Wieder einmal konnte ich mit gehen –
beim Vierbergelauf in Kärnten, der nach alter Tradition immer am
Dreinagelfreitag, dem zweiten Freitag nach Ostern stattfindet. Zum
ersten Mal bin ich nicht den ganzen Weg gegangen. Normalerweise
beginnt es mit einer Messe um Mitternacht auf dem Magdalensberg.
Diesmal bin ich mit dem befreundeten Ehepaar, mit dem ich zusammen
unterwegs war, erst um 7.00 Uhr morgens „eingestiegen“, bei der
sogenannten Bischofsmesse in Karnberg.
Früher hat tatsächlich immer der
Diözesanbischof diese 7.00 Uhr-Messe in Karnberg auf dem Feld mit
den Menschen gefeiert. Jetzt hat er sich schon öfter vertreten
lassen, diesmal war der Militärpfarrer Emanuel Longin dran.
Musikalisch gestaltet wurde die Messe von der Militärmusik. Eine
große Schar junger Soldatinnen und Soldaten in Uniform, welche
hervorragend musizierten.
Wir fuhren auf kleinen Sträßchen
hinter dem Bus her, der sie zu ihrem Einsatzort und uns zum
Ausgangspunkt unserer Wallfahrt brachte.
Der Militärpfarrer erzählte, dass
sein kleiner, wohl junger Hund, seine vorbereitete Predigt vernichtet
hätte, so dass er noch einmal neu hatte überlegen müssen. Und dann
ging er – passend für Leute, die weit gehen – auf die „Schuhe“
ein. Und erzählte, wenn ich mich recht erinnere, einen Satz aus dem
Buch einer Opernsängerin: „komisch: die Schuhe, die mir gefallen,
sind mir immer eine Nummer zu groß. Aber sobald ich sie anprobiere,
wachse ich hinein“. Hinter der humorvollen Oberfläche mag sich
noch etwas Tieferes verbergen, so der Militärpfarrer. Wie mit so
mancher Aufgabe, die sich uns im Leben stellt. Als Pfarrer Longin
jedoch von den 42 Kilometern sprach, welche die Vierbergler zurück
legen, wurde er schnell von den Mitfeiernden verbessert: „nicht 42,
52 Kilometer“.
Für uns waren es ab Karnberg nur mehr
23 Kilometer und eben auch keine 2500 Höhenmeter mehr, die zu
bewältigen waren. Und wir bekamen fast ein schlechtes Gewissen. Denn
in der Nacht hatte es noch geregnet, bis um 1.30 Uhr etwa. So dass
diejenigen, welche vom Ulrichsberg herunter nach Karnberg kamen,
deutliche Spuren an Schuhen und Hosen trugen. Und wir standen da noch
ganz sauber auf der Wiese. Was sich im Lauf der Zeit änderte, denn
wenn mehrere Tausend Menschen hintereinander durch aufgeweichtes
Gelände gehen, dann hinterlässt das bei allen Spuren.
Wie genoss ich die Natur, letzte kleine
Schneereste auf dem Veitsberg, dann überall Frühlingsboten. Und am
Horizont die Karawanken, schneebedeckt in der Frühlingssonne.
Und da ich diesmal nicht unter
Schlafentzug litt, ich war ja erst um 5.00 Uhr aufgestanden, konnte
ich bis zum Schluss immer noch an müden Vierberglern vorbei ziehen.
Verpflegung müsste man eigentlich gar
nicht einpacken, da es überall auf dem Weg sogenannte Labestationen
gibt, mit einem reichhaltigen und landestypischen „Angebot“.
Besonders dankbar angenommen werden die Leberkässemmel der Firma
Wech. Die frühere Chefin hat wohl in ihrem Testament festgelegt,
dass alljährlich die Vierbergler mit solchen Semmeln versorgt werden
müssen, gratis wohlgemerkt. Und nebendran gibt eine bekannte
Kärntner Brauerei – ebenfalls gratis – Getränke aus. An diesem
Ort wird selbstverständlich eine Pause eingelegt.
Aber auch später noch einmal, um die
Mittagszeit, wo wir Frittatensuppe kauften (!) und aßen, um den
Elektrolytaushalt auszugleichen. Obwohl das Wetter ideal, nicht zu
kalt und nicht zu heiß war, kamen wir unterwegs, vor allem bei den
Anstiegen, eben doch ins Schwitzen.
Und welche eine Freude, nachmittags um
16.00 Uhr auf dem Lorenziberg, dem letzten der vier Berge, mit einer
großen Gruppe von Menschen in das „Großer Gott, wir loben Dich“
einzustimmen. Wir konnten auch deswegen aus voller Brust mit singen,
weil wir ein Auto oben stehen hatten, das Ewald vorher bereit
gestellt hatte. Viele müssen von oben wieder ein Stück hinunter
marschieren, um zu ihrem Auto oder einem Bus zu gelangen. Ein
wunderschöner Tag!
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