Als am Mittwoch in der Karwoche abends
Pfarrer Endres anrief, um mir Sylvests Tod mit zu teilen, konnte und
wollte ich es nicht glauben. Später am Abend kam P. Ferdinand mit
derselben Nachricht, die er von jemand anderem gehört hatte. Und
wieder: ich höre die Nachricht, aber es kann nicht sein! Nicht
Sylvest! Nicht durch einen solchen Unfall. Er, den ich immer als so
umsichtig erlebt habe.
In den folgenden Tagen, also ab
Gründonnerstag, hatte ich meist den Eindruck, irgendwie neben mir zu
stehen. Das „Programm“ musste laufen und lief. Und wahrscheinlich
habe ich mich noch nie am Karfreitag so gerne zu Beginn der Liturgie
auf dem Boden ausgestreckt. In diesem Jahr entsprach die Haltung mehr
als je zuvor meinem Inneren.
Dann am Samstag die Todesanzeige in der
Zeitung. Es stimmt doch! Irgendwie schien mir, eine „offizielle
Bestätigung“ nötig zu haben.
In der Predigt der Osternacht erzählte
ich von Sylvest und dem Eindruck, dass das Halleluja im Hals stecken
bleiben kann.
Am Dienstag nach Ostern die Beerdigung.
Sylvests Sarg in der Kirche. Wie aufmerksam geplant vom Pfarrer, der
bei seiner Predigt auch mit sich zu kämpfen hatte. Und bei allem
Schmerz ein heilsamer Abschied.
Wie viele Stunden waren wir mit Sylvest
zusammen. Der Pfarrer noch mehr als ich. Sylvest war Kirchenpfleger
der Pfarrei Bedernau. Wo in den vergangenen Jahren die Pfarrkirche
renoviert wurde. Die nicht das einzige Gebäude der Pfarrei ist. Und
jetzt gehört zu dieser Pfarrei noch die Wallfahrtskirche – auch
diese wurde renoviert, wieder war der Kirchenpfleger gefragt. Und er
kam, war immer zur Stelle. Mit einem Lächeln und großem
Sachverstand. Dachte mit und legte selbst Hand an.
Wenn ich mit einer eher provisorischen
Lösung zufrieden gewesen wäre, dann achtete er auf die bessere
Variante. Sylvest hatte nicht ein Ehrenamt inne, sondern sorgte sich
um seine Kirchen.
Eine Szene kam mir noch einmal beim
Zurück-Denken. Das Außengerüst stand noch um die Kirche und der
Boden war aufgeweicht und nass. Und da rutschten vom Kirchendach
größere Mengen Schnee herunter und platschten auf die nasse Wiese.
So dass der Dreck von dort zurück an die gerade frisch gestrichene
Außenwand der Kirche spritzte. Zufällig gab es an selbigem Tag eine
Baubesprechung und wir standen bei der Kirche. Der Architekt wies auf
die Dreckflecken an der Wand hin und meinte, der Maler müsse halt
noch einmal nach streichen. Sylvest schlug vor, eine Gießkanne zu
holen und den Dreck ab zu waschen. Was dann auch geschah und
funktionierte!
Wir haben, soweit ich mich erinnere,
nie ein ausdrückliches Glaubensgespräch geführt. Außer bei der
Arbeit am Kirchenbau – wie oft sind mir miteinander auf dem Gerüst
innen und außen herum gestiegen – haben wir immer wieder auch
Gottesdienst miteinander gefeiert. Er war dabei gerne auf der ersten
Empore. Ohne den Glauben ausdrücklich zu thematisieren war dieser
als Basis da und verband uns.
Und außer der persönlichen Freude am
neuen Altar der Wallfahrtskirche freute ich mich auch an Sylvests
anerkennend-freudigem Blick auf denselben. Miteinander waren wir
vorher einmal in die Werkstatt des Steinmetz nach Augsburg gefahren,
er hatte Pfarrer, mich und andere Kirchenverwaltungsmitglieder in
sein Auto geladen.
Auf dem einzigen Foto, das ich von ihm
habe, da ist er kaum zu erkennen. Er sitzt auf dem Traktor am
Abschluss einer Baumfäll – Aktion im Garten des Baumgärtler
Missionshauses.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen