Bitterkalt war es, als wir am 18. März
miteinander den Kreuzweg gingen. Gemeinsam mit anderen saß ich in
der Kirche, in der Hoffnung, dass wir dort beten würden. Aber der
Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Günztal, welche sich für diesen
Tag angemeldet hatte, um den Misereor-Kreuzweg „vom guten Leben“
zu gehen, kannte kein Pardon. „Ich lade sie ins Freie ein!“
Und so gingen wir, etwa 20 Personen,
draußen den Kreuzweg, sangen sogar bei der ein oder anderen Station
die Strophe eines Liedes. Wenigstens die beim Misereor-Kreuzweg
vorgesehene einminütige Stille bei jeder Station hat der vorbetende
Pfarrer nicht eingehalten, wofür ich ihm im Anschluss dankte. Unter
denen, die mit gingen, war eine Familie mit vier Mädchen. Diese
waren immer vorne dran und setzten sich schnell auf die bei jeder
Station stehende Bank. Mal zu viert eng aneinander gequetscht, mal
saß eine auf dem Schoß einer anderen. Normalerweise sind die Bänke
eher für ältere Menschen gedacht, die auf dem Weg einmal eine Pause
brauchen. Aber denen war es wohl zum Sitzen zu kalt. Auch die Mädchen
verzichteten bei den Bänken, auf denen noch Schnee lag. Unter
normalen Umständen hätte ich nach diesem Kreuzweg – trotz meines
dicken Wintermantels völlig durch gefroren, sicher einen Schnaps
getrunken. Aufgrund des Verzichts auf Alkohol in der Fastenzeit
machte ich mir einen Tee, um mich wieder aufzuwärmen.
(Blick auf den Kreuzweg hinter der Begegnungsstätte)
Eine Woche später dann völlig andere
Bedingungen. Der Schnee weg geschmolzen, wärmende Frühlingssonne.
Keine Frage, dass wir draußen beteten, eine stattliche Schar von 40
Personen, ein Ehepaar war bis aus Augsburg angereist. Diesmal war ich
für die Gestaltung zuständig und hatte einen Kreuzweg-Text mit
Lesungen ausgesucht. Zu Beginn bat ich, dass bei jeder Station sich
doch jemand finden möge, um die entsprechenden Texte vor zu lesen.
Bei zwei Stationen teilten sich diese Aufgabe ein Vater und sein
Sohn, der beim Lesen nicht so ganz sicher war. Aber die zwei Sätze
schaffte er so leidlich. Und als ich ihm danach anerkennend
zulächelte, strahlte er über das ganze Gesicht.
Tags darauf war ich wieder auf dem
Kreuzweg unterwegs. Das Wetter nicht so schön, wie am Vortag. Aber
immerhin hatte der Regen aufgehört, der die Kommunionkinder aus der
Nachbargemeinde auf ihrem Weg nach Maria Baumgärtle begleitet hatte.
Die Kinder hatten ein Blatt mit Fragen zum Kreuzweg dabei, die zu
beantworten waren. Einige Buchstaben der richtigen Antworten ergaben
das Lösungswort.“Nächstenliebe“ - kein schlechtes Lösungswort
für einen Kreuzweg. Eine Kommunionmutter des vergangenen Jahres
hatte dieses Rätsel entworfen, was ich damals schon toll fand. Umso
schöner, dass es auch dieses Jahr wieder zum Einsatz kam.
Die sieben Kommunionkinder, eines
konnte wegen einer gebrochenen Zehe nicht teilnehmen, gingen
natürlich nicht gemessenen Schrittes den Kreuzweg entlang, sondern
sprangen von einer Station zur nächsten. Und wenn wir dort standen,
dann war für einige der Splitt auf dem Weg ein tolles Spielzeug. Mit
dem Fuß schoben sie Wälle damit auf, wobei ich den Eindruck hatte,
dass sie das nicht am Zuhören hinderte. Und ich verkniff mir
mahnende Worte und war dankbar, dass die Buben den Originalzustand
des Weges wieder herstellten, den Kies mit ihrem Fuß wieder glatt
rechten.
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