Samstag, 15. Juli 2017

Pontifikalamt

10. Juli, Augsburg, Tag der Priester und Diakone im Rahmen der „Ulrichswoche“. (Am 4. Juli steht Ulrich im Kalender, der heilige Patron des Bistums Augsburg.)
Der Tag begann mit einer feierlichen Eucharistie, „Pontifikalamt“ – von der mir nicht zuletzt auch weniger feierliche und durchaus erheiternde Momente blieben.

Wir Priester, um die 100 dürften wir schon gewesen sein, nahmen zum großen Teil bereits vor Beginn des Gottesdienstes unsere (reservierten) Plätze ein. Ein älterer hatte etwa weiter oben Platz genommen. Und wurde dann von einem Mesner gebeten, diesen Platz zu räumen, vermutlich mit dem Hinweis, dass dort die Domkapitulare säßen.

Und schmunzelnd kam der ältere Mitbruder zu uns „herab“ und schimpfte launig: „da oben sitzt die triumphierende Kirche und hier das niedere Fußvolk“. Nebenbei bemerkt: ich saß zwischen einem Kolumbianer und einem Inder, beide tätig im Bistum Augsburg!

Dann ein Ministrant. Tatsächlich gab es solche an diesem Montag – ob sie schulfrei bekommen hatten? Muss ja fast... Und dann war da der eine, der den Bischofsstab halten durfte. Und er drehte den Bischofsstab etwas hin und her, die Krümmung oben bewegte sich sanft. Bis einer, vermutlich der Bischofssekretär, ihm die Hand auf den Arm legte, um anzudeuten, dass der Stab ruhig gehalten werden solle.

Kurz darauf verschwand dann der Ministrant in Richtung Sakristei: war ihm übel geworden, musste er zur Toilette oder war es seine „Art der Rache“? Aus den hinteren Reihen rückte eine Ministrantin nach vorn, um den Bischofsstab zu halten. Später tauchte der kurzzeitig verschundene Ministrant wieder auf und übernahm seine frühere Rolle.

Wunderbar war die Kirchenmusik. Wobei ich mir nicht sicher bin, wie sehr die Menschen, einschließlich der Priester, einen Zugang zu ihr haben. Wir gebrauchen ja inzwischen kaum noch oder gar kein Latein mehr. Und da kann es schon passieren – ich rede aus eigenem Erleben heraus – dass die Gedanken abschweifen. Beim „quoniam tu solus sanctus“ war ich wieder wach da!

Sehr sympathisch fand ich den Schwarm an Mesnern, die an diesem besonderen Tag zu Hilfe geeilt waren. Solch einen Service bin ich ja aus dem Alltag gar nicht gewohnt. So half mir beim Anlegen des Messgewandes der pensionierte Mesner von Augsburg-Göggingen, den ich nach Maria Baumgärtle einlud. Worauf er mir etwas traurig erklärte, dass er das Autofahren aufgegeben habe.

Und nach der Messe bekam ich Hilfe vom pensionierten Dommesner, der mir mein Messgewand wunderschön zusammen legte – und richtig Freude daran zu haben schien.

Sympathisch fand ich, dass die Lesungen und Fürbitten von zwei Frauen vorgetragen wurden, ein gewisser Ausgleich zur „Männerdominanz“ an diesem Tag.

Ach ja, noch etwas Sympathisches: der Augsburger Bischof überließ an diesem Tag seinem Passauer Kollegen „das Feld“. Bischof Stefan Oster leitete die Eucharistie und predigte. Und er tat dies sehr gut!

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