Sonntag, 1. April 2018

dreimal Kreuzweg

Bitterkalt war es, als wir am 18. März miteinander den Kreuzweg gingen. Gemeinsam mit anderen saß ich in der Kirche, in der Hoffnung, dass wir dort beten würden. Aber der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Günztal, welche sich für diesen Tag angemeldet hatte, um den Misereor-Kreuzweg „vom guten Leben“ zu gehen, kannte kein Pardon. „Ich lade sie ins Freie ein!“
Und so gingen wir, etwa 20 Personen, draußen den Kreuzweg, sangen sogar bei der ein oder anderen Station die Strophe eines Liedes. Wenigstens die beim Misereor-Kreuzweg vorgesehene einminütige Stille bei jeder Station hat der vorbetende Pfarrer nicht eingehalten, wofür ich ihm im Anschluss dankte. Unter denen, die mit gingen, war eine Familie mit vier Mädchen. Diese waren immer vorne dran und setzten sich schnell auf die bei jeder Station stehende Bank. Mal zu viert eng aneinander gequetscht, mal saß eine auf dem Schoß einer anderen. Normalerweise sind die Bänke eher für ältere Menschen gedacht, die auf dem Weg einmal eine Pause brauchen. Aber denen war es wohl zum Sitzen zu kalt. Auch die Mädchen verzichteten bei den Bänken, auf denen noch Schnee lag. Unter normalen Umständen hätte ich nach diesem Kreuzweg – trotz meines dicken Wintermantels völlig durch gefroren, sicher einen Schnaps getrunken. Aufgrund des Verzichts auf Alkohol in der Fastenzeit machte ich mir einen Tee, um mich wieder aufzuwärmen.
(Blick auf den Kreuzweg hinter der Begegnungsstätte)
Eine Woche später dann völlig andere Bedingungen. Der Schnee weg geschmolzen, wärmende Frühlingssonne. Keine Frage, dass wir draußen beteten, eine stattliche Schar von 40 Personen, ein Ehepaar war bis aus Augsburg angereist. Diesmal war ich für die Gestaltung zuständig und hatte einen Kreuzweg-Text mit Lesungen ausgesucht. Zu Beginn bat ich, dass bei jeder Station sich doch jemand finden möge, um die entsprechenden Texte vor zu lesen. Bei zwei Stationen teilten sich diese Aufgabe ein Vater und sein Sohn, der beim Lesen nicht so ganz sicher war. Aber die zwei Sätze schaffte er so leidlich. Und als ich ihm danach anerkennend zulächelte, strahlte er über das ganze Gesicht.

Tags darauf war ich wieder auf dem Kreuzweg unterwegs. Das Wetter nicht so schön, wie am Vortag. Aber immerhin hatte der Regen aufgehört, der die Kommunionkinder aus der Nachbargemeinde auf ihrem Weg nach Maria Baumgärtle begleitet hatte. Die Kinder hatten ein Blatt mit Fragen zum Kreuzweg dabei, die zu beantworten waren. Einige Buchstaben der richtigen Antworten ergaben das Lösungswort.“Nächstenliebe“ - kein schlechtes Lösungswort für einen Kreuzweg. Eine Kommunionmutter des vergangenen Jahres hatte dieses Rätsel entworfen, was ich damals schon toll fand. Umso schöner, dass es auch dieses Jahr wieder zum Einsatz kam.

Die sieben Kommunionkinder, eines konnte wegen einer gebrochenen Zehe nicht teilnehmen, gingen natürlich nicht gemessenen Schrittes den Kreuzweg entlang, sondern sprangen von einer Station zur nächsten. Und wenn wir dort standen, dann war für einige der Splitt auf dem Weg ein tolles Spielzeug. Mit dem Fuß schoben sie Wälle damit auf, wobei ich den Eindruck hatte, dass sie das nicht am Zuhören hinderte. Und ich verkniff mir mahnende Worte und war dankbar, dass die Buben den Originalzustand des Weges wieder herstellten, den Kies mit ihrem Fuß wieder glatt rechten.




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