Mittwoch, 15. November 2023

Brasilien

Vor kurzem wurde in den Medien darüber berichtet, dass unter der Regierung Lula in Brasiliens Amazonasregion weniger abgeholzt wird als unter der Vorgängerregierung Bolsonaro. Natürlich kann ich nach knapp zwei Wochen in dieser Region dazu nicht qualifiziert Stellung nehmen. Aber ein paar Eindrücke will ich teilen.

Unsere erste Station war Manaus, wo uns die ASC-Schwestern Gastfreundschaft gewährten. Was durchaus angenehmer war, als viele Stunden am Flughafen auf die Weiterreise zu warten. Wir hatten sogar ein wenig Zeit für die Stadt Manaus und sahen mit eigenen Augen den erschreckend niedrigen Wasserpegel des Rio Negro. Der (deutschstämmige) Kardinal Steiner von Manaus wies vor kurzem auf die beängstigende Trockenheit und ihre Folgen hin. Auch die Schwestern sagten uns, dass es normalerweise um diese Jahreszeit Regen gäbe, dieses Jahr aber nicht.

Von Manaus ging es über Belem weiter nach Altamira. Die Route Belem - Altamira wird von einer einzigen Fluggesellschaft, Azul, bedient, die aufgrund fehlender Konkurrenz im Festlegen der Flugpreise ziemlich frei ist. Grundsätzlich gilt wie woanders: je früher gebucht, umso günstiger ist der einstündige Flug. Alternative wäre der Bus (16 Stunden) oder das Boot (drei Tage). Die Flüsse hier sind wirklich „Wasserstraßen“ und auch in diesem Zusammenhang wirken sinkende Wasserstände bedrohlich.

In Altamira roch es jeweils am Morgen nach Rauch – es wird abgeholzt, abgebrannt, im Kleinen und im Großen. Bischof Erwin Kräutler, vor kurzem nach zwei Jahren in Österreich endlich nach Altamira zurückgekehrt, schob seinen tiefsitzenden Husten auf den Rauch. Jemand meinte, er wäre schon mit diesem Husten aus Europa zurückgekommen, vielleicht aufgrund der allzu gut wirkenden Klimatisierung in den Flugzeugen. Kurz nach unserem Besuch wurde Lungenentzündung bei ihm diagnostiziert.

Bischof Érwin hatte ich in meinem Einführungsjahr (Probandat) in die Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut kennengelernt. Er war auf Heimatbesuch und wir Probandi führten ein langes Interview mit ihm. Sein Onkel Erich, der ebenfalls Bischof in Altamira gewesen war, lebte damals mit uns im liechtensteinischen Schellenberg.

Im Keller dieses Hauses gab es damals einen „Xingu-Raum“ benannten Saal. An einer Wand dieses Saales war eine lange Schlangenhaut angebracht, die ein Brasilien-Missionar mitgebracht hatte. Und jetzt konnte ich in Altamira am Xingu Morgenspaziergänge unternehmen. Bereits als Jugendlicher hatte ich ja beim Sternsingen mitgemacht und dabei für die Xingu-Mission gesammelt.

Wir kamen am 1. November in Altamira an, so dass wir an Allerseelen beim Grab der auf dem dortigen Friedhof bestatteten Mitbrüder beten konnten. Auch die Gräber der Missionare auf dem Friedhof in Belem bzw. in der Kirche von Marituba (P: Markus Schawalder) besuchten wir.  

Wie oft hatte ich von der Casa Divina Providenza gehört bzw. Fotos gesehen. Während unseres Aufenthaltes in Altamira waren wir in diesem von Sr. Serafina Cinque ASC gegründeten Haus. Sie hatte damals auf eine konkrete Not geantwortet und mit diesem Haus schwangeren Frauen eine Unterkunftsmöglichkeit angeboten, die zur Entbindung nach Altamira in die Stadt kamen. Viele Jahre später ist die Gesundheitsversorgung auch auf dem Land besser geworden und der Bedarf geringer. Aber immer noch bietet das Haus Frauen und Männern vom Land, die zu einer medizinischen Behandlung nach Altamira kommen, eine Bleibe. Und für Sr. Serafina ist ein Seligsprechungsprozess eröffnet, an ihrem Grab in der Nähe der Casa Divina Providenza beten immer wieder Menschen.

Auch die Pfarrei Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe der Missionare vom Kostbaren Blut in Altamira hat ein Haus mit derselben Zielsetzung, dem wir einen Besuch abstatteten.

Sehr beeindruckt bin ich von den Liturgiefeiern, die wir während unseres Aufenthaltes erlebten: sie zeichneten sich durch die Mitwirkung vieler Laiendienste und eine große Lebendigkeit aus.

Keine Kommentare: