Von draußen dringen Marimbaklänge. Es sind zwei besondere Tage hier in der Pfarrei in Tucuru in Guatemala. So Gott will, werde ich in einer Woche in Rom zurück sein. Und ich bin am Sortieren von Eindrücken, es waren so viele in den vergangenen Wochen.
Als ich in Kolumbien landete und mich der Zollbeamte am
Flughafen in Bogota fragte: „woher kommen Sie?“, musste ich einen Moment
überlegen. „Was sage ich denn? Wo bin ich denn zuletzt in ein Flugzeug
gestiegen?“. Bis es mir einfiel: „Santiago, Chile“.
Die letzten Tage jetzt in Guatemala, zunächst in der
Hauptstadt und jetzt in der Region Alta Verapaz, wo von den hier lebenden
Nachkommen der Maya hauptsächlich Kekchi gesprochen wird. Wenigstens zwei der
Mitbrüder erzählten mir von jeweils einem leiblichen Bruder, der sich auf
illegalem Weg in die USA aufgemacht hatte. Bei einem schien das besser geklappt
zu haben, der andere bekam einen Anruf von den „coyotes“ genannten Schleppern,
die Geld von ihm forderten. Die Familie legte zusammen und lieh aus – im
Vertrauen auf das Wort des Priester-Bruders. Solch eine Erfahrung hinterlässt
Spuren.
Von unserer jungen lateinamerikanischen Provinz hatte ich
bereits erzählt. Ein faszinierendes Projekt, jedoch durchaus noch mit
Startschwierigkeiten. Z.B. machen die neuen Standards für die Aufnahme von
Kandidaten Probleme. Konkret ist der geforderte psychologische Test für
jemanden, dessen Muttersprache Kekchi ist und der kaum Spanisch spricht, eine
eher unüberwindliche Hürde. Auch der Stil des Einkaufens verändert sich,
durchaus mühsam. Die Provinz verlangt (ja völlig zu Recht!) eine korrekte
Buchhaltung mit Belegen. In einem Land, in dem normalerweise auf dem Markt
eingekauft und mit Bargeld bezahlt wird, ist das mit den Belegen so eine Sache.
Ein Erlebnis sind für mich die Liturgiefeiern hier in La Tinta und Tucuru. Ein Mitbruder, der leider später unsere Gemeinschaft verlassen hat, versuchte vor Jahren, Elemente der Maya-Tradition in die römisch-katholische Eucharistiefeier einzubauen, bzw. diese Traditionen zu verbinden. Wenn also zu Beginn der Eucharistiefeier 30 Frauen (!) mit Weihrauchfässern in die Kirche einziehen und von links und rechts den Altar umschreiten und beräuchern, um den Ort der Feier zunächst zu reinigen, dann ist das beeindruckend. Und all jenen, die jeweils in Europa über zu viel Weihrauch geklagt haben, kann ich versichern, dass das im Gegensatz zu hier harmlos war.
Eine wichtige Rolle spielen die Ältesten, welche das
Fürbittgebet und ein Dankgebet nach der Kommunion leiten. So wie ich es
erlebte, fängt dabei der Älteste an und alle stimmen ein, jeder mit seinem
eigenen Gebet. Für mich Fremden äußerlich ein heilloses Durcheinander. Aber
gleichzeitig auch bedenkenswert.
Scheinbar wird aber nicht in allen Kekchi-Gemeinden auf diese Weise Eucharistie gefeiert, woanders geht es „römischer“ zu.
Zur Gemeinde in La Tinta gehören 75, zu der in Tucuru 55 Kapellengemeinden, die teilweise recht groß sind. In zwei solcher Gemeinden habe ich die Messe mitgefeiert. Und das Fest erlebt. Die Vorbereitungen beginnen bereits am Vortag. Und nach der Messe wird gemeinsam gegessen. Einer der Mitbrüder meinte: „dass ich da dabei bin, scheint den Leuten fast wichtiger als die Messe selbst“.
Zur weitest entfernten Kapelle sind es von Tucuru aus zunächst zwei Stunden mit dem Auto und dann anderthalb Stunden zu Fuß. Wenn man also Weg, Messe und anschließendes Essen zusammenrechnet, wird klar, dass es sich dabei um eine Tagesveranstaltung handelt.
Zum „Pfarrgemeinderat“ in Tucuru gehören mehr als 100 Leute, ein Vertreter jeder Kapellengemeinde, gemeinsam mit seinem Vertreter, dazu noch weitere Leute für spezielle Bereiche (Liturgie, Sozialpastoral, Mission etc.)
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