Mittwoch, 28. Februar 2018

Bari

Vergangene Woche war ich in Italien, von Montag bis Freitag bei einem Treffen für Ordenschristen in Castel Gandolfo und danach auf Besuch bei unseren Mitbrüdern in der süditalienischen Stadt Bari. Die Missionare vom Kostbaren Blut sind dort seit langem in einer Pfarrei tätig, welche Ende des 19. Jahrhunderts noch am Rand der Altstadt lag, und sich jetzt praktisch im Zentrum der 300.000 Einwohner-Stadt befindet.

In Bari werden die Reliquien des hl. Nikolaus verehrt. Die sind dort, weil tapfere Seeleute aus Bari sie aus Myra gestohlen haben, um sie vor den dortigen Osmanen in Sicherheit zu bringen. Eine abenteuerliche Geschichte! Die Baresi jedenfalls sind stolz auf ihren Stadtpatron und verehren ihn nicht nur liturgisch, sondern auch mit Volksfesten. Außer dem liturgischen Gedenktag im Dezember wird Nikolaus in Bari auch im Mai gefeiert. Die große Statue aus der Basilika wird auf ein Schiff gebracht und fährt einmal an der Küste entlang, begleitet von vielen kleineren Schiffen.

Vor nicht allzu langer Zeit sind ja die Reliquien des Heiligen einmal nach Russland ausgeliehen worden und viele Menschen kamen, sie zu verehren. Wie ich bei meinem Besuch feststellen konnte, kommen Russen auch nach Bari zum heiligen Nikolaus. Die Wegweiser zur Basilika sind auch mit kyrillischen Schriftzeichen versehen.

Und als ich mit Don Oliviero gemeinsam in der Krypta war, bereitete sich gerade ein orthodoxer Priester auf die Liturgie vor. Am Altar der Krypta der Basilika des hl. Nikolaus wird die Liturgie sowohl im römisch-katholischen als auch im orthodoxen Ritus gefeiert. Und das Miteinander scheint dort besser zu funktionieren als etwa in der Jerusalemer Grabeskirche. Ökumene sei in Bari sehr geschätzt, so bestätigte mir der italienische Mitbruder. Ein äußeres Zeichen in der Krypta ist das ewige Licht: eine Flamme, die von zwei Öllampen genährt wird, brennt dort. Und ich denke mir: die Heiligen – von damals und heute – können Europa und die Welt zusammen bringen!

Von Bari aus organisierten mir die Mitbrüder am Sonntag noch einen Ausflug nach Trani, etwas weiter im Norden gelegen, wo sich die alte Kathedrale (11. Jahrhundert!) direkt am Meer befindet. Eine wunderschöne Kirche! Und weil das Wetter „schlecht“ war, es war richtig stürmisch, waren die Wellen hoch, was ein wirklich spektakuläres Bild ergab.

Die Gastfreundschaft meiner Mitbrüder erstreckte sich auch auf den Küchenbereich. So gab es bereits am Samstag das typische Sonntag-Essen der Baresi: orechiette, Nudeln in Ohrenform, von Hand gemacht. Bereits am Vormittag hatte ich beim Stadtbummel vor einigen Häusern kleinere und größere orechiette liegen gesehen. Die Frauen bereiten sie im Haus zu und verkaufen sie dann vor dem Haus.

Und zum Abendessen gab es panzerotti aus der panzerotteria. In Bari gibt es nicht nur Pizzerias, sondern auch Panzerotterias. Dabei geht es um gefüllte, frittierte Teigtaschen. Der Teig ist derselbe wie bei der Pizza, aber eben dann anders verarbeitet. Am besten fand ich die mit Mozarella und Kapern gefüllten panzerottis. Apropos Mozarella – schon Hunger bekommen? – da gibt es noch etwas Wunderbares: Burrata. Sieht von außen aus wie Mozarella, ist aber dann mit Sahne gefüllt. Herrlich!

Weil Oliviero mir dringend abriet, habe ich etwas anderes Typisches nicht probiert: zum Bareser Festtagsessen gehört roher Fisch aller Art. Wir sahen diesen zwar auf dem Fischmarkt, schon auf dem Plastikteller vorbereitet, aber... Oliviero hatte wohl einmal nach dem Genuss einen Arztbesuch nötig.

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