Bei einer Kinder-Maiandacht am letzten
Sonntag im Mai bestand meine Aufgabe darin, gemeinsam mit den Kindern
eine Marienstatue anzuschauen und zu „erschließen“: was sagt uns
diese Figur in ihrer Form und mit ihren Farben? Nachdem ich die
Kinder nach vorne eingeladen hatte, um die Statue besser sehen zu
können, stellte ich die Frage: „was gefällt euch denn am besten
an dieser Figur?“ Ein kleiner Junge im Kindergartenalter sagte
daraufhin: „der Dopf“. Ratlos fragte ich nach: „entschuldige,
ich habe Dich jetzt nicht verstanden. Was gefällt Dir am besten?“
Wieder: „der Dopf“. Jetzt wurde mir ein wenig heiß: meint der
kleine Junge die Blumen neben der Statue? Ich meine zwar, dass die in
einer Vase standen, aber vielleicht sieht er einen Blumentopf. Nach
kurzem Zaudern fragte ich noch einmal nach, ich wollte ja wirklich
wissen, was dem Kleinen am besten gefällt. „Tut mir leid – ich
habe es immer noch nicht verstanden. Kannst Du es noch einmal sagen?“
„Der Dopf“ sagte er und zeigte mit seiner kleinen Hand auf –
den Kopf der Marienstatue. Die anderen Kinder vorne und einige der
Erwachsenen in den Bänken fingen zu lachen an. Und ich war heilfroh,
dass der Junge, der offensichtlich Mühe hatte, „Kopf“ zu sagen,
mit lachte und nicht zu weinen anfing. Das wäre noch einmal eine
spannende Herausforderung geworden...
Immer noch geht mir diese Szene nach
und ich habe sie oft erzählt. Ein wenig hilft sie mir, über die
Tücken und Möglichkeiten menschlicher Kommunikation ganz allgemein
nachzudenken. Denn es ist ja so, dass wir einander nicht immer
verstehen. Wir reden miteinander, versuchen uns verständlich zu
machen und scheitern doch immer wieder dabei. Im Fall des kleinen
Jungen hat seine Mutter wohl sofort verstanden, was er sagen will.
Einander zu kennen hilft! Andererseits kann es auch eine Falle sein:
wenn ich den anderen so gut kenne, dass mir schon im Vorfeld klar zu
sein scheint, was er mir sagen möchte.
Was schließlich mir begriffsstutzigem
Menschen geholfen hat, den Buben zu verstehen, war seine Idee, außer
dem Sprechen noch eine andere Möglichkeit zu wählen. Er zeigte mit
dem Finger auf das, was er meinte. Gott sei Dank hat er das getan! Ob
das in unseren Dialogen sonst auch noch öfter zu beachten wäre:
verschiedene Kommunikationsformen zu üben und zu pflegen? Kann es
gelingen, wenn ich mein Gegenüber nicht verstehe, ihn oder sie
einzuladen, sich noch auf eine andere Weise als bisher auszudrücken?
Wenige Zeit später erlebte ich eine
weitere nachdenklich machende Kommunikationsgeschichte.
Wir hatten Besuch, zwei Ordensfrauen
aus der Generalleitung der Anbeterinnen des Blutes Christi.
Eine der beiden, Sr. Dani, eine
US-Amerikanerin kam zu einer Mahlzeit und erzählte, dass sie beim
Anblick der Marienstatue in unserer Gartenkapelle erschrocken sei. Ob
ihr da jemand weiter helfen könne... Da ich weiß, dass P. Peter die
betreffende Statue sehr schätzt und immer wieder einmal mit Menschen
darüber ins Gespräch kommt, forderte ich ihn auf, Sr. Dani beim
Verständnis zu helfen. Also wurde ein Lokaltermin vereinbart: Sr.
Dani, P. Peter und als Übersetzer musste ich mit gehen.
P. Peter fing mit seinen Erklärungen
an: Maria zeigt der Welt ihr Kind und hält es ihr entgegen. Und Sr.
Dani: „what about the face?“ (was ist mit dem Gesicht?) P. Peter
bat um Geduld und erklärte weiter: „das Kind hat den Kelch in der
Hand als Heilmittel für die Welt“. Und Sr. Dani: „what about the
face?“ P. Peter bat um Geduld und erklärte weiter, wurde noch ein
oder zwei mal von Sr. Danis hartnäckiger Frage: „what about the
face?“ unterbrochen, bevor sie dann aus der Gartenkapelle ging,
offensichtlich blieb ihre Frage unbeantwortet.
Auch diese Szene hat etwas Humorvolles.
Mir gefiel die Offenheit Sr. Danis. „Die sagt, was sie denkt und
empfindet – auch ohne Scheu vor irgendwelchen Konventionen“. So
erlebte ich sie insgesamt während der Tage ihres Besuchs bei uns.
Und bei P. Peter dann das hin und
wieder erfahrbare „gefährlich kirchliche Verhalten“: zu
verkündigen, ohne auf die Fragen zu hören.
Also auch das wieder ein Lehrstück der
Kommunikation...
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