Nach einigen Tagen in Castel Gandolfo
bin ich seit vergangenen Sonntag in Rom in unserem Generalatshaus,
jemand nannte es „Probe-Wohnen“. Denn nach Ostern werde ich ja
hierher ziehen. Das „Probe-Liegen“ ist schon einmal hilfreich,
insofern ich den Eindruck habe, ein anderes Bett zu brauchen.
Aus dem Fenster sehe ich ins Grüne:
ein (etwas verwilderter) Garten mit hohen Pinien. Deren große
Zapfen, die überall auf dem Boden liegen, gefielen mir schon bei
früheren Italien-Aufenthalten.
An einem Tag sah ich zwei wunderschöne
grüne Papageien auf einem Strauch sitzen. Und es stellte sich
heraus, dass diese nicht irgendwo „entflogen“ waren, sondern
hierzulande „in freier Wildbahn“ heimisch werden. Kommentar eines
italienischen Mitbruders: „wir werden ein tropisches Land“. Wobei
ich glaube, einmal gelesen zu haben, dass es auch in Bonn Papageien
„in freier Wildbahn“ gibt.
Wir fünf beginnen in diesen Tagen
unsere sechsjährige Amtszeit: vier von uns werden gemeinsam hier im
Haus wohnen, Angelo kommt zweimal im Jahr aus den USA. Emanuele ist
der einzige, der schon bisher im Leitungsteam gearbeitet hat und
jetzt ist er – unser Jüngster! - der Generalmoderator. Und wir
haben zum ersten Mal in der Geschichte der Missionare vom Kostbaren
Blut einen Bruder in der Generalleitung: Juan, ein gebürtiger
Chilene, der in den vergangenen Jahren in den USA gelebt und
gearbeitet hat. Zum Team gehören dann noch Augusto, gebürtiger
Italiener, der in den vergangenen Jahren in Kanada war, und ich. Eine
bunte Mischung und insgesamt ein junges Team. Ich bin nach Angelo der
zweitälteste, also der Älteste hier im Haus.
Nachdem ich in meiner bisherigen
Hausgemeinschaft der jüngste war, bedeutet das eine gewisse
Umstellung. Theoretisch war mir das ja klar. Praktisch merkte ich es,
als es darum ging, gemeinsam zu beten: „wir verwenden `devices´
(also elektronische Geräte)“ hieß es, also keine Bücher. Au
weia! Mit einer gewissen Schadenfreude stellte ich dann fest, dass
das gar nicht so einfach war. Denn es gibt verschiedene Anbieter für
ein digitales Stundengebet. Die Texte unterscheiden sich dann, ganz
zu schweigen von der Übersetzung des Bibeltextes. Schließlich
einigten wir uns auf eine bestimmte englische App. Die zu meinem
(schwäbisch-sparsamen) Entsetzen kostenpflichtig ist. Das gefiel mir
nicht, zwölf Euro zu bezahlen, um (zunächst ja nur ein paar Tage)
mit den anderen gemeinsam beten zu können. Als ich mein Missfallen
kund tat, erklärte mir einer, ich könne eine Probeversion herunter
laden, die bis Ende des Monats kostenfrei sei. So habe ich jetzt beim
gemeinsamen Stundengebet also wie die anderen auch mein Handy vor
mir. Und habe hin und wieder gewisse Schwierigkeiten mit der
Schriftgröße.
Vorgestern gab es etwas Aufregung, weil
plötzlich die Feuerwehr aufkreuzte. Was war geschehen? Ein Nachbar
hatte die Feuerwehr informiert, in der Annahme, ein Ast eines Baumes
in unserem Garten sei kurz davor, auf die Straße zu fallen. Wir
selbst hatten von der Aktion erst erfahren, als die vier
Feuerwehrmänner vor der Tür standen. Vor unserer! Und fragten, wer
sie gerufen habe. Jetzt haben sie draußen im Garten einen Bereich
abgesperrt, der große Ast hängt noch am Baum und wird wohl eher in
unseren Garten als auf die Straße fallen.
Gestern waren wir im Generalat der
ASC-Schwestern (Anbeterinnen des Blutes Christi, so etwas wie unser
„weiblicher Zweig“): dort ging eine Versammlung von Schwestern
dieser Gemeinschaft aus aller Welt zu Ende und wir feierten gemeinsam
mit ihnen den Abschluss. Ein frohes Wiedersehen! Mit Sr. Loreta (aus
Bosnien) war ich gemeinsam in Kufstein, mit Sr. Ania (aus Polen)
früher in Maria Baumgärtle – die beiden gehören zur „Besatzung“
des Generalatshauses. Dann traf ich die beiden Vertreterinnen aus
Schaan/Liechtenstein, andere aus Polen und anderen Teilen der Welt.
Am Montag erwarten wir die sieben
Schwestern der Generalleitung der ASC hier bei uns im Haus zum
Abendessen...
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