann grüßte auch noch ein Vertreter der
muslimischen Gemeinde.
Ich genoss zunächst das Bild des
Platzes und entdeckte dann ein bekanntes Gesicht: Roberto Catalano,
am Zentrum der Fokolarbewegung für den interreligiösen Dialog
zuständig. Neben diesem Italiener saß ein weiterer Fokolar aus
Singapur und eine brasilianische Jugendliche der Bewegung. Ich setzte
mich zu diesen dreien und nutzte die Gelegenheit, mit Roberto ins
Gespräch zu kommen. Er hat 28 Jahre in Indien gelebt und ich
schilderte ihm ein wenig die Situation unserer Mitbrüder in Indien.
Auf der anderen Seite des Tisches saß
ein junger Mann, der mit unserem Italienisch scheinbar nicht so viel
anfangen konnte. Und so wandte ich mich auch ihm zu. Bei ihm handelte
es sich um einen Deutschen mit marokkanischen Wurzeln. Und er ist der
Gründer der moslemischen Pfadfinder in Deutschland. Ein sehr
beeindruckender Mensch. Voller Begeisterung erzählte er mir, wie es
seiner Organisation gelungen war, einen neuen UN-Gedenktag
„einzuführen“: den Tag des „friedlichen Zusammenlebens“,
jeweils am 16. Mai. Denn er meinte, am Welttag des Friedens, den es
ja schon länger gibt, da gehe es eher um Waffen und Abrüstung, aber
„friedliches Zusammenleben“ beinhalte ja noch viel mehr.
Irgendwann waren Alphornklänge zu
hören. Tatsächlich waren zu Beginn auch Musik und Tanz angekündigt
worden. Ich machte mich um 20.00 Uhr wieder auf den Weg. Es war etwas
frisch geworden und ich hatte ja noch einen längeren Heimweg.
Immer noch aber erfüllt mich Freude
und Dankbarkeit über diesen Abend. Wie ein Bild für den Himmel!
Menschen aus aller Welt und Angehörige verschiedener Religionen
sitzen miteinander am Tisch und unterhalten sich, lernen einander
kennen und verstehen.
Ich kenne mich in den anderen
Religionen zu wenig aus, im jüdisch-christlichen Bereich spielen
Gastmähler eine große Rolle. Der Bibelwissenschaftler Franz Mußner
meinte sogar: „Das Wesen des Christentums ist Essen und Trinken“.
(Diesen Hinweis verdanke ich Katrin Brockmüller in ihrem Artikel in
Bibel heute 3/2019, S. 32). Offensichtlich war Mußner mit dieser
Idee nicht allen. Denn auch Józef Niewiadomski wies in seiner
Innsbrucker Abschiedsvorlesung am 25.6.2019 auf seinen Lehrer P.
Walter Kern SJ hin, der gesagt hatte: „Christsein heißt
miteinander essen“.
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