Mit Matteo habe ich einige Wochen das
Zimmer geteilt, damals vor vielen Jahren im Spiritualitätszentrum in
der Nähe von Florenz. Ein ganz ein feiner Kerl – und in seinen
Künsten auf der Gitarre mir haushoch überlegen. Es gab nur ein
Problem: während ich gewohnt bin, bei offenem Fenster zu schlafen,
konnte sich Matteo das überhaupt nicht vorstellen. Ich weiß gar
nicht mehr, wie wir uns damals geeinigt haben. Auf jeden Fall sind
wir Freunde geblieben. Matteo ging für seine Ordensgemeinschaft, die
Xaverianer, nach Asien. Lange Jahre war er in Indonesien und ist nun
seit ein paar Jahren auf den Philippinen. Jeden Monat schreibt er
eine kleine Erfahrung aus seinem Leben auf, die mich jedes mal
berührt, von ihm habe ich diese Praxis übernommen und versuche
auch, Leben mit anderen zu teilen.
Und neulich gab es – Corona sei´s
gedankt - eine Videokonferenz mit mehr als 100 Ordensmännern aus
aller Welt, 25 Fenster waren jeweils gleichzeitig auf dem Bildschirm
geöffnet. Ich hatte Matteo gar nicht wahr genommen, aber er schrieb
mir hinterher, dass er sich gefreut habe, mich zu sehen. Ich weiß
gar nicht, ob er sich noch an die „Fenster-Frage“ im
Spiritualitätszentrum erinnert...
Jetzt lebe ich mit Juan zusammen, ein
Missionar vom Kostbaren Blut aus Chile, der die letzten Jahre in den
USA gelebt hatte. Ein sehr liebenswürdiger und auf verschiedenen
Feldern begabter Mann.
Als wir im Februar als Generalleitung
zusammen waren, ging es darum, ein offizielles Gruppenfoto zu machen.
Juan ist leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Und er war ganz
untröstlich, dass am Tag des Gruppenfotos die Sonne strahlend
schien. „Hätten wir es doch gestern gemacht, da war der Himmel
bedeckt“, seufzte er. Schlussendlich lud er uns zum Fototermin in
die Kapelle ein, weil draußen die Lichtverhältnisse einfach nicht
seinen Vorstellungen entsprachen. Als ich merkte, welche Bedeutung
das Gruppenfoto für ihn hatte, fragte ich ihn – eher im Scherz –
ob er bezüglich der Bekleidung noch Vorstellungen habe. Etwas
abschätzig schaute er auf meine Sandalen und meinte, ich solle mir
dann doch bitte geschlossene Schuhe anziehen. Wow! Darauf wäre ich
tatsächlich nicht gekommen. Natürlich kam ich Juans Wunsch nach.
Und war heilfroh, als ich seine Vorbereitungen in der Hauskapelle
sah: die Bänke waren auf die Seite gerutscht, am Eingang stand die
Kamera auf Stativ, vorne hatte er einen externen Blitz aufgebaut,
Juan selbst erschien in Anzug und Krawatte. Und es sind schöne Fotos
geworden...
In Maria Baumgärtle ist mein
Nachfolger eingezogen. Und mir ging es jetzt mehrmals so, dass ich
meine Stoffserviette, zusammengehalten von einem schon etwas
lädierten Serviettenring (ein Holzzebra, das mir eine
Ordensschwester aus Burkina Faso mit gebracht hat) suchte. Die
Serviette ließ ich sonst immer auf dem Tisch liegen. Stimmt: es gibt
eine Schublade für die Servietten. Andere Serviettennutzer unter den
Mitbrüdern legen ihre Serviettentasche dort ab. Als ich etwas
genervt bei einer Mahlzeit bemerkte, dass ich meine Serviette suche,
meinte mein Nachfolger, er habe sie aufgeräumt. „Das sieht doch
nicht aus, wenn da jemand kommt, wenn die Serviette auf dem Tisch
liegt...“ Okay, wieder eine andere Perspektive.
So geht das mit dem Zusammenleben, mit
Fenstern, Sandalen und Servietten und... und sehr oft bin ich da
nicht so geduldig und verständnisvoll. Trotzdem hoffe ich, noch
nicht zu alt zu sein, um immer wieder etwas dazu zu lernen. In Rom
leben wir zu sechst im Haus, drei Frauen und drei Männer, und
stammen aus fünf verschiedenen Nationen. Da ist allerhand
Lernmöglichkeit gegeben...
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