Miteinander reden – ach ist das
schwer! Miteinander reden - oh ist das schön! Beide Erfahrungen gibt
es, beides kenne ich. Und habe mich auch immer wieder theoretisch und
praktisch damit befasst. Ich erinnere mich noch an die
Sprachphilosophie-Vorlesung während des Studiums und an die Theorie
von Karl Bühler dabei.
Später waren es dann die weit
verbreiteten Bücher von Friedemann Schulz von Thun. Als ich bei
einer Abendveranstaltung mit jungen Fußballern zum Thema
„Kommunikation“ vom „Hören mit vier Ohren“ erzählte, meinte
der eine, das habe er in der Berufsschule auch schon mit bekommen.
Und immer noch bin ich am lernen. Und
mache ich gute und weniger gute Erfahrungen mit dem Zuhören und mit
dem Gespräch. Trotz des ein oder anderen „Gesprächsführungskurses“
mit praktischen Übungen „im Gepäck“.
Und wie ich mich ändere, die
Gesellschaft sich ändert, so ändert sich auch das Gespräch. Wie
geht das denn mit den Menschen, die auf ihrer Flucht hier gelandet
oder gestrandet sind? Nicht nur mit einer anderen Muttersprache,
sondern auch mit einem anderen weltanschaulichen oder kulturellen
Hintergrund? Meinen wir dasselbe, selbst wenn wir in derselben
Sprache kommunizieren?
In der März-Ausgabe des Magazins der
Bundeszentrale für politische Bildung findet sich ein Interview mit
zwei politischen Bildnern, Anja Besand, Professorin für Didaktik der
Politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden und Frank
Richter, Direktor der sächsischen Landeszentrale für politische
Bildung. Auf die Frage: „Wer arbeitet denn jetzt am Dialog, wer
kann ihn gestalten?“ antwortet Frau Besand: „Dialog ist ein
großes Wort, das oft und meiner Meinung nach auch falsch in der
Debatte eingesetzt wird. Natürlich geht es um Dialog. Aber für den
Dialog sind alle zuständig, und er muss geführt werden, wo immer er
sich ergibt. Zwischen Nachbarn und Freunden, in der Familie, der
Schule, beim Friseur und beim Bäcker... Diese Gespräche sind
anstrengend, aber sie müssen geführt werden, und es müssen alle
daran teilnehmen, die davon betroffen sind.“ Diese – natürlich
aus dem Zusammenhang gerissene Interview-Passage – macht bereits
ein wenig deutlich von den Bedingungen des Dialogs. Hintergrund für
das Interview war unter anderem der Umgang mit PEGIDA.
Und inzwischen stellen wir ja
tatsächlich fest, dass auch an der Frage des Umgangs mit Menschen
auf der Flucht bisher gute Beziehungen ernsthaften Belastungsproben
unterzogen werden. Der Pfarrer, der auf seiner Facebook-Seite etwas
tendenziell Fremdenfeindliches postet, der bekommt unter Umständen
aus seiner Gemeinde mehr Unterstützung als Ablehnung. Christen in
östlichen EU-Mitgliedsländern der EU blicken fassungs- und
verständnislos auf ihre Mitchristen in den westlichen
EU-Mitgliedsländern. Wie miteinander reden, im Gespräch sein und
bleiben? Sich selbst verständlich machen und den anderen verstehen,
mit jeweils anderen Erfahrungen und Verstehensvoraussetzungen?
Mit großer Freude und Dankbarkeit habe
ich Auszüge eines Vortrags von Jesus Moran, dem Ko-Präsidenten der
Fokolarbewegung über „Anthropologische Aspekte des Dialogs“
entdeckt, den dieser am 5. Februar im indischen Mumbai gehalten hat.
Die von ihm dort aufgelisteten Prinzipien des Dialogs halte ich für
hilfreich und weiter führend, so dass ich seine Ausführungen
unbedingt zu Lektüre empfehlen möchte.
Ja – und dann wende ich mich wieder
dem konkreten Dialog zu...
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