Sonntag, 15. Januar 2023

Mesnerdienst

Im November sah ich einen kleinen Video-Bericht über den „Mesner-Tag“ in Mindelheim im heimatlichen Bistum Augsburg. Darin berichtete der Vorsitzende des diözesanen Mesnerverbandes unter anderem von der Schwierigkeit, nicht etwa Leute für diesen Dienst zu finden, sondern die gefundenen dann aubilden zu müssen. Denn eine kirchliche Sozialisierung kann eben nicht mehr ohne weiteres vorausgesetzt werden. „Aber wir haben ja Schulungen“, fügte der Mesnerverbandsvorsitzende an.

Diese kleine Notiz macht mir einmal mehr die verschiedenen Ausgangsbedingungen kirchlichen Lebens bewusst – in anderen Bereichen zeigen sie sich viel deutlicher.

In der Diözese Klagenfurt, der ersten Diözese, in der ich als Priester tätig war, gibt es, so wurde mir gesagt, nur einen Mesner mit bezahlter Anstellung, nämlich denjenigen der Domkirche. Ich habe dies nicht nachgeprüft. Aber in der Salzburger Pfarre, in der ich später als Pfarrer arbeitete, wurde der Dienst ebenfalls ehrenamtlich ausgeübt. Bei meinem Vorgänger als Pfarrer hatte die Haushälterin „nebenbei“ auch den Mesnerdienst inne. Nachdem mein Vorgänger gestorben und in Folge dessen seine Haushälterin ausgezogen war, musste ich schnell eine Nachfolgelösung suchen. Und wir fanden ein Team aus Ehrenamtlichen, wobei Gott sei Dank eine Frau Koordinationsaufgaben und regelmäßig Vertretungsdienste wahrnahm.

Ähnlich kenne ich das auch aus anderen, auch deutschen Pfarreien. Natürlich verstehen sich im Idealfall die Mesner*innen untereinander. In einer Schwarzwälder Pfarrei, in der ich vor vielen Jahren zur Gemeindemission gewesen bin, war das nicht der Fall. Die beiden Männer, die sich den Mesnerdienst teilten, konnten überhaupt nicht miteinander. Was soweit führte, dass der eine von beiden eine Schachtel mit Liedblättern so „aufräumte“, dass der andere sie nicht mehr fand. Als Gast hatte dieses Erlebnis, der Ärger des Suchenden, beinahe noch einen komischen Aspekt, als Pfarrer vor Ort weiß ich nicht, wie ich damit umgegangen wäre.

Mein italienischer Mitbruder macht „mir Deutschem“ ebenfalls hin und wieder deutlich, dass sich italienische Pfarreien nicht die Anstellung eines Mesners leisten können. Da gibt es entweder Ehrenamtliche oder der Pfarrer ist am Zug.

Und ich schwanke: zum einen gilt der erste Timotheusbrief (5,18): „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen zum Dreschen keinen Maulkorb anlegen, und: Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn.“ Es besteht die Gefahr, Ehrenamtliche auszunutzen. Und bisweilen wird diese Gefahr bittere Realität.

Auf der anderen Seite sagte mir einmal jemand: „Du kannst das Ehrenamt auch kaputt machen“, gemeint war: durch finanzielle Zuwendungen. Im Fall des Mesnerdienstes könnte ich mir schon vorstellen, dass jemand diesen auch als seinen Beitrag zur Liturgie der Gemeinde versteht und gerne tut, evtl. auch tatsächlich ehrenamtlich.

Gut ist es, die Dinge klar anzusprechen und zu regeln. So hörte ich von einer römischen Innenstadtkirche, deren Öffnung die Anwesenheit eines „Wachhabenden“ voraussetzt. Tatsächlich gibt es an verschiedenen Stellen der Kirche Kameras und besagter Mensch sitzt die meiste Zeit vor dem Bildschirm und blickt auf dasjenige oder besser diejenigen, welche(s) die Kamera zeigt/zeigen. Während der Woche tut diesen Dienst ein fest angestellter Mitarbeiter. Am Sonntag – zwischen den Gottesdiensten – übernimmt das ein „Ehrenamtlicher“, der pro Sonntag € 50.- erhält. Den einen mag das zu wenig erscheinen, anderen ist es zu viel. So hat sich jemand darüber beschwert, dass der Mann € 250.- pro Monat bekommt, auch wenn der Monat nur vier Sonntage hat und nicht fünf.

Klarheit ist angesagt, und die Suche nach alle Beteiligten zufrieden stellenden Lösungen dürfte bisweilen etwas mit dem Versuch der Quadratur des Kreises zu tun haben. Natürlich geht es zunächst schlicht um den Beschäftigungsumfang, die verwendete Zeit für den Dienst.

Schlimm ist, wenn, wie dieses Jahr in einer Gemeinde im bayrischen Landkreis Traunstein geschehen, entdeckt wird, dass ein vor nicht allzu langer Zeit angestellter Mesner sich nicht nur aus der Sonntagskollekte bedient hat, sondern auch angefangen hat, Kircheninventar zu verhökern…

Was unbedingt am Schluss gesagt werden muss: im Lauf meines Lebens habe ich viel ganz wunderbare, engagierte Mesnerinnen und Mesner kennen gelernt

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