„Wähle also das Leben“ - jedes
Jahr freue ich mich auf den Donnerstag nach Aschermittwoch. Nicht
deswegen, weil nach dem Fasten am Aschermittwoch das Essen tags drauf
besonders schmeckt. Nein, vielmehr wegen der für die Liturgie
vorgesehenen Lesungstexte.
„Wähle also das Leben“ heißt es
da im Buch Deuteronomium (30,19) – und am zweiten Tag der
österlichen Bußzeit wird noch einmal die Marschrichtung für den
Weg nach Ostern klar. Es geht um das Leben! Die Übungen der
Fastenzeit, von denen am Vortag, am Aschermittwoch, zu hören war,
Fasten, Almosen geben und beten, die sind kein Selbstzweck. Es geht
um das Leben!
Und das Evangelium des Donnerstags nach
Aschermittwoch ist das Pendant zur Lesung. In der Lesung werden wir
eingeladen, das Leben zu wählen, im Evangelium lädt Jesus ein,
unser Kreuz auf uns zu nehmen, das Leben zu verlieren.
Das gehört zusammen!
In diesem Jahr habe ich diese Texte
auch verwendet beim Requiem für eine Frau, die am Donnerstag nach
Aschermittwoch beerdigt wurde. Sehr oft nehme ich die für den
Wochentag vorgesehenen Texte auch bei einem Requiem. Und an diesem
Donnerstag schien es mir besonders zu passen.
Die Angehörigen der Verstorbenen
beschrieben sie nicht nur als eine lebens-bejahende, sondern als eine
lebenslustige Frau. Sie hatte Freude am Karten- und am Theaterspiel,
sie genoss es, Ausflüge zu machen. Auch die Geselligkeit schätzte
sie, einen Plausch auf der Gartenbank. Nach der Beerdigung sprach ich
mit einer jüngeren Frau aus der Nachbarschaft der Verstorbenen, die
sagte, sie habe sich gerne mit der Frau unterhalten, weil sie „gar
nicht so wie ein altes Mütterchen war, zurück gezogen im Stübchen“,
sondern eben wach und fit. Auch schicke Kleidung hatte ihr gefallen;
tatsächlich war auch mir das bei der Frau aufgefallen, wenn ich sie
in der kleinen Kapelle des Ortes sah. Mit dem Rollator kam sie
regelmäßig dorthin, wenn die heilige Messe gefeiert wurde.
Kurz vor ihrem 90. Geburtstag war sie
nun, plötzlich und unerwartet, an einer Virusinfektion gestorben.
Mit Hilfe des Evangeliumstextes (Lk
9,22-25) konnte ich beim Requiem den Mitfeiernden auch das Geheimnis
der Lebensbejahung, der Lebenslust und -freude der Verstorbenen
erklären.
Sie hatte mit Jesus gelebt, der uns
einlädt, unser Kreuz auf uns zu nehmen, was uns zunächst einmal ja
sperrig vorkommt, wovor wir zurück weichen möchten.
Schon als Kind war die Verstorbene
woanders hin geschickt worden, um die Kühe zu hüten. Nach ihrer
Heirat war sie oft genug für Haus und Hof zuständig, weil ihr Mann
noch auswärts am arbeiten war.
Später hatte sie die eigene Mutter zu
sich genommen und gepflegt.
Eigene Krankheiten und Operationen
ertrug sie, musste nicht nur ihren Mann, sondern vor drei Jahren auch
den ältesten Sohn zu Grabe tragen. „Auch wenn sie diese
Schicksalsschläge sehr trafen, waren ihr Lebensmut, ihr Glaube und
ihr Vertrauen in Gott ungebrochen“. So hatten ihre Kinder im
Lebenslauf geschrieben, den sie für das Requiem vorbereitet hatten.
Und ich meine, das trifft es, so habe ich die Verstorbene erlebt. Sie
hat im Kreuz das Leben gewählt.
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