Von Erlebnissen beim Bahn-Fahren könnte
ich lange erzählen. Vielleicht fahre ich deswegen so gerne mit dem
Zug, wegen des Erlebniswertes...
Und inzwischen ließen sich
verschiedene Kategorien von Erlebnissen einteilen. Heute soll es
nicht um interessante Mitreisende, nicht um Verspätungen und
verpasste Anschlüsse gehen, sondern um „Ladegut“.
Öfter war und bin ich mit ziemlich
viel Gepäck unterwegs. Zum einen hat das damit zu tun, dass ich
meistens zu viel einpacke und mit nehme. Sicher ist sicher! Zum
anderen habe ich außer den persönlichen Sachen oft auch noch
„Dienstliches“ dabei. Und sei es die Gitarre, die ich für
irgendwelche missionarischen Einsätze benötige.
Wenn ich also in den Zug steige, dann
nicht nur in der Hoffnung, einen Sitzplatz zu ergattern, sondern auch
auf der Suche nach Stauraum für das Gepäck. Je nach Zugart reicht
die Ablagefläche über dem Sitz oder sie ist so schmal, dass sich
außer einer schmalen Tasche nichts darin verstauen lässt. Geht es
hinter oder unter dem Sitz? Oder sind am Waggon-Eingang oder in
dessen Mitte Abstellmöglichkeiten?
So sehr ich mich über die geräumige
Gepäckfläche über dem Sitz freue – ich habe mir dort beim
Aufstehen auch schon ziemlich den Kopf angeschlagen. Früher gab es
das Gepäcknetz, da ließ sich allerhand verstauen. Die Art ist
teilweise geblieben – keine durchgehende Fläche, sondern
Gitterstruktur. Aber das Material ist stabil – nachgeben, dehnen
tut sich da nichts mehr. Und manchmal ist die Unterlage bei der
Gepäckablage auch durchgehend, was – wie an den beiden nun zu
schildernden Erlebnissen deutlich wird – durchaus Vorteile hat.
Vor vielen Jahren waren mein Bruder und
ich auf dem Rückweg von den Großeltern nach Hause. Und die
Großeltern hatten uns eine Tasche Äpfel mit gegeben, vielleicht von
den eigenen Apfelbäumen, ich weiß es nicht mehr. Obwohl wir die
Tasche sorgsam in der Gepäckablage verstauten, scheint sie sich
irgendwie, vielleicht durch die Bewegung des Zuges, geneigt zu haben.
Was wir daran merkten, dass es auf einmal „Äpfel regnete“. Und
während wir die ersten aufzufangen versuchten, kamen schon die
nächsten herunter. Die Situationskomik war viel größer als der
Peinlichkeitseffekt – lange noch lachte ich weiter, nachdem wir die
Äpfel wieder eingesammelt und neuerlich verstaut hatten.
Jahre später war ich mit einem
befreundeten Ordensmann unterwegs und hatte offensichtlich meine
Wasserflasche nicht richtig zugeschraubt. Was ich an der Reaktion der
Dame auf den Sitzen vor uns mit bekam, die genervt nach oben schaute
und sich Wasser vom Kopf wischte. Auch hier gingen die Entschuldigung
und das unterdrückte Lachen miteinander einher. Auf jeden Fall stand
ich auf, um die Wasserflasche in der Gepäckablage richtig zu
zuschrauben.
Besonders eindrücklich war ein
Erlebnis, das sich kürzlich ereignete. In Feldkirch war ich
eingestiegen, hatte mein Gepäck verstaut, diesmal auch wieder einmal
die Gitarre. Ohne zu grüßen und zu fragen, ob der Platz auch frei
sei, setzte sich eine junge Dame mir gegenüber. Und kurz nachdem
sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, rutschte die Gitarre von oben
herunter, streifte den Kopf der jungen Dame und glitt sanft auf den
Mittelgang des Zuges. Ich vermute, dass bei meinem Gegenüber der
Schrecken größer war als der Schmerz. Auf jeden Fall rief, bzw.
stöhnte sie: „Mein Gott!“ (aha! Sie ist doch nicht stumm!),
packte ihre Jacke und suchte sich fluchtartig einen anderen Platz.
Wahrscheinlich vermutete sie in mir so eine Art „katholischen
Taliban“ und schätzte sich glücklich, durch einen Terrorakt nicht
mehr geschädigt worden zu sein. Natürlich hatte ich mich bei der
jungen Dame entschuldigt, wobei sie das vor lauter Schreck wohl gar
nicht mehr wahrzunehmen in der Lage war. Und froh war ich, dass die
Gitarre keinen Schaden davon trug...
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