Ein neues Foto! Anlässlich der italienischen G 20 – Ratspräsidentschaft ist im Valle della Caffarella, welches regelmäßigen Leser/inne/n dieses Blogs als mein „Naherholungsgebiet vor der Haustür“ bekannt ist, ein – gut italienisch - „green garden“ errichtet worden.
Dort finden sich 17 Würfel mit den 17 Nachhaltigkeitszielen, welche 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden und die bis 2030 erreicht werden sollen. Die Würfel sind verschieden farbig, haben jeweils fünf offene Seiten und auf der sechsten ins Metall eingefräst mit wenigen Worten und einem Symbol das jeweilige Ziel. Auf dem Foto rechts hinten kann man beim Würfel mit dem Ziel Nummer 12 die Struktur erkennen. (Dahinter, verschwommen am Horizont , übrigens ein wenig von den Albaner Bergen...) Und es sieht wirklich so aus, als wäre da gerade gewürfelt worden und die Würfel noch in Bewegung. Nachdem ich die Würfel aus der Ferne schon öfter gesehen habe, bin ich am ersten Septembersonntag einmal hin spaziert.
Sonntags sind jeweils recht viele Menschen dort im Park unterwegs: entweder am joggen oder mit Hunden und auch recht viele Mountainbiker. Ein paar von denen, drei Männer, fragten mich denn auch, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte. Und sie stellten sich passend neben den grünen Würfel mit dem dritten Nachhaltigkeitsziel: Good Health and Well-being.
Mehrere Einrichtungen haben diesen Garten im Park miteinander angelegt: außer der Stadt Rom und der Region Latium etwa auch die FAO, also die Welternährungsorganisation, welche ja hier in Rom, gar nicht weit weg von unserem Haus, ihren Sitz hat.
Die 17 Würfel mit den Nachhaltigkeitszielen befinden sich an einem auch mit dem Auto erreichbaren Zugang zum Park in der Nähe der alten Kirche Sant´Urbano, welche wohl über einem heidnischen Heiligtum errichtet wurde, so etwas gibt es in Rom ja öfter. Auch bei dieser Kirche, leider habe ich sie noch nie geöffnet erlebt, gibt es eine Installation mit den Fahnen der EU - Mitgliedsländer und einem dort gepflanzten Olivenbaum. Dieser Baum ist nicht der einzige, welcher im Rahmen des Green Garden – Projekts gepflanzt wurde. Nicht weit entfernt von den Würfeln und der Kirche gibt es den „heiligen Wald“, eine alte römische Tradition aufgreifend. Dort wird – Schautafeln erläutern alles auf italienisch und englisch – an die „lex spolentina“ erinnert, das erste Gesetz zum Schutz des Waldes aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. Es berührt eigenartig, gerade in diesem Jahr, in dem so viele Wälder gebrannt haben, an diesem Ort zu stehen und die Informationen zu lesen.
Mir gefällt die kreative Weise, wie Menschen sehr ungezwungen zum Nachdenken angeregt werden, das Ganze kommt überhaupt nicht „schulmeisterlich“ daher. Wobei natürlich gerade die 17 Nachhaltigkeitsziele eine eingehende Auseinandersetzung nötig machen. Wenn etwa unter dem dritten Ziel „Gesundheit und Wohlergehen“ auch verstanden wird, dass Abtreibung selbstverständlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge sein soll, dann tue ich mich schwer. Um welches Konzept von Gesundheit und Wohlergehen geht es schließlich auch am Ende menschlichen Lebens? Ist nicht gesundes, krankes, Leben – und wer stirbt schon gesund? - nicht „lebenswert“?
Ein weiteres Reizthema ist auch das fünfte: „Gender Equality“. Zwar wird manchmal in katholischen Kreisen das Kind mit dem Bad ausgeschüttet, wenn Gender-Theorien schlichtweg abgelehnt werden, ohne sich ernsthaft damit auseinander zu setzen. Auch ich sehe aber nicht ein, wieso Frauen und Männer für die gleiche Arbeit manchmal unterschiedlich bezahlt werden. Das ist ungerecht! Und ich nehme wahr, dass viele Menschen dies auch im Hinblick auf den Zugang zu Ämtern in der Kirche so empfinden. Hier tue ich mich mit einer eindeutigen Positionierung schwer, ich gebe es zu. Egal wie die Entwicklung weiter geht: es müsste deutlich werden, dass es einen Unterschied zwischen Frau und Mann gibt, sie nicht einfach „gleich“ sind. Auf diesem leider etwas „verminten“ Gelände müssen wir uns als Frauen und Männer miteinander bewegen und im Gespräch voran kommen...
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