Vergangene Woche war ich in Italien,
von Montag bis Freitag bei einem Treffen für Ordenschristen in
Castel Gandolfo und danach auf Besuch bei unseren Mitbrüdern in der
süditalienischen Stadt Bari. Die Missionare vom Kostbaren Blut sind
dort seit langem in einer Pfarrei tätig, welche Ende des 19.
Jahrhunderts noch am Rand der Altstadt lag, und sich jetzt praktisch
im Zentrum der 300.000 Einwohner-Stadt befindet.
In Bari werden die Reliquien des hl.
Nikolaus verehrt. Die sind dort, weil tapfere Seeleute aus Bari sie
aus Myra gestohlen haben, um sie vor den dortigen Osmanen in
Sicherheit zu bringen. Eine abenteuerliche Geschichte! Die Baresi
jedenfalls sind stolz auf ihren Stadtpatron und verehren ihn nicht
nur liturgisch, sondern auch mit Volksfesten. Außer dem liturgischen
Gedenktag im Dezember wird Nikolaus in Bari auch im Mai gefeiert. Die
große Statue aus der Basilika wird auf ein Schiff gebracht und fährt
einmal an der Küste entlang, begleitet von vielen kleineren
Schiffen.
Vor nicht allzu langer Zeit sind ja die
Reliquien des Heiligen einmal nach Russland ausgeliehen worden und
viele Menschen kamen, sie zu verehren. Wie ich bei meinem Besuch
feststellen konnte, kommen Russen auch nach Bari zum heiligen
Nikolaus. Die Wegweiser zur Basilika sind auch mit kyrillischen
Schriftzeichen versehen.
Und als ich mit Don Oliviero gemeinsam
in der Krypta war, bereitete sich gerade ein orthodoxer Priester auf
die Liturgie vor. Am Altar der Krypta der Basilika des hl. Nikolaus
wird die Liturgie sowohl im römisch-katholischen als auch im
orthodoxen Ritus gefeiert. Und das Miteinander scheint dort besser zu
funktionieren als etwa in der Jerusalemer Grabeskirche. Ökumene sei
in Bari sehr geschätzt, so bestätigte mir der italienische
Mitbruder. Ein äußeres Zeichen in der Krypta ist das ewige Licht:
eine Flamme, die von zwei Öllampen genährt wird, brennt dort. Und
ich denke mir: die Heiligen – von damals und heute – können
Europa und die Welt zusammen bringen!
Von Bari aus organisierten mir die
Mitbrüder am Sonntag noch einen Ausflug nach Trani, etwas weiter im
Norden gelegen, wo sich die alte Kathedrale (11. Jahrhundert!) direkt
am Meer befindet. Eine wunderschöne Kirche! Und weil das Wetter
„schlecht“ war, es war richtig stürmisch, waren die Wellen hoch,
was ein wirklich spektakuläres Bild ergab.
Die Gastfreundschaft meiner Mitbrüder
erstreckte sich auch auf den Küchenbereich. So gab es bereits am
Samstag das typische Sonntag-Essen der Baresi: orechiette, Nudeln in
Ohrenform, von Hand gemacht. Bereits am Vormittag hatte ich beim
Stadtbummel vor einigen Häusern kleinere und größere orechiette
liegen gesehen. Die Frauen bereiten sie im Haus zu und verkaufen sie
dann vor dem Haus.
Und zum Abendessen gab es panzerotti
aus der panzerotteria. In Bari gibt es nicht nur Pizzerias, sondern
auch Panzerotterias. Dabei geht es um gefüllte, frittierte
Teigtaschen. Der Teig ist derselbe wie bei der Pizza, aber eben dann
anders verarbeitet. Am besten fand ich die mit Mozarella und Kapern
gefüllten panzerottis. Apropos Mozarella – schon Hunger bekommen?
– da gibt es noch etwas Wunderbares: Burrata. Sieht von außen aus
wie Mozarella, ist aber dann mit Sahne gefüllt. Herrlich!
Weil Oliviero mir dringend abriet, habe
ich etwas anderes Typisches nicht probiert: zum Bareser Festtagsessen
gehört roher Fisch aller Art. Wir sahen diesen zwar auf dem
Fischmarkt, schon auf dem Plastikteller vorbereitet, aber... Oliviero
hatte wohl einmal nach dem Genuss einen Arztbesuch nötig.
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