Zu meinen Hauptaufgaben hier in Maria
Baumgärtle gehört der Beichtdienst. Bis auf Dienstag ist jeden Tag
Beichtgelegenheit. Die auch genutzt wird. Nicht jeden Tag in gleichem
Umfang, aber doch so, dass immer einer von uns Patres im Dienst ist.
Die Menschen kommen – im Normalfall
mit dem Auto, wir liegen ja doch etwas „abseits“ - und drücken
eine Taste neben dem Beichtstuhl in der Hauskapelle. (Also nicht
„drive in“: sie sind natürlich vorher aus dem Auto ausgestiegen
und in die Kapelle gegangen.) Durch den Tastendruck beginnt ein
eigens diesem Zweck gewidmetes Schnurlos-Telefon zu läuten, welches
der „Dienst habende Pater“ im Idealfall neben sich liegen hat.
Das Läuten muss quittiert werden und in der Hauskapelle hört der
oder die Wartende: „der Beichtstuhl wird in Kürze besetzt“. Eine
sehr elegante Form, obwohl die Technik nach einigen Jahren Gebrauch
inzwischen manchmal etwas schwächelt.
Ja und wenn ich Dienst habe, dann mache
ich mich bald nach dem Quittieren am Telefon auf den Weg zum
Beichtstuhl. Manchmal bedeutet das, eine Arbeit liegen lassen zu
müssen. Oder aus einem Gedankengang heraus gerissen zu werden. Auf
der anderen Seite lese ich immer wieder von Ratschlägen für die
Gesundheit von Menschen, die einen Schreibtisch-Arbeitsplatz haben.
„Immer wieder zwischendurch aufstehen, ein paar Schritte gehen
etc.“ wirkt sich positiv auf die Gesundheit des Menschen aus. Der
Beichtdienst verhilft mir genau dazu.
Neulich führte ich ein Telefongespräch
mit einer Frau, als neben mir das „Beichthandy“ (so nennen wir
das besagte Schnurlos-Telefon hier im Jargon, es beichtet natürlich
niemand via Handy!) läutete. Und ich war sehr dankbar dafür, das
Gespräch am Telefon mit dem Hinweis auf den anstehenden
Beicht-Einsatz beenden zu können. „Entschuldigen Sie bitte, da
möchte jemand beichten, ich muss gehen, wir müssen unser Gespräch
beenden“, so sagte ich meinem Gegenüber am Telefon. Worauf dieses
mir antwortete: „dann nehmen Sie auf jeden Fall ein großes Herz
mit!“, was ich sehr schön fand. Und was ich mir selbst jetzt
manchmal sage: „nimm ein großes Herz mit!“
Das könnte auch ein Hinweis von Papst
Franziskus gewesen sein.
Regelmäßig bete ich auf dem Weg von
meinem Schreibtisch zum Beichtstuhl in der Hauskapelle, es geht ein
paar Treppenstufen hinunter, um den Heiligen Geist. Um mein Gegenüber
richtig zu verstehen, gut zuhören und reagieren zu können.
Manchmal staune ich dann über das, was
ich einem/r Beichtenden gesagt habe. Voller Dankbarkeit, weil das
offensichtlich gepasst hat und weil ich das ja im Vorhinein nicht
planen konnte.
Und natürlich bin ich regelmäßig der
Beschenkte, wenn ich am Leben und Ringen meiner Brüder und
Schwestern Anteil bekomme. Gestern waren drei Frauen hier,
Freundinnen, die sich miteinander auf den Weg gemacht hatten, eine
Stunde Autofahrt hinter sich hatten für ihre „Beicht-Wallfahrt“.
Vielleicht ist die Beichte einer der wenigen Vollzüge für viele
Christen geblieben, das eigene Alltagsverhalten im Hinblick auf Gott
zu reflektieren. Vieles geschieht natürlich auch in der persönlichen
Reflexion. Aber das dann auszusprechen hat noch einmal eine eigene
Dynamik und Wirkung.
Es ist ein wunderschöner Dienst. Und
ich habe den Eindruck, dass die Leute aus einem größeren räumlichen
Umfeld hierher kommen, um sich in der Beichte beschenken zu lassen...
Regelmäßig kommt es auch vor, dass
einer der Mitbrüder, den ich um den Beichtdienst gebeten hatte, das
dann vergisst. Und dass ich einspringe. Was ich – wenn zeitlich
irgendwie möglich – gerne tue.
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