Seit 1997 sind Missionare vom Kostbaren Blut auch in Vietnam vertreten. Wenn ich es recht verstehe, dann sind vietnamesisch-stämmige Männer, welche als boat-people in den 70er-Jahren in den USA gelandet waren, damals noch Kinder, dort bei den Missionaren vom Kostbaren Blut eingetreten und eben später als solche in ihr Ursprungsland zurück gekehrt. Wobei es für Christen – vorsichtig ausgedrückt – im kommunistischen Vietnam alles andere als einfach ist. Im Gegensatz zu schon lange im Land ansässigen Ordensgemeinschaften wie den Franziskanern oder den Jesuiten fehlt den Missionaren vom Kostbaren Blut außerdem eine formelle staatliche Anerkennung. Teilweise üben die Missionare deswegen offiziell einen anderen Beruf aus, z.B. als Englisch- oder Informatik-Lehrer. Dann gibt es wohl auch andere Restriktionen, welche die Möglichkeiten für ein Glaubensleben im Alltag stark einschränken. Unklar ist, wie und ob hinter manchem auch China steckt...
Mir wurde berichtet, dass bei einem Treffen der mit uns verbundenen Laien aus aller Welt ein vietnamesischer Missionar erklärte, dass es in diesem Land unter anderem eben nicht so einfach sei, eine katholische Gruppe mit Laien aufzubauen. Am Ende seines Berichtes, der viel unterstützenden Applaus erhielt, seien die polnischen Vertreter aufgestanden und hätten erklärt: „wir verstehen das sehr gut, wir kennen so etwas aus unserer Geschichte“.
Nichtsdestotrotz gibt es unter diesen schwierigen Umständen ein paar Missionare vom Kostbaren Blut und junge Männer, die sich für diese Gemeinschaft interessieren und – auf teilweise verschlungenen Wegen – ihre Ausbildung durchlaufen. An deren Ende gewöhnlich die Diakonen- und Priesterweihe steht. Diese braucht – im Land - eine staatliche Erlaubnis - und die gibt es nicht. Deswegen sind vor zwei Jahren zwei vietnamesische Missionare vom Kostbaren Blut in Rom zu Diakonen geweiht worden. Und – normalerweise beträgt die Diakonenzeit zwischen einem halben und einem Jahr – es steht längst die Priesterweihe für die beiden an.
Der zuständige Provinzial in den USA fragte bei uns an, weil es wohl für die Vietnamesen unkomplizierter ist nach Rom als in die USA zu reisen, ob die Priesterweihe hier stattfinden könnte. Und das beschäftigt uns jetzt. Z.B. werde ich mich wohl um die Vorbereitungen von Visa kümmern, zur Kongregation für die Institute gottgeweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens (kurz: Ordenskongregation) und anschließend zum vatikanischen Staatssekretariat marschieren, um Stempel für ein Dokument zu bekommen, mit dem die beiden um ein Visum ansuchen können.
Etwas anderes ist die Feier selbst: wer (Bischof), wann und wo? Auf der Suche nach einer vietnamesisch-katholischen Gemeinde stießen wir auf zwei vietnamesische Trinitarier-Patres, Pfarrer und Kaplan in einer Gemeinde in Vatikan-Nähe. Und diese boten bereitwillig ihre Mithilfe an. Die äußeren Bedingungen werden ja völlig anders sein, als bei Priesterweihen, wie wir sie kennen (oder kannten?), zu denen Busse aus den Heimat- und Praktikumsgemeinden der Weihekandidaten kommen. Unsere beiden Kandidaten werden vermutlich „mutterseelenallein“ nach Rom reisen. So versprachen die beiden Trinitarier, ihre vietnamesischen Landsleute in Rom zu informieren, dass eine gewisse Feiergemeinde entstehen kann. „Wir werden versuchen, den Weihekandidaten ein wenig Familie zu sein!“ Bis hin zu etwas „vietnamesischer Kost“ im Anschluss an die Feier. Für die Weihe muss schließlich auch noch ein Bischof gefunden werden. An solchen ist in Rom kein Mangel. Und die Liturgiesprache wird wohl ohnehin Italienisch sein – die Weihekandidaten müssen die Antworten vorher lernen. Wobei wir hoffen, dass die vietnamesische Gemeinde die liturgischen Gesänge in der Muttersprache singen wird und auch die Schriftlesungen auf Vietnamesisch gelesen werden können.
Momentan peilen wir einen Samstag im Januar an und hoffen darauf, dass alles klappt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen