Was ist das, woher kommt es? Diese
Freude? Ich rätsle und suche und staune...
Vom 1.-5. Juli fanden in Ottmaring,
einem zu Friedberg bei Augsburg gehörenden kleinen Ort, die
Ottmaringer Tage für Christen geweihten Lebens statt. Untertitel:
Begegnung der Charismen – miteinander Kirche sein.
Versammelt waren ca. 100 Frauen und
Männer aus 50 verschiedenen Gemeinschaften. Und anders als bei
anderen Tagungen waren die Grenzen zwischen Vortragenden bzw.
Mitwirkenden und Teilnehmenden durchlässig bis kaum erkennbar.
Unter den Redenden war etwas der
Geigenbauer, Physiker und Schriftsteller Martin Schleske aus
Landsberg/Lech. Sein Name „zog“ und motivierte die ein oder
andere dazu, sich anzumelden. Die Bücher Schleskes („Der Klang“
und „Herztöne“) sind Bestseller spiritueller Literatur geworden
und eben auch einem großen Teil der Teilnehmenden der Ottmaringer
Tage bekannt.
Von ganz anderem Charakter waren
dagegen die Ausführungen von Sr. Katharina Kluitmann, der
Vorsitzenden der DOK (Deutsche Ordensoberenkonferenz).
Und wie passten dazu Bischof Serafim
Joantã, der Metropolit der rumänisch-orthodoxen Kirche für
Zentral- und Nordeuropa mit Sitz in Nürnberg und der emeritierte
ehemalige stellvertretende Generalsekretär des ökumenischen
Weltkirchenrates Georges Lemopoulos aus Genf?
Vielleicht war der Umgang mit der
Verschiedenheit das Faszinierendste für mich in diesen Tagen.
Verbunden mit dem inneren
(Herzens-)Wunsch: „ach, wenn das doch sonst auch gelingen könnte
in der Kirche und kirchlichen Strukturen: einander offen und
wohlwollend zu zu hören, mit einem echten Interesse,
unvoreingenommen und mit der Bereitschaft, voneinander zu lernen!“
Tatsächlich konkretisierte ich in
einem KNA (Katholische Nachrichten-Agentur) am Ende der Tage diesen
inneren Wunsch in der Form, dass ich den anstehenden „synodalen
Weg“ in der katholischen Kirche Deutschlands mit den gerade
erlebten Ottmaringer Tagen in Verbindung brachte: wenn doch alle
Teilnehmenden des Synodalen Weges die Erfahrung dieser Tage hätten
machen können.
Nicht zuletzt beeindruckte mich
persönlich neuerlich João Braz Kardinal de Aviz,
der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Institute
gottgeweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens, der
natürlich an mehreren Stellen des Programms referierte, aber vor
allem als Bruder unter uns war. Dazu muss ich eine lustige und
bezeichnende Anekdote erzählen: am 3. Juli fuhren wir Teilnehmenden
der Ottmaringer Tage gemeinsam nach Augsburg, wo sich Ordenschristen
aus der Diözese im Rahmen der Ulrichswoche versammelten. Auch hier
war ein Vortrag des Kardinals zum Thema “Charismen, Orden und
Ortskirche” vorgesehen. Dummerweise hatte der Kardinal seine Brille
im Bus liegen gelassen. Also lieh ihm eine Frau ihre Brille, die in
einem leuchtend rosa Etui steckte. Später erzählte Kardinal João,
wie er versuchte, das Etui zu verstecken, um nicht durch ein solch
feminin wirkendes Brillenetui bei irgend jemandem Anstoß zu erregen.
Als wir am letzten Tag in
Ottmaring Eindrücke sammelten, meldete sich Sr. Esther aus Berlin zu
Wort und sagte, dass die Geschichte mit der Brille ihr nachgehe. “Das
ist doch etwas: wenn da jemand aus der Kirchenleitung die Brille
einer Frau aufsetzt, sich sozusagen eine weibliche Sichtweise zu
eigen macht. Und natürlich muss ich mich fragen, ob ich meine
Sichtweise auch zur Verfügung stelle, einzubringen bereit bin...”
Wenige Tage nach unserer
Veranstaltung wurde bekannt, dass der Papst sieben Ordensoberinnen
zur Mitarbeit in der vatikanischen Ordenskongregation berufen
habe....
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