Wie erkläre ich denn jetzt jemandem,
eventuell auch einer regelmäßigen Kirchgängerin, den Unterschied
zwischen „Ge-bet“ und „An-bet-ung“? Gar nicht so einfach.
„Wir sind angekommen, um Ihn
anzubeten“ war das Motto des Weltjugendtags vor zehn Jahren in
Köln, frei nach dem, was die Sterndeuter sagten, als sie in
Jerusalem nach dem neugeborenen König der Juden fragten. „Wo ist
der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen
sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (Mt 2,2). Papst
Benedikt XVI. hat damals in Köln sehr Schönes zum Thema Anbetung
gesagt – das lohnt sich, noch einmal zu lesen.
Vom Weltjugendtag in Köln ausgehend
hat die Anbetung mancherorts eine gewisse Renaissance erfahren. Auch
und gerade bei jungen Leuten. Wobei es da auch kritische Nachfragen
gibt. Ein Mitbruder etwa ist erstaunt darüber, dass es wohl junge
Leute gibt, die zur Anbetung in die Kirche kommen, aber nicht zur
Sonntagsmesse. Eine solche Beobachtung deckt sich mit der Kritik
mancher Liturgie-Experten, die in den vergangenen Monaten neue Formen
von gottesdienstlicher Anbetung untersucht haben.
Wie an anderen Orten, so haben auch wir
hier seit einigen Monaten einen regelmäßigen „Anbetungstag“ im
Monat, jeweils der zweite Donnerstag eines Monats. In der Monstranz,
dem Schaugefäß auf dem Altar, ist die Hostie zu sehen, die sonst
unsichtbar im Tabernakel verborgen ist.
Neulich kniete ich da abends noch in
der Bank mit Blick auf die Monstranz, als sich einer in die Bank vor
mir hin begab und hin kniete. Und mir dadurch den Blick auf die
Monstranz nahm. Anstatt der schönen Monstranz mit der weißen Hostie
sah ich also jetzt einen Hinterkopf und Rücken. Was mich
unweigerlich zu der Frage brachte, ob ich diesen vor mir knienden
Bruder wohl genauso „liebe“ wie Jesus in der Eucharistie. Dann
verstellt er mir nicht den Blick, sondern ich freue mich, wenn wir
miteinander dort knien. Auch wenn meine Sicht, meine Perspektive
jetzt anders ist.
Weil wir im Vorraum der Hauskapelle
eine große Weihnachtskrippe aufgebaut haben, bei der auf Knopfdruck
hin auch Musik und Text – die Weihnachtsgeschichte – zu hören
sind, kommt es vor, dass bei Stille in der Kapelle das ein oder
andere Geräusch von draußen in die Kapelle dringt. Entweder eben
Musik und Text vom Band. Oder auch das Gespräch von Eltern und
Kindern, die sich die miteinander die Krippe ansehen.
Und auch die Kinderstimmen, die ich da
von draußen hörte, während wir drinnen anbeteten, empfand ich als
neuerliche Anfrage nach meiner Bereitschaft, den Menschen ebenso mein
Herz zu öffnen wie Jesus auf dem Altar. Welch eine schöne
Begleitmusik zur Anbetung, die Kinderstimmen vom Vorraum draußen!
Ja, ich kämpfe immer wieder darum,
mich beim Beten nicht ablenken zu lassen. Und freue mich über Stille
bei der Anbetung. Oft wird mir in Gruppen dabei viel zu viel
„gebetet“, das heißt, zu viele Worte gemacht. Vor lauter Gebeten
komme ich dann nicht zum Beten.
Aber dann freue ich mich auch, wenn die
Ebenen verschwimmen, wenn ich in den alltäglichen Begegnungen den
wieder entdecke, dem ich im Gebet begegne, wenn das eine das andere
befruchtet. Da bekommt das Leben das, was manche mit dem Modewort
„Stimmigkeit“ bezeichnen. Für das Neue Jahr wünsche ich Dir und
mir genau das!
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