Mittwoch, 28. Juli. Ich fahre nach Rom zurück. So meine ich. Auf dem Bahnsteig in Kufstein nehme ich das Display der Zuganzeige wahr. Dort steht: „Bitte die COVID-Einreisebestimmungen in Italien beachten“, aber ich denke mir nichts dabei. So steige ich ein und höre die Durchsage, dass die nach Italien Reisenden irgendein EU-Formular brauchen und zusätzlich einen negativen Covid-Test. Ich habe beides nicht. Soll ich´s riskieren? Mit meiner Bescheinigung der Erstimpfung? Die könnte ich vorweisen. Ich frage noch eine vorbei kommende Zugbegleiterin. „Wie ernst wird denn die Sache kontrolliert?“ „Fragen Sie mich nicht – ich mache nur die Durchsage.“ Okay! Bei der nächsten Station, in Wörgl steige ich wieder aus und kehre um. Bevor sie mich an der Grenze, am Brenner, aus dem Zug werfen...
In Kufstein zurück, mache ich mich im Internet über die Einreisebestimmungen schlau. Klar, ich hätte das vorher tun sollen. Br. Michael fährt mich zur Kufsteiner „Corona-Screening-Straße“, bei der es „eigentlich“ eine Anmeldung für einen Test bräuchte. Br. Michael hatte mich ermutigt, es einfach so zu versuchen. Und das klappte. Innerhalb weniger Minuten war der Test gemacht und mir zugesagt, das Ergebnis via SMS aufs Handy zu bekommen. Wow! In Rom stand ich für solch einen Test drei Stunden in der Warteschlange. Wieder zu Hause warte ich auf das Testergebnis, um die nächsten Schritte tun zu können. Und es kommt nicht. Nicht nach einer halben Stunde, nicht nach einer Stunde. Ich wähle die Hotline und erzähle der Dame am Apparat, dass ich testen war und kein Ergebnis kam. „Da muss ich sie mit unserem epidemiologischen Zentrum verbinden, ein Moment bitte“. Und dann bin ich 20 Minuten in der Warteschleife. Ich höre, wie ich von Platz 3 über Platz 2 auf Platz 1 vorrücke und endlich meldet sich jemand. Und erklärt mir, dass sie das Ergebnis nicht einsehen könne und ich mich doch bitte an das Testzentrum selbst wenden möge.
Nachdem es dort keine Telefonnummer (zu erfahren) gibt, fahre ich also noch einmal hin. Und die nette junge Frau vom Roten Kreuz erklärt mir, dass so etwas schon einmal vorkomme und sie mir das Testergebnis ausdrucken werde. Jetzt habe ich immerhin ein Papier in der Hand.
Damit mache ich mich auf den Weg in mein „Kufsteiner Urlaubsquartier“ und buche wieder Fahrkarten: bei der Österreichischen Bundesbahn von Kufstein bis Bologna, bei Trenitalia von Bologna bis Rom.
Und dann fülle ich noch das digitale Einreiseformular aus, nachdem ich mich zunächst einmal beim Portal registriert habe. Was die alles wissen wollen!
Die ganze Sache ist unangenehm, einmal ganz abgesehen von den Mehrkosten für die Bahn-Fahrkarten und zwei verpassten Zoom-Video-Konferenzen, die für den 29.7. vorgesehen waren.
Da sitze ich jetzt im Zug.
Andererseits ist der Tag meiner „geplatzten Reise“, der 28.7., der 70. Jahrestag der Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention. Was machen Menschen alles mit, die unterwegs sind. Meine „Probleme“, an die erforderlichen Dokumente für die Reise zu kommen, sind doch eher „Luxus-Probleme“, bzw. vernachlässigbar im Hinblick auf einen Menschen, der flüchten musste und unter Umständen seine Dokumente unterwegs verloren oder gestohlen bekommen hat.
Zweiter Anlauf also am 29.7., Donnerstag. Es ist anders als am Tag zuvor. Keine Durchsage gleich nach dem Einsteigen in Kufstein. Sondern nach dem Bahnhof Wörgl geht ein ÖBB-Mitarbeiter durch den Zug und fragt nach denjenigen, die nach Italien einreisen wollen. Denen erklärt er persönlich die dafür notwendigen Dokumente. Wobei ich dabei den Eindruck gewinne, dass niemand einfach so die Reise unterbrechen müsste. Was passieren kann, ist, dass jemand nach der Ankunft in Quarantäne geschickt wird. Das kenne ich ja schon und das hätte mir nicht einmal etwas ausgemacht. Zu meinem zweiten Impftermin kommenden Dienstag hätte ich mich irgendwie auf den Weg machen müssen. Außerdem scheint die EU-Einreiseerklärung für jemandem mit Wohnsitz im Land gar nicht unbedingt erforderlich. Aber wer kennt sich schon ganz genau aus?
Wir haben etwas Verspätung, nachdem der Zug am Brenner einige Minuten später startet und vor Verona aufgrund technischer Probleme etwas langsamer fahren muss. So verpasse ich den Anschlusszug in Bologna, erwische aber einen Folgezug eine halbe Stunde später und komme glücklich in Rom an.
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