Dienstag, 15. November 2016

Ronja

Ziemlich erkältet machte ich mich am vergangenen Sonntag auf den Heimweg von den Exerzitien am Rand des Westerwaldes zurück nach Maria Baumgärtle. Zunächst ging es mit dem Taxi – eine Mit-Exerzitantin lud mich ein! - zum Bahnhof nach Linz am Rhein. Und dann mit dem Zug bis Koblenz, wo ich eine Stunde Aufenthalt hatte. Die ich nutzte, um zu einer Kirche in Bahnhofsnähe zu gehen, deren Turm ich vom Zug aus gesehen hatte. St. Josef, wie sich heraus stellte. Die waren dort allerdings gerade beim sonntäglichen Hochamt, so dass ich nicht stören wollte.

Um 12.17 Uhr bestieg ich den Intercity „Allgäu“ mit Ziel Oberstdorf. Und genoss – wie schon bei der Hinfahrt – die Bahnstrecke am Rhein entlang. Bei der Rückfahrt inclusive Umleitung auf die andere Rheinseite wegen Brückenbauarbeiten. Einfach wunderschön! Der Rhein und die Landschaft!
Und es ging durch Mainz, wo ich ein Jahr studiert hatte – Erinnerungen wurden wach...

Der Zug war gut voll, so dass ich dankbar über einen Sitzplatz im Fahrradabteil war, wo auch einige junge Leute mit zwei kleinen Kindern waren: Philipp und Ronja. Und letztere war bezaubernd. Wie sie da auf dem Teppich des Abteils dahin krabbelte, immer wieder eines ihrer Söckchen beinahe zu verlieren drohte, neugierig die Welt erkundete. Und nicht zuletzt jedem Vorbeigehenden ein entwaffnendes Lächeln schenkte. Was praktisch alle auch erwiderten: die Leute vom Zugpersonal, die vorsichtig an der Kleinen auf dem Boden vorbei gingen, Jugendliche, junge Männer, denen ich so etwas gar nicht unbedingt zugetraut hätte, alle...

Zwischendurch beschäftigte sich Ronja mit den Rädern ihres Kinderwagens. Ich hatte den Eindruck, sie hätte zu gern das Rad weg montiert, um es noch näher zu untersuchen. Auch was im Korb des Kinderwagens unten so alles gelagert war, fand die Kleine interessant, zog das eine um das andere von dort heraus. Dann ging es an die Gummistiefel des großen Bruders. Hier schien vor allem der Gummizug oben interessant, nicht nur um ihn einmal in den Mund zu nehmen. Sondern um den Gummi schließlich mit Erfolg heraus zu ziehen. Was die Eltern und die begleitenden jungen Leute über Lösungsstrategien für das Wieder-Einfädeln brachte. „Ich meine, mit einem Strohhalm könnte das gehen“. „Und auf Youtube gibt es so Filmchen, wo Alltagsprobleme und ihre Lösung behandelt werden – da würde ich einmal nach sehen“. Ich wollte mich nicht mit einem „Sicherheitsnadel-Tipp“ einmischen...

Als die Welterkundung die kleine Ronja zu weit weg krabbeln ließ, da lief jemand von den Erwachsenen und hob sie hoch und zurück. Was Ronja mutig zappelnd – wobei sich die Söckchen wieder bedenklich vom Fuß lösten – quittierte, ohne jedoch völlig missmutig zu werden. In ihre Ausgangsposition gebracht, bewegte sie sich halt von neuem in die Richtung, die sie interessant fand.

Irgendwann befand die Mutter, dass eine neue Windel angebracht sei. Und ich älter gewordener Mann staunte, mit welcher Beweglichkeit sie eine Decke auf dem Boden des Abteils ausbreitete, sich auf ihre Fersen setzte, und der Kleinen eine neue Windel anlegte. Nur dass Ronja danach in den Kinderwagen gelegt wurde, um zu schlafen, sah diese zunächst nicht so ganz ein. Wo doch so ein Zugabteil so spannend ist...

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