In seinem 88. Lebensjahr verstarb am
16. Oktober P. Fritz Tschol, gebürtig aus St. Anton in Tirol und
seit 1957 Missionar in Brasilien.
Schon als Student lernte ich ihn
kennen, als er auf Heimaturlaub war. Und bereits damals hat er mich
beeindruckt. Vielleicht begann das schon mit seiner Sprache, die für
mich einmalig war. Denn er sprach deutsch, oder hin und wieder
tirolerisch, mit brasilianischer „Melodie“ - und das war einfach
schön anzuhören.
Und dann erzählte er, wie er schon als
junger Mensch einerseits gerne in die Berge ging und andererseits
gerne fotografierte. Was ihn zu einer für ihn günstigen Möglichkeit
brachte, seinen Urlaub zu verbringen. Er baute sich eine Holzkiste
für den Fahrradgepäckträger, in welche er einen Diaprojektor und
die Magazine mit den von ihm gemachten Dias lud. Und damit fuhr er
über Land und zeigte interessierten Leuten seine Bergbilder – und
finanzierte sich auf diese Weise den Urlaub.
Er war nicht mehr so jung, als er
einmal im Winter zum Heimaturlaub kam. Und in seiner Heimat stellten
sie ihm eine Schiausrüstung samt Liftkarte zur Verfügung. „Und es
ging noch!“ Er hatte Spaß daran, der inzwischen in Brasilien
heimisch gewordene Tiroler, jetzt in der alten Heimat wieder einmal
Schi zu fahren.
In Brasilien engagierte er sich sehr in
dem, was wir Sozialbereich nennen würden. Viele Menschen baten ihn
um Unterstützung und bekamen sie auch. Zu seinem Zimmer im
Missionshaus im ersten Stock führte eine Außentreppe, so dass die
Bittsteller direkt bei ihm anklopfen konnten. Und dann konnte es auch
passieren, dass er sich von der Richtigkeit der Bitte und der
Sinnhaftigkeit des Antrags überzeugen wollte und mit den Bittenden
ging, wobei die anderen auf der Treppe halt warten mussten. Wobei er
auch Mitarbeiter hatte, die er mit solchen „Kontroll-Diensten“
beauftragen konnte. Wie vielen Leuten hat Fritz geholfen! Eine
unübersehbare Menge!
Er tat das unter anderem auch mit
Unterstützung aus Europa. Und hier war er ein sehr korrekt und
verlässlich Dankender. Sehr schnell antwortete er auf Post und
später Mails und bedankte sich für eingegangene Spenden.
Ich erinnere mich an einen Besuch zu
der Zeit, als ich Pfarrer in Salzburg-Parsch war. In der Pfarre
fanden gerade die Aufbauarbeiten für den Flohmarkt statt. Die
Menschen brachten die Dinge, die sie für den Verkauf zur Verfügung
stellen wollten. Oder war es nach dem Flohmarkt, als wir das übrig
Gebliebene in Container warfen? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher.
Auf jeden Fall konnte es Fritz überhaupt nicht fassen, was die Leute
alles weg gaben bzw. weg warfen. „Bei uns würden sich sofort
Menschen darauf stürzen und diese Sachen holen und etwas mit ihnen
machen“, so sagte er.
Der vielseitig begabte Mann hat
praktisch zwei Stadtteile von Altamira gebaut. Indem er Land, welches
unserer Gemeinschaft gehörte, parzellierte und armen Familien als
Baugrund zur Verfügung stellte. Wobei er sich selbst auch als
Architekt betätigte, genauso wie er die ein oder andere Kapelle oder
Kirche entwarf und baute.
Für die Bauprojekte kam durch ihn auch
eine Ziegelmanufaktur zustande. Er entdeckte günstige Erde, die zu
Ziegeln geformt wurde, welche getrocknet und dann als Baumaterial
verwendet werden konnten.
Zum Abschluss zitiere ich unseren
Provinzial P. Andreas, der gerade auf Besuch in Brasilien war, als
Fritz starb, und so an der Beerdigung teilnehmen konnte:
Wenn diese Mail euch erreicht stehen
wir knapp vor der Beerdigung von P. Fritz. Schon gestern Abend als
wir von Belem am Abend ankamen, feierten wir gemeinsam mit Dom Erwin
(Kräutler, früherer Bischof
von Altamira, A.S.) und Dom Joao (jetziger
Bischof von Altamira, A.S.), Mitbrüdern und
Diözesanpriestern und viel Volk die hl. Messe in der Kirche Perpetuo
Soccorro. Es ist berührend, wie die Leute am offenen Sarg
vorbeiziehen, P. Fritz berühren, weinen oder einfach still
verweilen. Der Präfekt der Stadt hat drei Tage arbeitsfrei gegeben,
damit die Leute sich von ihm verabschieden können. Heute morgen
wurde der Sarg in die Kathedrale überführt, und hier war wieder
eine hl. Messe mit Dom Joao, die Predigt hielt bei beiden
Gottesdiensten Dom Erwin. In etwa drei Stunden beginnen dann die
Beerdigungsfeierlichkeiten in der Kirche Perpetuo Soccorro.
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