Mittwoch, 15. März 2017

Wähle also das Leben

„Wähle also das Leben“ - jedes Jahr freue ich mich auf den Donnerstag nach Aschermittwoch. Nicht deswegen, weil nach dem Fasten am Aschermittwoch das Essen tags drauf besonders schmeckt. Nein, vielmehr wegen der für die Liturgie vorgesehenen Lesungstexte.

„Wähle also das Leben“ heißt es da im Buch Deuteronomium (30,19) – und am zweiten Tag der österlichen Bußzeit wird noch einmal die Marschrichtung für den Weg nach Ostern klar. Es geht um das Leben! Die Übungen der Fastenzeit, von denen am Vortag, am Aschermittwoch, zu hören war, Fasten, Almosen geben und beten, die sind kein Selbstzweck. Es geht um das Leben!

Und das Evangelium des Donnerstags nach Aschermittwoch ist das Pendant zur Lesung. In der Lesung werden wir eingeladen, das Leben zu wählen, im Evangelium lädt Jesus ein, unser Kreuz auf uns zu nehmen, das Leben zu verlieren.
Das gehört zusammen!

In diesem Jahr habe ich diese Texte auch verwendet beim Requiem für eine Frau, die am Donnerstag nach Aschermittwoch beerdigt wurde. Sehr oft nehme ich die für den Wochentag vorgesehenen Texte auch bei einem Requiem. Und an diesem Donnerstag schien es mir besonders zu passen.

Die Angehörigen der Verstorbenen beschrieben sie nicht nur als eine lebens-bejahende, sondern als eine lebenslustige Frau. Sie hatte Freude am Karten- und am Theaterspiel, sie genoss es, Ausflüge zu machen. Auch die Geselligkeit schätzte sie, einen Plausch auf der Gartenbank. Nach der Beerdigung sprach ich mit einer jüngeren Frau aus der Nachbarschaft der Verstorbenen, die sagte, sie habe sich gerne mit der Frau unterhalten, weil sie „gar nicht so wie ein altes Mütterchen war, zurück gezogen im Stübchen“, sondern eben wach und fit. Auch schicke Kleidung hatte ihr gefallen; tatsächlich war auch mir das bei der Frau aufgefallen, wenn ich sie in der kleinen Kapelle des Ortes sah. Mit dem Rollator kam sie regelmäßig dorthin, wenn die heilige Messe gefeiert wurde.

Kurz vor ihrem 90. Geburtstag war sie nun, plötzlich und unerwartet, an einer Virusinfektion gestorben.

Mit Hilfe des Evangeliumstextes (Lk 9,22-25) konnte ich beim Requiem den Mitfeiernden auch das Geheimnis der Lebensbejahung, der Lebenslust und -freude der Verstorbenen erklären.

Sie hatte mit Jesus gelebt, der uns einlädt, unser Kreuz auf uns zu nehmen, was uns zunächst einmal ja sperrig vorkommt, wovor wir zurück weichen möchten.

Schon als Kind war die Verstorbene woanders hin geschickt worden, um die Kühe zu hüten. Nach ihrer Heirat war sie oft genug für Haus und Hof zuständig, weil ihr Mann noch auswärts am arbeiten war.

Später hatte sie die eigene Mutter zu sich genommen und gepflegt.
Eigene Krankheiten und Operationen ertrug sie, musste nicht nur ihren Mann, sondern vor drei Jahren auch den ältesten Sohn zu Grabe tragen. „Auch wenn sie diese Schicksalsschläge sehr trafen, waren ihr Lebensmut, ihr Glaube und ihr Vertrauen in Gott ungebrochen“. So hatten ihre Kinder im Lebenslauf geschrieben, den sie für das Requiem vorbereitet hatten. Und ich meine, das trifft es, so habe ich die Verstorbene erlebt. Sie hat im Kreuz das Leben gewählt.


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