Breslau, etwa 700.000 Einwohner
(100.000 davon Studenten) zählende Hauptstadt Niederschlesiens,
viertgrößte Stadt Polens und Sitz des Provinzialates der polnischen
ASC (Anbeterinnen des Blutes Christi)-Provinz. Die letzte Tatsache
war der Grund unseres Besuches dort in der vergangenen Woche. Denn
seit 18 Jahren leben und arbeiten Schwestern aus dieser Provinz mit
uns Missionaren vom Kostbaren Blut gemeinsam in Maria Baumgärtle. So
fuhren der bisherige Rektor, P.Josef, und ich als sein Nachfolger,
gemeinsam mit Sr.Ewa und Sr.Yvonne, den beiden ASC-Schwestern, die
momentan in Baumgärtle sind, nach Breslau.
Und die Schwestern freuten sich
offensichtlich sehr über diesen Besuch! Polnische Gastfreundschaft
ist ja sprichwörtlich, aber in den gemeinsam verbrachten Tagen
schien sie nicht mehr zu überbieten. Zwischendurch war ich fast ein
wenig beschämt, auf jeden Fall aber sehr dankbar für die
Begegnungen. Und für die neu gewonnene Klarheit darüber, wie
wichtig es ist, sich für den anderen, bzw. die andere und seine/ihre
Welt zu interessieren. Und dies konkret werden zu lassen, eben etwa
durch einen Besuch in der Heimat des/der anderen.
Neben der Provinzialoberin und ihren
beiden Rätinnen leben im Breslauer Haus noch die Provinzsekretärin,
eine Schwester arbeitet als Religionslehrerin, eine als Ärztin, sie
macht gerade die Anästhesie-Facharzt-Ausbildung zu Ende, eine
arbeitet in einem Pfarrbüro, eine begleitet hauptberuflich
Pilgerfahrten, eine ist für die Küche im Haus zuständig, eine
begleitet Gruppen von Laien, die mit den Schwestern in Verbindung
sind und eine pflegt zur Zeit ziemlich rund um die Uhr ihre Mutter.
Außer den offiziellen und informellen
Gesprächen gab es viel Zeit für touristische Unternehmungen. Das
Haus der ASC-Provinzleitung liegt in der Nähe des Olympiastadions.
So weit war es also nicht bis ins Zentrum, welches wir an einem
Vormittag erkundeten. Natürlich die Kirchen (Kathedrale,
Dominikanerkirche, Namen-Jesu-Kirche, die polnisch-katholische
Kirche...), aber auch den großen Marktplatz. Und am Ende der
Stadtführung fuhren wir mit dem Aufzug auf einen der beiden Türme
der Kathedrale, 60 Meter hoch, und genossen den Blick über die
Stadt.
Am Nachmittag gab es noch Zeit für
einen Ausflug bzw. eine Wallfahrt nach Trzebnica/Trebnitz zur
hl.Hedwig – und ich bat diese Völker verbindende Frau unter
anderem auch für eine weiterhin gute Zusammenarbeit von polnischen
Schwestern und deutsch(sprachig)en Patres in Baumgärtle.
Einen weiteren ganzen Tag nahmen wir
uns für einen gemeinsamen Ausflug Zeit. Unterwegs holten wir Sr.Ewa
bei ihrer Mutter ab, sie hatte die Gelegenheit zu einem Kurzbesuch
genutzt. Und dann ging es weiter nach Krzeszów/Grüssau
– die „Perle des europäischen Barock“. Eine riesengroße
Kirche, welche mit Mitteln der europäischen Union in den letzten
Jahren hervorragend renoviert wurde. Direkt neben dieser
(Kloster-)Kirche noch eine weitere (,die ehemalige Pfarrkirche). Sie
ist dem hl.Josef geweiht und P.Josef meinte, er habe in seinem ganzen
Leben noch nicht so viele Josefsdarstellungen auf einem Fleck
gesehen. Während der kommunistischen Herrschaft hatte es ja keine
Erlaubnis für Kirchenrestaurierungen gegeben, aber jetzt erstrahlen
diese Kirchen wirklich. Und außerdem gab es einen ganz
hervorragenden Audioguide: inhaltlich, sprachlich und technisch gut
gemacht.
Nach
der Kultur schließlich noch die Natur: über die Grenze fuhren wir
weiter zu den Adersbacher Felsen in Tschechien, zwischen denen wir
beinahe drei Stunden herum wanderten – und mit dem letzten Schnee
den ein oder anderen Ball formten und warfen...
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darauf führte uns der Rückweg nach Deutschland über
Bolesławiec/Bunzlau – die Stadt ist für ihr Porzellan bekannt.
Und hier begann die Geschichte der ASC in Polen. Heute leben etwa 20,
vorwiegend ältere Schwestern im dortigen Kloster. Und auch diese
freuten sich über den Besuch aus Baumgärtle, zumal zwei von ihnen
selbst dort gelebt und gearbeitet hatten. Die Gründerin der
ASC-Schwestern, die vor zehn Jahren heilig gesprochene Maria de
Mattias, wurde übrigens vor fünf Jahren zur Stadtpatronin von
Bolesławiec/Bunzlau erklärt. Aus diesem Anlass gibt es dieses Jahr
von Pfingsten ein Jubiläumsprogramm (fünf Jahre Stadtpatronin, zehn
Jahre Heiligsprechung) mit Theater, Konzert, Film und Gottesdienst,
gemeinsam veranstaltet von der Stadt, der Pfarrei und den Schwestern.
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