Linda und Steffi, meine beiden jüngeren
Nichten, sind konsequente Vegetarierinnen. Respekt! Ich erinnere mich
an meine Pilgerwanderung im Sommer, bei der ich einmal in einem
„Jungscharraum“ übernachtete, wo Prospekte auflagen, die eine
vegane Lebens- bzw. Ernährungsweise propagierten. Inclusive
Kochrezepten für „vegane Spaghetti Bolognese“. Ich habe es im
vergangenen Jahr zwei Monate lang vegetarisch versucht und
festgestellt, dass ich es ohne Probleme könnte, aber Sr. Teresa
Mehrarbeit bereite, weil sie regelmäßig verschiedene Gerichte
kochte. Darum habe ich es dann wieder bleiben gelassen. Wobei...
Ich lebe im „Rindvieh-reichsten“
Landkreis Deutschlands. Und der ist zur Zeit in den Nachrichten
häufig unter dem Stichwort „Tierskandal“ vertreten. Eine „Soko
Tierschutz“ hat erschreckende Bilder aus einem landwirtschaftlichen
Betrieb veröffentlicht. Die Bilder haben sich als authentisch
herausgestellt und es folgte etwas wie eine „Razzia“ durch die
Polizei. Inzwischen sind weitere Betriebe untersucht worden. Und man
muss eben wirklich von „Betrieben“ sprechen, es sind keine
Bauernhöfe mehr. Im ersten der erwähnten Betriebe gibt es 1800 (!)
Rinder.
Ein Mann vom Fach, der lange eine
Klosterlandwirtschaft verwaltete, sagte: „Rechne das einmal um auf
Beine! Wie viele Beine bei 1800 Rindern zusammen kommen.“ Er
meinte, dass da zwei Vollzeitkräfte allein für die Klauenpflege
angestellt sein müssten.
Und ob der Computer am Melkstand
wirklich so detailliert den Gesundheitszustand einer Kuh erfassen
kann?
Bei unserem nächst gelegenen Bauern
war ich vor ein paar Wochen und es war gerade eine Kuh geschlachtet
worden. Dem Bauern war aufgefallen, dass ihr Gang unregelmäßig war,
irgendwie konnte sie nicht mehr richtig gehen. Beim Schlachten trat
dann der Eiter beim Hüftgelenk hervor. Kann unter 1800 Rindern ein
„unregelmäßiger Gang“ auffallen?
Am Sonntag machte ich einen Besuch und
im Bauernhof nebenan hatte gerade eine Kuh gekalbt. Der Bauer schob
das junge Tier, nass und blutverschmiert, auf einem Wagen über den
Hof. Und so waren wir wieder beim Thema. Muss der Bauer denn beim
Kälbern dabei sein?
Einer wusste von einem großen Bauern,
der seinen Stall außerhalb des Ortes hat und dem es nicht einfällt,
sich seine Nachtruhe stören zu lassen, weil da eventuell eine Kuh
zum Kalben kommt. „Und wenn etwas passiert?“ fragte eine ältere
Bäuerin. „Was soll passieren? Wenn das Kalb verendet, na ja. Du
bekommst € 24.- für ein Kalb, also was soll´s ?“ Der so
reagierte, schien mir absolut kein „kaltherziger“ Mensch zu sein.
Und ich betone, dass ich keine Ahnung „von Ackerbau und Viehzucht“
habe. Und bestimmt nicht Bauern an den Pranger stellen möchte.
Darunter leiden diese gerade hier in unseren Breiten durch die ganzen
Skandalmeldungen.
Aber es geht mir um unseren Umgang mit
der Schöpfung. Als unsere frühere Küchenchefin Sr. Ewa einmal bei
einem Besuch in St. Ottilien im Kälberstall war und die (für sie)
niedlichen Tiere sah, sagte sie hinterher: „ich werde nie mehr
Kalbfleisch kaufen“. Worin ich sie unbedingt unterstützte.
Vom Chef des oben erwähnten
landwirtschaftlichen Großbetriebes wird erzählt – Vorsicht! Das
ist keine offizielle Auskunft, ich gebe etwas Gehörtes weiter –
dass er in den vergangen Jahren regelmäßig Zeiten in einer
Psychiatrie verbrachte. Die einen meinen, weil ihm eben alles über
den Kopf wachse. Eine andere Interpretation habe ich aber auch
gehört, wonach das zu seinem Krankheitsbild gehört, einfach nicht
genug bekommen zu können. Und manchmal frage ich mich, ob das nicht
ein Bild für ein „kollektives Krankheitsbild“ mancher
Gesellschaft ist.
In unseren Ställen stehen keine Milch
und Fleisch und Eier erzeugenden Maschinen, sondern Geschöpfe, Mit-
Geschöpfe!
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