Das Abendessen war sehr fein! Zwar kam
ich erst zum Essen, nicht schon zum Kochen, zu dem ich auch
eingeladen gewesen wäre. Wobei das in diesem Fall tatsächlich an
terminlichen Gründen lag. Während wir uns das Essen schmecken
ließen, und nachher weiter, redeten wir über Gott und die Welt.
Dabei ging es unter anderem um einen
Autor, der ein paar Tage zuvor in der nahe gelegenen Stadt einen
Vortrag gehalten hatte. Und eine aus unserer Runde, von Beruf
Fachärztin für Psychiatrie, meinte: „ein wenig Narzisst muss er
wohl schon sein, wenn er meint, über seine Erfahrungen ein Buch
schreiben zu müssen!“ Diese Äußerung ließ uns nachdenken. Wie
das so ist mit dem Bücher schreiben und dem Narzissmus... Ist dann
etwa der andere, der so viele Bücher schreibt, auch ein Narzisst?
Vielleicht sogar ein noch größerer, weil er ja noch viel mehr
Bücher geschrieben hat?
„Wenn einer so davon überzeugt ist,
seine Erfahrungen etc. in der Welt verbreiten zu müssen...“ meinte
die Psychiaterin.
Worauf mir ein wenig heiß wurde: wie
ist das denn dann mit meinem Blog? Bin ich auch ein Narzisst? Wie
meinte vor kurzem ein Mitbruder, der einen Post gelesen hatte: „wen
interessiert das denn?“ Bin ich da in eine Falle getappt?
Wie fing es an? Das „Wie“ hat mit
dem „Wo“ zu tun. Ich erinnere mich: ich war ein Jahr in Spanien
und wollte der Bitte verschiedener Menschen nach kommen, von dort zu
berichten. Was zum „BaM“ führte, zum „Bericht aus Madrid“,
den Leute wie einen Newsletter bei mir bestellen konnten. Regelmäßig
schrieb ich über meine Erlebnisse vor allem im Zusammenhang der
Besuche bei Menschen in der Abschiebehaft.
Als ich wieder in den deutschen
Sprachraum zurück gekehrt war – schneller, als ich gedacht und
gewollt hatte, war mir an einer Fortsetzung des schriftlichen
Kontakts mit den Lesern des „BaM“ gelegen. Auch wenn die
Situation natürlich eine ganz andere war. Technisch wechselte ich
vom Newsletter zum Blog. Um, ja, da kommt jetzt wohl doch der
Narzissmus ins Spiel, um am eigenen Leben Anteil zu geben.
Ein wenig, jetzt kommt´s noch
schlimmer, ist auch ein „missionarischer Gedanke“ damit
verbunden. Manchmal versuche ich im eher säkularen Erzählen eine
Botschaft zu verpacken. Nicht aufdringlich, sondern en passant. Was
sehr oft nicht gelingt, ich weiß. Da bleibt es dann beim banalen
Erzählen. Und ich fordere sicher die Geduld und das Wohlwollen
meiner Leserinnen und Leser heraus. Deren Zahl überschaubar ist, im
dreistelligen Bereich. Wobei ich weiß, dass ich auch Leserinnen und
Leser habe, die das Geschriebene ausgedruckt bekommen, weil sie keine
Internet-Nutzer/innen sind.
Manchmal ist mein Geschreibsel Auslöser
für eine Reaktion und ich erfahre etwas aus dem Leben eines Lesers,
einer Leserin. Was mich freut! Denn „Beziehungspflege“ ist nicht
nur ein Nebeneffekt meines narzisstischen Schreibens. Leider ist es
mir bisher technisch nicht gelungen, eine Kommentarfunktion zu
aktivieren. Was mich wiederum davon befreit, täglich Kommentare
sichten zu müssen.
Das Ganze hat wohl auch mit dem zu tun,
was mein großer Kollege aus früheren Jahren, Paulus, in einem Brief
an die Gemeinde in Thessalonich geschrieben hat. Wir „wollten euch
nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an
unserem eigenen Leben“ (1 Thess 2,8).
Zum Schluss: diejenigen, die sich
wundern, woher ich die Zeit nehme, kann ich beruhigen. Im Normalfall
ist so ein Post sehr schnell geschrieben (merkt man ja auch dem Stil
an!), wenn erst einmal die Idee da ist. Und die kommt nebenbei,
wächst aus dem Alltag heraus, ohne dass ich mich extra zum Überlegen
hin setzen müsste. Also: viel Freude oder viel Geduld beim Lesen
wünsche ich!
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