Wenn ich im Urlaub eine mehrtägige
Wanderung in „bewohntem Gebiet“ unternehme, dann reserviere ich
im Normalfall kein Übernachtungsquartier. Sondern ich gehe, so weit
und so lange ich Lust habe und suche dann...
Das hat auch dieses Jahr wieder
geklappt. In Neustadtl an der Donau wies mich eine Fahne „Zimmer
frei“ am Haus darauf hin. Die Vermieter schienen zwar etwas
überrascht, dass da einer unangemeldet vor der Tür steht, aber ich
bekam das Zimmer und eine Einweisung in die High-Tech-Dusche, für
die ich dankbar war. Ansonsten hätte ich wohl nicht gewusst, wie ich
das Wasser zum Fließen bringe. So aber habe ich es nach dem ersten
Wandertag genossen.
Am zweiten Tag wollte ich eigentlich
auf der anderen Donauseite im Wallfahrtsort Maria Taferl übernachten.
Aber da hatte ich mit einer Fähre gerechnet, die – wie ich später
erfuhr – schon Jahre nicht mehr fährt. Auch gut! Also blieb ich
in Krummnussbaum (heißt so!) und fand ein Quartier in einem
Gasthaus. Wir vereinbarten ein Frühstück für den kommenden Tag um
7.30 Uhr. Das gab es dann aber nicht. Außer mir schien niemand im
Haus zu sein, die Türen waren versperrt – gerade noch, dass ich
ins Freie kam. Weil ich ja weiter wollte, ging ich dann auch um 7.40
Uhr auf den Weg, nachdem ich meine Adresse unter den Zimmerschlüssel
gelegt hatte, denn ich hatte noch nicht bezahlt. (Inzwischen habe ich
via Mail eine Rechnung bekommen und sie beglichen – die letzten
Urlaubsschulden bezahlt). Frühstück gab´s dann ganz bescheiden in
Pöchlarn.
Übernachtung Nummer drei war in
Aggsbach und der zweite Übernachtungsgast im Haus fragte mich, ob
ich auch über booking.com gebucht hätte. Was mir nur ein Lächeln
entlockte. Worauf der andere Wanderer mir erklärte, dass ich Glück
hätte, denn eine Woche früher gab es aufgrund des „Wachauer
Frühlingsfestes“, bei dem 100 Winzer ihre Weine präsentieren,
kein freies Zimmer mehr in der Region. Schluck! Aber eben: das war ja
schon vor einer Woche...
Dass es in Paudorf beim Pfarrhof eine
Pilgerherberge geben solle, hatte ich wohl gelesen. Aber weil ein
Gasthaus vorher am Weg lag, fragte ich dort an. Die Bedienung konnte
mir allerdings keine verlässliche Auskunft darüber geben, ob ein
Zimmer frei sei, also machte ich mich doch auf den Weg zum Pfarrhof.
Wo eine Senior/inn/engruppe am Singen war und ich zunächst zu Kaffee
und Kuchen (und zum Mitsingen!) eingeladen wurde. Danach sperrte mir
eine Dame das Pilgerquartier hinter den Jungscharräumen auf.
Phantastisch – mit Dusche! Und später bekam ich noch ein paar
Stücke Kuchen „für das Frühstück am nächsten Tag“. Abends
las ich noch die Einträge der anderen Pilgerinnen und Pilger im Buch
in der Herberge. Spannend! Von woher und wohin unterwegs die Leute
sind...
Und weiter ging es nach Würmla. Das
Gasthaus hatte bei meiner Ankunft noch geschlossen und ich erfuhr im
Eisenwarengeschäft daneben, dass es normalerweise um 17.00 Uhr
öffne. Also setzte ich mich neben der Kirche, gegenüber vom
Gasthaus, auf eine Bank in die Sonne, auf einer zweiten breitete ich
die schweißnasse Kleidung zum Trocknen aus und begann zu lesen –
ein Buch ist immer im Rucksack dabei. Eine Frau, die offensichtlich
die Kirche mit Blumen schmückte, fragte mich, ob ich ein Pilger sei.
Was ich bejahte. Wir kamen ins Gespräch und sie meinte, sie würde
auch ein Zimmer für Pilger anbieten. Und dass sie nicht sicher sei,
ob das im Gasthaus überhaupt etwas würde. „Einen Koch gibt es
dort nicht – zu essen bekommen sie sicher nichts“. Motivation
genug, meine ursprünglichen Pläne über den Haufen zu werfen und
das Angebot der Frau anzunehmen.
Sie nahm mich also mit nach Anzing,
eine Katastralgemeinde von Würmla. Und lud mich zur abendlichen
Maiandacht in die kleine Kapelle ein. Mit großer Freude feierte ich
sie mit. Und hatte auch nichts dagegen, hinterher mit meiner
Herbergsfamilie zum Heurigen zu fahren. Ein wunderbarer Abend.
Am folgenden Tag schaffte ich es bis
Purkersdorf und fuhr von dort mit der S-Bahn ins Zentrum von Wien, wo
mir die Redemptoristen Gastfreundschaft für eine Nacht gewährten.
Darum hatte ich im Vorfeld gebeten und „mein“ Zimmer wurde auch
am folgenden Tag schon wieder an jemand anderen vergeben...
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