Egelhofen ist ein besonderer Ort. Es
gibt einen starken Zusammenhalt unter den Menschen, die dort leben,
was meinem Eindruck nach nicht wenig mit der kirchlichen
Verbundenheit der Bevölkerung zu tun hat.
Am letzten Sonntag im April war dort
Erstkommunion: insgesamt fünf Mädchen, vier aus dem Ort selbst und
eines aus der Nachbargemeinde, feierten. Was auch etwas Besonderes
ist: denn es gibt Jahre, in denen dort kein Kind zur Erstkommunion
geht, andere Jahre, in denen es höchstens ein oder zwei Kinder sind.
Mit den Ministranten zusammen holten
wir die Erstkommunionmädchen und ihre Eltern beim Vereinsheim ab –
das Wetter spielte mit! - und zogen gemeinsam das kurze Stück zur
Kirche. Und da, vor der Kirchentür: Lauren, eines der Mädchen: „ich
habe einen Stein im Schuh!“. Worauf ich ihr sagte: „dann holen
wir den besser jetzt noch heraus!“. Lauren, etwas aufgeregt: „nein,
das geht schon!“. Als ich ihr sagte, dass wir uns ruhig noch Zeit
nehmen könnten, bückte sich Lauren doch, um festzustellen: „meine
Hände sind viel zu kalt, ich kann die Schuhe nicht aufmachen!“
Irgendwelche edlen Teile mit einem Lederriemen um den Knöchel herum.
Also rückte die in der Nähe stehende Mutter an, löste den Riemen,
öffnete den Schuh und der Stein wurde entfernt.
Ich griff die Geschichte bei der Feier
nicht auf, obwohl das ja gepasst hätte. Bevor wir uns zum Altar, in
die Kirche begeben, ist es gut, die Steine zu entfernen. Nicht nur
die aus den Schuhen, sondern die anderen, die wir in der Hand haben,
um sie auf jemanden zu werfen. Oder die Steine, aus denen die Mauern
zwischen uns gebaut sind, die wir uns da miteinander zum Altar auf
den Weg machen.
Lauren hatte auch die Idee, dass die
Erstkommunionkinder gemeinsam kommunzieren sollten. Also warten, bis
alle die Hostie in der Hand haben. Und ich griff diese Idee auf,
zumal sie von einem der Kinder kam. Ohne das groß zu erläutern.
Kommunion als „Gemeinschaft“, als „Teilen“ wird noch einmal
anders erfahren.
Abends bekam das dann eine weitere
Ausdrucksform. Wir versammelten uns zur Dankandacht wieder in der
Kirche. Und bei den zu segnenden Geschenken, Rosenkränze,
Gebetbücher, Kreuze etc., da lag auch ein Brot, das schon am
Vormittag dort gelegen hatte. Aus Teig darauf geschrieben das Datum
des Erstkommuniontages. Das Brot wurde mit gesegnet und während des
Schlussliedes schnitten es zwei Mütter auf und die fünf
Erstkommunionmädchen verteilten die Stücke an alle in der Kirche.
Obwohl die Brot-Stücke mit der Zeit etwas kleiner wurden, bekam doch
jede und jeder eines. Abgesehen davon, dass die Mädchen natürlich
mit Eifer beim Verteilen waren und dabei ihrem Bewegungsdrang
nachgeben konnten, sprach das Zeichen des Teilens wiederum für sich.
Alle Mädchen hatten mich eingeladen,
nach der Messe mit ihnen weiter zu feiern, ins Gasthaus zu gehen. Da
meine Nichte aber am selben Tag Erstkommunion hatte, fuhr ich nach
der Egelhofer Erstkommunion weiter zu Steffi und feierte mit meine
Verwandten.
Und fuhr deshalb am Tag nach der
Erstkommunion, am Montag, wiederum nach Egelhofen. Wo im Vereinsheim
eine große Kuchentafel für Menschen aus dem Ort aufgebaut war. Und
die Feiergemeinschaft ein weiteres Mal ausgeweitet, das Teilen
wiederum praktiziert wurde: Kuchen vom Vortag und auch noch frisch
gebackener fand sich dort und das Fest ging weiter, die Freude konnte
sich noch weiter verteilen.
Noch ein Detail am Rande, ich hoffe, es
bedient nicht zu sehr ein Klischee. Als meine Mutter mich fragte, ob
die Erstkommunionmädchen „Einheitskutten“ oder ihre
individuellen Kleider angehabt hätten, musste ich passen. Dass sie
weiß und hübsch angezogen waren, hatte ich wahr genommen, mehr dann
schon auch wieder nicht...
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