„Interferenz (Physik
Überlagerung von Wellen...)“, so steht es im Duden. So was gibt’s
! Ganz praktisch und mit Auswirkungen.
Samstag, 1. Dezember 12 in
Schellenberg. Auf dem Dorfplatz vor der Kirche findet seit morgens um
10.00 Uhr der Weihnachtsmarkt statt. Jetzt ist es 18.00 Uhr und die
Vorabendmesse in der Kirche beginnt. Und das Besondere dabei: die
Geräuschkulisse von draußen dringt nicht nur irgendwie nach
drinnen. Nein: das Beschallungsprogramm des Weihnachtsmarktes ist –
ungewollt und ungeplant - direkt über die Lautsprecheranlage der
Kirche zu hören. Diejenigen, welche drinnen den Gottesdienst mit
feiern, bekommen also live Schrifttexte und Gebete und gleichzeitig
über dieselben Lautsprecher mehr oder weniger erhebende Musik aus
der Konserve oder ebenfalls live vom weihnachtlichen Treiben draußen
geboten: „lasset uns beten“ und „Jingle bells“ gleichzeitig.
Konkret wirkt diese Geräuschkulisse im Kircheninnern jedoch eher
verwirrend., verstörend. Ein Mann geht nach draußen, um auf das
Malheur aufmerksam zu machen. „Das war nicht zum ersten Mal“ sagt
hinterher der Mesner. Und ich erinnere mich an Studienzeiten in
Salzburg, als wir an den Donnerstag-Abenden zur Messe in die
Seminarkirche eingeladen waren. Auch dort ertönte aus der
Lautsprecheranlage bisweilen nicht nur Gottesdienstliches, sondern
auch ein Radiosender – irgendwo war da etwas nicht entstört.
Sonntag, 2. Dezember 12 in
Schellenberg. Vor der sonntäglichen Eucharistiefeier um 9.00 Uhr
(ja, es ist früh am Morgen!) beten ab 8.30 Uhr bereits einige
Menschen, vorwiegend weiblichen Geschlechts, aber nicht nur, den
Rosenkranz. Auch diese bekommen heute „Zusatzprogramm“. Denn im
Gottesdienst nachher werden die Erstkommunionkinder des kommenden
Jahres vorgestellt werden. Während also die Menschen in den Bänken
Rosenkranz beten, stellt die Religionslehrerin der Klasse,
unterstützt von ihrer erwachsenen Tochter, vor dem Altar kleine
Laternen auf eine bereit liegende Decke. Und die beiden haben zu tun,
bis auch die Teelichter in den Laternen alle entzündet sind. Auf
einer Seite vorne bereitet sich ein Mädchen den Notenständer vor,
auf der anderen Seite geht ein Mädchen nach vorne und packt ihre
Querflöte und Noten aus und legt sie ab. Die Kinder gehen natürlich
nicht immer gemessenen Schrittes nach vorn und zurück, sondern
hüpfen auch einmal von Stufe zu Stufe. In den Bänken im
Kirchenschiff die unbeirrbaren Rosenkranzbeterinnen und -beter.
„Gut so!“ denke ich mir. Hat es
nicht Weihnachten, das Fest, auf das wir uns in der Adventszeit, die
eben an diesem Wochenende 1./2. Dezember beginnt, vorbereiten, hat es
nicht Weihnachten mit Interferenz zu tun? Gott wird in Jesus Mensch
und in diesem Menschen ist Gott wahrnehmbar. In die Hirtenlieder
mischt sich der Engelsgesang. Das kann normale, gewohnte Abläufe
schon auch durcheinander bringen. Und die Menschen, die sich auf
diesen Jesus einlassen, wirklich einlassen, das sind idealerweise
solche, deren „menschliche Musik“ auch besonders klingt. Nicht
dass gleichzeitig „göttliche Obertöne“ zu hören wären. Nein,
die ganz normale Menschenmusik klingt plötzlich anders...
Kann es sein, dass wir uns verstören
lassen müssen von schräg Klingendem, vielleicht sogar von Lautem,
um an Weihnachten heran zu kommen? Das ist jetzt völlig konträr zu
Vielem in der Vorweihnachtszeit Gesagten und Geschriebenen, ich weiß
schon. So wünsche ich Euch an Weihnachten ein „heilsames
Durcheinander“...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen