10. Juli, Augsburg, Tag der Priester
und Diakone im Rahmen der „Ulrichswoche“. (Am 4. Juli steht
Ulrich im Kalender, der heilige Patron des Bistums Augsburg.)
Der Tag begann mit einer feierlichen
Eucharistie, „Pontifikalamt“ – von der mir nicht zuletzt auch
weniger feierliche und durchaus erheiternde Momente blieben.
Wir Priester, um die 100 dürften wir
schon gewesen sein, nahmen zum großen Teil bereits vor Beginn des
Gottesdienstes unsere (reservierten) Plätze ein. Ein älterer hatte
etwa weiter oben Platz genommen. Und wurde dann von einem Mesner
gebeten, diesen Platz zu räumen, vermutlich mit dem Hinweis, dass
dort die Domkapitulare säßen.
Und schmunzelnd kam der ältere
Mitbruder zu uns „herab“ und schimpfte launig: „da oben sitzt
die triumphierende Kirche und hier das niedere Fußvolk“. Nebenbei
bemerkt: ich saß zwischen einem Kolumbianer und einem Inder, beide
tätig im Bistum Augsburg!
Dann ein Ministrant. Tatsächlich gab
es solche an diesem Montag – ob sie schulfrei bekommen hatten? Muss
ja fast... Und dann war da der eine, der den Bischofsstab halten
durfte. Und er drehte den Bischofsstab etwas hin und her, die
Krümmung oben bewegte sich sanft. Bis einer, vermutlich der
Bischofssekretär, ihm die Hand auf den Arm legte, um anzudeuten,
dass der Stab ruhig gehalten werden solle.
Kurz darauf verschwand dann der
Ministrant in Richtung Sakristei: war ihm übel geworden, musste er
zur Toilette oder war es seine „Art der Rache“? Aus den hinteren
Reihen rückte eine Ministrantin nach vorn, um den Bischofsstab zu
halten. Später tauchte der kurzzeitig verschundene Ministrant wieder
auf und übernahm seine frühere Rolle.
Wunderbar war die Kirchenmusik. Wobei
ich mir nicht sicher bin, wie sehr die Menschen, einschließlich der
Priester, einen Zugang zu ihr haben. Wir gebrauchen ja inzwischen
kaum noch oder gar kein Latein mehr. Und da kann es schon passieren –
ich rede aus eigenem Erleben heraus – dass die Gedanken
abschweifen. Beim „quoniam tu solus sanctus“ war ich wieder wach
da!
Sehr sympathisch fand ich den Schwarm
an Mesnern, die an diesem besonderen Tag zu Hilfe geeilt waren. Solch
einen Service bin ich ja aus dem Alltag gar nicht gewohnt. So half
mir beim Anlegen des Messgewandes der pensionierte Mesner von
Augsburg-Göggingen, den ich nach Maria Baumgärtle einlud. Worauf er
mir etwas traurig erklärte, dass er das Autofahren aufgegeben habe.
Und nach der Messe bekam ich Hilfe vom
pensionierten Dommesner, der mir mein Messgewand wunderschön
zusammen legte – und richtig Freude daran zu haben schien.
Sympathisch fand ich, dass die Lesungen
und Fürbitten von zwei Frauen vorgetragen wurden, ein gewisser
Ausgleich zur „Männerdominanz“ an diesem Tag.
Ach ja, noch etwas Sympathisches: der
Augsburger Bischof überließ an diesem Tag seinem Passauer Kollegen
„das Feld“. Bischof Stefan Oster leitete die Eucharistie und
predigte. Und er tat dies sehr gut!
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