Ein freier Tag im Juli! Von Mittwoch
Nachmittag bis Donnerstag Nachmittag. Ich fahre nach Hause und
besuche meine Mutter. Am Donnerstag Vormittag gehe ich zum Waldsee.
Wo mir viele Kinder und Jugendliche auffallen, die scheinbar um den
See herum laufen. Zwei Frauen (Lehrerinnen?) sitzen an einer Stelle
am Rand und feuern die jungen Leute an.
Als ich nach einer Runde Schwimmen
wieder aus dem Gebäude – das in Lindenberg seit alters her
„Badeanstalt“ heißt – heraus komme, redet mich ein
Jugendlicher von der Seite an: „Grüaß di“. Nach einem Moment
der Verwunderung („der ist aber gut drauf!“) schaue ich hin und
erkenne in dem Jugendlichen meinen Neffen. Ist der Kerl groß! –
wir können uns „auf Augenhöhe begegnen“. Und ich frage ihn:
„wer quält Euch denn so bei solchen Temperaturen?“ „Wir machen
einen Sponsorenlauf, damit Bäume in Kenia gepflanzt werden können.
Für jede Runde gibt es zwei Euro“. „Wie viele Runden hast Du
schon?“ „Sechs“. „Und wer sponsert?“ „Die Mama“. Beim
Weitergehen sehe ich jede Menge Schülerinnen und Schüler um den See
herum laufen.
Andere – ich habe den Eindruck ältere
Schülerinnen und Schüler – erinnern ans Trinken: „Wasser
konsumieren, um nicht zu kollabieren“ ertönt es wie ein
Schlachtruf. Ja, das ist wohl wichtig an einem dieser schwül –
heißen Tage.
Zu Hause erzählt mir meine Mutter dann
von meiner Nichte, die zur Zeit in Solingen sei. Beim Nachtreffen
junger Leute, die „unter dem Dach“ der Fokolarbewegung ein Jahr
im Ausland verbracht haben. Katharina war bis Ende Mai ein knappes
Jahr in Argentinien und ist nach Solingen gefahren, wo sie unter
anderem auch denjenigen, die ihr Auslandsjahr jetzt vor sich haben,
von ihrer eigenen Erfahrung erzählen kann. Und hoffentlich ihre
eigene Erfahrung selbst ein wenig reflektieren und auch den
Organisatoren gegenüber weiter geben kann...
Einen Tag später treffe ich dann bei
einer Jugendwallfahrt auf Pfarreiengemeinschaftsebene Marie – zum
ersten Mal, seit sie aus Kolumbien zurück ist. Sie verbrachte mit
dem Freiwilligendienst der Maristenbrüder ein Jahr dort – und
schwärmt. „Ich wollte ja gar nicht mehr zurück – aber zu Hause
ist es doch auch schön!“ Marie lade ich ein, ob sie nicht einmal
in Maria Baumgärtle von ihren Erfahrungen erzählen möchte. „Klar!
Ich habe ohnehin eine Präsentation gemacht, die ich schon zweimal
gezeigt habe“. Wir müssen noch die Terminfrage klären. Marie
startet im Oktober ihr Studium...
Der Neffe, die Nichte, Marie... Ein
anderer Neffe fällt mir noch ein, der sich mit seinen Kumpels
ausmachte, sich die Haare bis auf wenige Millimeter zu schneiden. Das
taten die fünf dann gegenseitig. Als die beim Anblick des jungen
Mannes erschrockenen Eltern fragten, wieso sie denn das gemacht
hätten, kam als Antwort: „für den Weltfrieden“. Mir hat sich
jetzt nicht erschlossen, wie ernst das ist bzw. was genau hinter der
Aktion steckte...
Aber ich habe in der Begegnung mit oder
beim Hören von solchen jungen Leuten einen Mut und Hoffnung
machenden Eindruck: da ist Engagement da, Nachdenken, Zupacken...
Und ich beginne nachzudenken, mich an
meine Jugendzeit zu erinnern. Manches an „religiösem Engagement“
wäre heute schlicht nicht mehr möglich. Regelmäßig ging ich schon
als Jugendlicher in die Messe, was bei dem damaligen „Angebot“
(tägliche Früh- und Abendmesse jeden Werktag) von den äußeren
Bedingungen her leicht möglich war. Inzwischen habe ich genug
Menschen kennen gelernt, die anders aufwuchsen und ohne diesen
Bestandteil (Eucharistiefeier) zu einem geistlichen Leben fanden.
Gott sei Dank gab es aber auch in
meinem Heranwachsen eine Form sozialen Engagements: in Erinnerung
geblieben sind nicht nur mir unsere Einsätze im Landeserziehungsheim
für Vorarlberg, dem Jagdberg. Regelmäßig verbrachten wir dort die
zweite Hälfte der Karwoche, von Mittwoch vor Gründonnerstag bis
Ostersonntag, mit den Jungen im Heim. Und lernten voneinander und
miteinander...
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