Mitte Juli. An einem Wochenende ist Tag
der offenen Tür in der neuen Mindelheimer Moschee. Am Samstag Abend
gehe ich hin, um die Führung um 18.00 Uhr mit zu bekommen. Vom
Bahnhof aus hatte ich das Gebäude mit seinen hohen Fenstern schon
öfter wahrgenommen, aber nicht gewusst, um was für einen Bau es
sich handelt.
Vier Fahnen flattern im Wind: die
deutsche, die bayrische, die türkische und die von DITIB. Sie
bringen mich zum Nachdenken. Schmunzeln muss ich über die bayrische
Fahne vor der Moschee. Und dann wird mit bewusst, dass vor vielen
öffentlichen Gebäuden bei uns inzwischen die Europa-Fahne hängt.
Die fehlt vor der Mindelheimer Moschee. Was ja im Blick auf das
gespannte Verhältnis Türkei – Europa auch verständlich ist.
Ich gehe auf das Gebäude zu und sehe
viele Zelte und Verkaufsstände. Irgendwie erinnert es mich an einen
„Kirtag“ (Kirchtag), wie ich ihn in Österreich an verschiedenen
Stellen erlebt habe. Alles Mögliche gibt es zu kaufen. Viel
Literatur, Bücher, allerdings entdecke ich keines auf Deutsch, wohl
alles in Türkisch. Dann Kosmetikartikel und Schmuck, aus Leder und
Metall, Ringe, Armbänder etc. Ein Händler (dem Aussehen nach eher
kein Türke, ist er aus Indien oder Pakistan?) vertreibt Töpfe,
Pfannen, Haushaltsgeräte und auch (lange) Kleider.
Und zu essen gibt es natürlich, viele
türkische Spezialitäten.
Was mir allerdings als erstes auffiel,
das waren viele kleine Buben, die mit Plastik-Gewehren unterwegs
waren, welche knatterten und leuchteten. Besorgte Gemüter hätten es
vielleicht mit der Angst zu tun bekommen. Ich denke mir: schau, die
kleinen Buben sind überall gleich, so eine (Spielzeug-)Waffe ist
einfach interessant. Und es gibt immer noch genug Kinder, die sich
auch auf der Hüpfburg austoben.
Aber es wird 18.00 Uhr und die Führung
beginnt pünktlich. Wir sind zwischen 15 und 20 Interessierte, auch
Fr. Michael von den Maristen ist dabei, die sich von einem jungen
Mann in die Moschee mit hinein nehmen lassen. Er stellt sich als
Jugendleiter der örtlichen Moscheegemeinde vor und sagt, er habe
Mechatronik studiert. Bei seinen Erklärungen wird mir bewusst, dass
er sehr wohl um alle Vorurteile den Muslimen gegenüber weiß und
diese nach Möglichkeit entkräften möchte.
Die meiste Zeit halten wir uns im
eigentlichen Kern der Moschee, dem Gebetsraum, auf, natürlich haben
wir uns vorher die Schuhe ausgezogen. Ca. 200 Menschen können sich
dort zum Gebet treffen, so erklärt uns der junge Mann. Interessant
ist die Architektur. Der Gebetsraum hat eine Kuppel, die allerdings
von außen nicht zu sehen ist. Denn die Bauvorschriften erlaubten das
nicht. So hat die Moschee ein „normales“ Satteldach, also ohne
Minarett und von außen sichtbare Kuppel. Die gibt es aber wie gesagt
im Inneren.
Das Gebäude wurde in der Planung auf 2
½ Millionen Euro veranschlagt, es scheint allerdings durch sehr viel
Eigenleistung eine Million davon eingespart worden zu sein. Und es
gibt in der Moschee jetzt auch eine Wohnung für den Imam, der früher
in einer Mietwohnung war, für welche eben auch die entsprechende
Miete gezahlt werden musste. Der neue Imam, zwischendurch zeigt er
sich auch und führt die Akustik im Gebetsraum vor, muss erst einen
Deutschkurs machen.
Die Sprache, ja, das ist so eine Sache:
gebetet wird natürlich auf Arabisch. Das wird unser „Moschee-Guide“
nicht müde zu erklären, das Arabisch lässt sich eben nicht adäquat
übersetzen. Und mir fallen katholische Latein-Liebhaber dabei ein.
Also gebetet wird auf Arabisch, gepredigt auf Türkisch. Wobei es
scheinbar auch ein paar syrische Asylanten gibt, die in die Moschee
kommen – für die passt Arabisch natürlich wieder...
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