Ein aus dem Dornröschenschlaf
erwecktes Zisterzienserinnenkloster – erstes Ziel unseres
diesjährigen Betriebsausflugs. Wie in der Vorjahren hat uns unser
„Teil-Mitbewohner“ Pfarrer Leinauer zu Weihnachten einen
Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug geschenkt. Nachdem er selbst
in Heiligkreuztal Exerzitien gemacht hatte, wollte er uns diese
Anlage zeigen.
Beeindruckend! In den 70er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts hat sich die Stefanusgemeinschaft an diesem
Ort angesiedelt und sehr viel für Restaurierung und Erhalt getan. In
der alten Klosterkirche ist außer alten Fresken und Glasfenstern vor
allem die Johannesminne ein Anziehungspunkt. Laut Postkarte stammt
diese Skulptur aus der Zeit zu Beginn des 14. Jahrhunderts und ist
gut erhalten. Johannes lehnt an der Brust Jesu, hat sein Haupt an
Jesu Herz geneigt. Jesus wiederum legt ihm seine linke Hand auf die
Schulter. Und die beiden rechten Hände liegen ineinander, wobei das
sehr locker ist: die Freiheit wird nicht aufgegeben. Gleichzeitig
zeigen Details der Gewänder die Verbindung der beiden: ein Bild
großer Innigkeit. Wie viele Menschen mögen vor diesem Bild Kraft
geschöpft und Anregung für ihr Leben mit Jesus gefunden haben.
Wir bekamen eine Führung durch einen
älteren Herrn. „Erschrecken Sie nicht, wenn Sie meinen Namen
hören. Ich heiße Hölle“. Wir sind nicht erschrocken und der Mann
hat uns für sich gewonnen. Mit großer Eloquenz, aber auch
Sachwissen hat er uns durch das Münster, den Festsaal und im
Kreuzgang geführt, er selbst ein Mitglied der Stefanusgemeinschaft.
Irgendwann erzählte er, dass er von Beruf Friseur gewesen sei, was
mich – angesichts seines Redeflusses – dann doch zum Schmunzeln
brachte. Dass er 85 Jahre alt ist, wie er uns auch erzählte, dass
hätten wir ihm nicht angesehen. Ein Detail seiner Führung, das mir
noch nachgeht: auf eine gar nicht penetrante Weise hat er sich als
Glaubender gezeigt. Und eben überhaupt nicht den Eindruck gemacht,
dass sich da ein Rentner lediglich ein Zubrot verdienen wolle.
Ähnlich war das bei unserer zweiten
Station: von Heiligkreuztal aus fuhren wir weiter nach Zwiefalten, wo
es bis zur Säkularisation ein Benediktinerkloster gab. Und die
herrliche Kirche ist gut erhalten. Dort führte uns eine ältere
Dame, wie sich später heraus stellte, die Mutter des Mesners. Und
offensichtlich ist sie nicht nur Kirchenführerin, sondern auch
aktives Mitglied der Pfarrgemeinde. Fast mit ein wenig Stolz hat sie
von den großen Wallfahrten der Italiener und Kroaten nach Zwiefalten
erzählt. Und uns auch sachkundig die Kirche erklärt.
Unsere Aufmerksamkeit galt zunächst
zwei alten Beichtstühlen weit hinten – hat wohl mit einer unserer
Haupttätigkeiten zu tun. Die Beichtstühle sind mit Palmen verziert.
Was aber wohl nicht damit zu tun hat, dass das Beichten so exotisch
ist. Auf dem einen Beichstuhl kaputtes Gehölz, auf dem anderen
intaktes: Wirkung der Beichte.
Weiter vorn eine beeindruckende Kanzel,
die mit der Gestalt des Propheten Ezechiel auf der gegenüberliegenden
Seite des Kirchenschiffes korrespondiert. Ezechiel zeigt von seiner
Seite aus auf die Kanzel. Und auf deren Schalldeckel ist seine Vision
vom Totengebein (Ez 37) zu sehen: Gottes Wort bringt wieder Leben in
den Menschen.
Nicht zu vergessen der Martinsaltar mit
Christus in der Gestalt des Bettlers, wie er dem Soldaten Martin nach
dem Teilen des Mantels in der Nacht erschienen ist.
Wir waren am Faschingsdienstag
unterwegs und da ich einige maskierte Närrinnen im
gegenüberliegenden Kaffee gesehen hatte, erkundigte ich mich bei der
Kirchenführerin nach dem örtlichen „Faschings-Schlachtruf“:
„Relle (ein Wort für Kater) hui“. Damit konnte ich dann zu ihrer
großen Verwunderung die Närrinnen im Kaffee grüßen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen