Es war die verstörend-bestürzende
Erfahrung von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung, als
sie in der vorweihnachtlichen Zeit durch die Einkaufsstraße einer
europäischen Großstadt ging: wunderschöner Schmuck überall,
prächtige Dekorationen in den Schaufenstern... Aber Jesus? Der, um
den es an Weihnachten geht, bei dem „Weihnachten“ seinen Ursprung
hat: er war nicht zu sehen, nirgends zu finden.
Kinder aus der Fokolarbewegung
engagieren sich seit Jahren, um dem gegenzusteuern. Sehr beliebt bei
den Kindern ist etwa, kleine Jesus-Figuren aus verschiedenem Material
zu gießen und diese dann an verschiedenen Stellen zu verteilen: in
den Vorräumen von Kirchen, aber auch in Fußgängerzonen. Eine
kleine Jesus-Kind-Figur von einem Kind überreicht ist eine
unaufdringliche Einladung, sich an die Wurzel von Weihnachten zu
erinnern.
Am vergangenen Donnerstag war ich
abends in Mindelheim. Da ich einen Termin um 19.00 Uhr hatte, machte
ich mich vorher auf den Weg, um das Weihnachtsmusical der
Maria-Ward-Schule anzusehen. Um 17.00 Uhr und noch einmal um 19.00
Uhr führten die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und
Lehrer dieses Musical auf, vor allem für die Familien, Eltern,
Geschwister und Großeltern der Schüler.
Abgesehen von der beeindruckenden
Leistung – es gab eine Bläser-, eine Streicher-, eine Gitarren-
und eine Flötengruppe, einen riesigen Chor und hervorragende
Schauspielerinnen, war ich von der Tatsache berührt, dass die
Weihnachtsbotschaft auf diese Art und Weise vermittelt wurde. Fast
ein klein wenig Genugtuung kam in mir auf: die Weihnachtsgeschichte
ist so brillant, dass sie nicht so schnell unter zu kriegen oder
auszulöschen ist.
Und ich erlebte ja jetzt nur die
Aufführung. Was mag da für eine gewaltige Probenarbeit dahinter
stecken? Und ob nicht die Kinder und Jugendlichen die ein oder andere
eingängige Melodie auch auf dem Schulweg weiter vor sich hin
geträllert haben? Irgendetwas bleibt, sickert sanft ein ins Leben
derer, die vielleicht nicht häufig eine Kirche von innen sehen
mögen.
Tags darauf feierte ich mit einer
Familie auf dem Friedhof die Urnenbeisetzung des Onkels bzw.
Großonkels und anschließend das Requiem für ihn in unserer
Wallfahrtskirche. Im Vorfeld hatte ich angeregt, ob nicht jemand aus
dem Familienkreis Fürbitten formulieren und während der
Eucharistiefeier sprechen möchte. Die Nichte des Verstorbenen, eines
allein stehenden Mannes, stimmte zu. Und zwei jüngere Frauen traten
dann nach meiner Homilie ans Ambo und – dankten zunächst einmal
Gott für den Onkel und sein Leben, bevor sie dann auch noch zwei
Bitten aussprachen.
Und ich fand das höchst passend und
außerdem sehr gut formuliert. So dass ich die eine der beiden
Frauen, die sich hinterher fast entschuldigen wollte, weil das keine
„klassischen Fürbitten“, auf die mit „wir bitten dich, erhöre
uns“ zu antworten gewesen wäre, schnell beruhigte und mich bei ihr
bedankte für die Art, wie sie gebetet hatten.
Abgesehen davon, dass ich mir weiter
Gedanken mache, wie dieses Erlebnis Liturgiegestaltung beeinflussen
könnte, bzw. die Einbeziehung von Mitfeiernden, war da auch wieder
so ein Gefühl von: „Gott, du bist da! Vielleicht manchmal ein
wenig verborgen und nicht so `klassisch´, wie wir es lange gewohnt
waren, aber du bist da, gegenwärtig“. Weihnachten!
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