Nein, wir brauchen keine
„Gender-Ideologie“. Genauso wenig, wie wir eine
„Priester-Ideologie“ brauchen. Wobei uns diese Erkenntnis ja
nicht davon abhalten muss, uns mit Gender- oder Priester-Fragen zu
beschäftigen. Zum Beispiel deswegen, damit das Ganze nicht
ideologisch wird. Ich werde mich nicht am wissenschaftlichen Diskurs
beteiligen, dafür bräuchte ich mehr Mußezeit zu eingehender
Lektüre.
Ich möchte etwas banale, mich selbst
aber manchmal auf dem Hintergrund von „Gender-Diskussionen“ zum
Schmunzeln bringende Sakristei-Erlebnisse teilen.
Auf einen weißen Fleck am Messgewand
wies mich ausgerechnet einer der Ministranten hin. Ein cooler Typ,
der seine Baseball-Kappe nicht unbedingt ohne Aufforderung abnimmt,
wenn er den Kirchenraum betritt. Nach der Messe gingen wir in die
Sakristei und er meinte: „P.Alois, an dem Messgewand, dass sie
heute an hatten ist ein Fleck!“ Gemeinsam schauten wir nach –
tatsächlich! An der Seite, für mich selbst weniger gut wahrnehmbar.
Natürlich bedankte ich mich bei dem Ministranten für seine
Aufmerksamkeit.
Das „Schalt-Tableau“ in unserer
Sakristei, mit Knöpfen und Kontrolllämpchen für Licht, Heizung,
Glocken und Verstärkeranlage erweckt durchaus eher Interesse bei den
männlichen Jugendlichen, die es eingehend mustern.
Dafür hatte ich neulich zwei
13-,14-jährige Ministrantinnen, deren lackierte Fingernägel mir
entgegen leuchteten, als sie nach der Gabenbereitung mit Wasser,
Glasschälchen und Tüchlein zum Hände abtrocknen anrückten.
Knallig rot! Wobei ich eine leichte Farbnuance zu erkennen meinte.
(Auch andere Fingernagel-Farben habe ich schon erlebt, schwarz
scheint bisweilen sehr „in“ zu sein). Die beiden mit den roten
Fingernägeln sprach ich dann nach der Messe an, dass sie ja fast den
selben Farbton bei den Fingernägeln gewählt hätten und so richtig
als Ministrantinnen im Partner-Look aufgetreten waren. Worauf sie los
prusteten bzw. kicherten: „es ist dieselbe Farbe!“ Wie sich
heraus stellte, war das Fingernägel-Lackieren wohl eine gemeinsame
Aktion der beiden Damen gewesen. Inzwischen weiß ich, dass mancher
Nagellack auch gegen „Nägel-Beißen“ aufgetragen wird.
In einer anderen Sakristei stand ich
vor der Messe mit zwei Ministrantinnen, etwa im selben Alter, die vor
Beginn der heiligen Messe längere Zeit damit beschäftigt waren,
ihre Haarpracht zu ordnen. Immer wieder wurde der Oberkörper
schwungvoll nach vorne gebeugt, damit die langen Haare nach vorne
flogen. Darauf hin wurden diese geschickt mit der Hand hoch genommen
und mit Hilfe eines Gummiringes zu einem Knoten geformt. Die eine
junge Dame war schneller mit dem Erfolg dieser Aktion zufrieden, bei
der anderen brauchte es allerhand Versuche, bis sie es gelten ließ.
Was mich an eine andere Sakristei
erinnerte, in welcher Haargummis vorhanden sind, weil der Pfarrer
wohl nicht möchte, dass die Mädchen mit „offenen Haaren“
ministrieren. Also hat der Mesner im Bedarfsfall Haargummis
auszugeben.
In ferner Vorzeit gab es den Kamm in
der Sakristei, wenn der ein oder andere Ministrant nicht ordentlich
frisiert zum Dienst erschien. Dann hieß es: „kämm dich noch
einmal, so kannst du doch nicht an den Altar treten!“. Ich erinnere
mich, dass dieser „Sakristei-Kamm“, Marke „Laus-Rechen“ mir
so unangenehm war, dass allein schon dass gereicht hat, um mit
ordentlich frisierten Haaren zum Ministranten-Dienst zu erscheinen.
Ob meine Vorliebe zum Kurzhaar-Schnitt aus dieser Zeit stammt?
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